Gerd Nefzer (zweiter von rechts) mit seinem Oscar für die „Special Effects“ des SciFi-Epos „Dune“. Foto: AFP/Mike Coppola

In Los Angeles holt der „Special Effects“-Experte Gerd Nefzer den zweiten Oscar seiner Karriere. Die Preisverleihung hätte der Schwäbisch Haller um ein Haar verpasst – wegen Corona.

Gerd Nefzer strahlt mit dem Oscar in der Hand Backstage, hinter den Kulissen, vor der internationalen Presse. Mit dem roten Sieger-Umschlag fächert er sich frische Luft zu. Was wollte er auf der Bühne in seiner Dankesrede sagen, als ihm die Musik ins Wort fiel? Er hätte natürlich gerne einige Worte in Deutsch an seine geliebte Heimat gerichtet, sagt er auf Englisch - und fügt grinsend hinzu: „Das ist wunderbar“.

Er wollte sich auch unbedingt bei dem „unglaublichen“ Regisseur Denis Villeneuve bedanken. „Er ist ein großartiger Kerl und ich liebe ihn sehr“, sagte er weiter auf Englisch. Natürlich wollte er auch seiner Frau Regina, seinen beiden Kindern, seiner Mutter und seinem Schwiegervater danken, der ihn vor 35 Jahren in dessen Effekte-Firma hineingeholt habe. Dann zählt er stolz die Namen seiner „fantastischen“ Mitarbeiter auf. 

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Den Oscar-Gewinn wollte er jetzt auf einigen Partys in Hollywood feiern. „Die Nacht ist lang“, grinst Nefzer - aber sie müssten morgen schon wieder nach Deutschland zurückfliegen.

Nefzer war früher Landwirt

Nefzer kommt aus Schwäbisch Hall und war Landwirt, bevor er sich den Spezialeffekten in Kinofilmen verschrieb. In den 1980er Jahren stieg er in die Firma seines Schwiegervaters ein, die Waffen, Panzer und historische Autos für Filme verlieh. Mit seinem Schwager Uli Nefzer baute er den Special-Effects-Bereich der Firma aus.

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Nach dem Mauerfall expandierte die Firma nach Babelsberg, dem Mekka des deutschen Films. Von dort aus gelingt es den Nefzers, sich in Hollywood zu etablieren. „Stirb langsam“, „Inglorious Basterds“, „Die Tribute von Panem“, „Blade Runner 2049“ und jetzt eben „Dune“ – in vielen Filmen, die durch erstklassige Special Effects auffallen, hat Gerd Nefzer die Finger drin.

Der negative Test kam in der letzten Minute

Der lange geplante Oscar-Besuch wäre beinahe geplatzt. Erst am Freitagabend habe er nach einer Corona-Erkrankung einen negativen Test erhalten, erzählt Nefzer. Am Samstag sei er mit seiner Frau nach Los Angeles gejettet, gerade noch rechtzeitig für die Gala. Seinen Humor hat er nicht verloren. „Das war eine schwierige Woche, wenn du nur Zuhause bist, mit deiner Frau zusammen in einem Zimmer“, witzelt er vor den über Hundert Journalisten über seine Corona-Quarantäne. 

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Was würde er seinen Fans in Deutschland sagen? „Ich habe nie geglaubt, dass ich einen Oscar gewinne und ich habe es geschafft. Man muss immer an das glauben, was man macht und hart dafür arbeiten.“ 

Nefzer und drei weitere Hollywood-Kollegen gewannen den Oscar in der Kategorie Visuelle Effekte für den Science-Fiction-Film „Dune“. Bereits 2018 holte der gebürtige Schwabe mit seiner Arbeit an „Blade Runner 2049“, auch unter der Regie von Denis Villeneuve, den Oscar für Visuelle Effekte .