Der Gemeinde Erdmannhausen (Landkreis Ludwigsburg) sind beim Tempolimit in der Bahnhofstraße die Hände gebunden. Jetzt wurde eine Online-Petition gestartet.
Wenn der Tempo-30-Bereich endet, kann man so richtig schön Gas geben? Das sollte man generell nicht tun, und in der Bahnhofstraße in Erdmannhausen schon gar nicht. Denn nur wenige Meter weiter kommt ein Zebrastreifen. Diese – vorsichtig formuliert – unglückliche Situation rührt daher, dass dort im vergangenen Jahr ein Seniorenheim neu eröffnet hat. Vor dem Heim wurde, so wie es die Gesetzeslage zulässt, die zulässige Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert.
In Erdmannhausen hatte man sich gewünscht, dass der Zebrastreifen, der gleich im Anschluss kommt, noch in den 30er-Bereich inkludiert ist. Das Landratsamt als zuständige Behörde setzte die Schilder allerdings anders. So steht nun das Schild, das Tempo 30 aufhebt, nur etwa 25 Meter vor dem Zebrastreifen. „Wir schütteln alle den Kopf“, sagt Vanessa Gruber. Gemeinsam mit Juliane Schaub hat sie eine Petition mit dem Titel „Tempo 30 – aber richtig“ gestartet. „Wir wollen nicht mehr warten, bis etwas passiert – wir ergreifen nun selbst die Initiative“, schreiben die beiden Rätinnen auf der Plattform Openpetition. Ihr Ziel:1200 Unterschriften, die Mitte Dezember an das Landratsamt übergeben werden sollen.
Viele Unterzeichner sind als Eltern selbst betroffen
In den ersten Tagen der Petition haben sich bereits mehr als 200 Menschen online an der Aktion beteiligt und ihr Votum abgegeben. Viele davon sind als Eltern selbst betroffen. Denn der Zebrastreifen in der Bahnhofstraße ist eine stark frequentierte Querungshilfe für viele Schüler und Kindergartenkinder. „Insbesondere im morgendlichen Berufsverkehr soll er eine sichere und reibungslose Überquerung der viel befahrenen Straße ermöglichen“, heißt es auf der Plattform von Openpetition. Und weiter: „Je höher das Tempo der Fahrzeuge bei der Zufahrt auf den Überweg, desto größer ist die Gefahr für möglicherweise zu spät bemerkte Fußgängerinnen und Fußgänger, die die Fahrbahn queren“.
Bürgermeister spricht von „Flickenteppich“
Am liebsten wäre es den Erdmannhäusern, wenn Tempo 30 noch weiter gelten würde, denn die Bahnhofstraße führt nach dem Zebrastreifen auch noch an einem Spielplatz vorbei. „Im Bereich des ,Brezel-Spielplatzes’ ist ebenfalls ein Geschwindigkeitslimit auf Tempo 30 sinnvoll.“ Und sogar noch weiter. „Flickenteppich“, nennt der Bürgermeister Marcus Kohler die Erdmannhäuser Bahnhofstraße. Um das Ganze einheitlicher zu gestalten, hatte die Gemeinde vergangenes Jahr im Zuge der Eröffnung des Pflegeheims Tempo 30 vom Bahnhof bis hinauf zur Kirchberger Straße beantragt. Was vom Landratsamt in Ludwigsburg abgelehnt wurde. „Die Geschwindigkeitsbeschränkung wurde im unmittelbaren Bereich des Zugangs zur Alteneinrichtung auf einer Länge von rund 80 Metern umgesetzt“, heißt es aus dem Kreishaus.
„Wir haben die Streckenanordnung, soweit es rechtlich möglich war, bereits ausgedehnt. Eine weitere Ausdehnung war aufgrund der bisher geltenden Rechtslage nicht möglich.“ Was für den Bürgermeister „einfach ärgerlich“ ist. Wobei er die Schuld nicht aufs Landratsamt schieben will. „Die haben auch ihre Gesetze.“ Kohlers Kritik geht an die große Politik. „Es ist vollkommen unverständlich, warum an einem Spielplatz und auf einem Schulweg Tempo 30 bislang rechtlich nicht möglich war.“
Das könnte sich nun ändern. Denn erst vor knapp zwei Wochen gab es Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung, wonach künftig Kommunen in solchen Fällen mehr Freiräume haben. Was aber nicht bedeutet, dass die Erdmannhäuser das Schild dann selbst bis zum Spielplatz versetzen dürfen. Es braucht weiterhin das Okay vom Landratsamt. Dort hat man „natürlich Verständnis für das Anliegen der Bürgerinnen und Bürger“ und verspricht: „Wir prüfen auf Grundlage der neuen gesetzlichen Bestimmungen die Erweiterung der Streckenbeschränkung.“