Warum gilt Online-Casino-Werbung nur für Schleswig-Holstein? Foto: rawf8/Shutterstock

In der Werbung für Online-Casinos hört man immer wieder, dass die Angebote nur für Schleswig-Holstein gelten. Warum ist das so?

Ob Bastian Schweinsteiger, Boris Becker oder H.P. Baxxter: Sie alle waren bereits in der Werbung für Online-Casinos, Poker-Portale und Co zu sehen. Die Online-Angebote für Glücksspiel sind vielfältig und in der Regel leicht zugänglich. Die Branche boomt: 2017 haben Online-Casinos in Deutschland rund 1,76 Milliarden Euro eingespielt.

Was viele dabei nicht wissen: Online-Casinos sind in Deutschland bisher verboten. Wie kommt es also, dass die Anbieter dennoch deutschlandweit im Fernsehen werben können?

Sonderregelung für Online-Casinos in Schleswig-Holstein

Grund dafür ist eine Sonderregelung aus Schleswig-Holstein, die bereits seit 2011 gilt und schon häufiger für Ärger gesorgt hat.

Weil Glücksspiel süchtig machen und Menschen finanziell ruinieren kann, wird diese Branche streng vom Staat reguliert. Die Bundesländer haben sich im sogenannten Glücksspielvertrag auf gemeinsame Regeln geeinigt – nur Schleswig-Holstein geht einen eigenen Weg und vergibt entsprechende Glücksspiel-Lizenzen auch an Online-Anbieter.

Die Kritik am bisherigen Alleingang von Schleswig-Holstein beim Glücksspiel hat verschiedene Gründe:

1. Kunden aus anderen Bundesländern werden meistens nicht abgewiesen, sondern oft auf entsprechende Seiten weitergeleitet. Zum Teil werden diese Seiten aus dem Ausland (z.B. Malta) betrieben, weil sich die Anbieter auf weniger strenge EU-Regeln berufen.

2. Viele Bundesländer würden die TV-Werbung gerne verbieten. Das Innenministerium von Schleswig-Holstein wurde dazu aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass die Glücksspielanbieter nur dort Werbung schalten dürfen, wo ihr Angebot auch legal ist.

Neuer Vertrag für Online-Glücksspiel in Deutschland geplant

Doch die Sonderreglung im Glücksspiel für Schleswig-Holstein dürfte bald vorbei sein. Denn die Länder haben sich auf eine Reform des Glücksspielmarktes geeinigt. Folgendes dürfte bald gelten:

  • Online-Casinos, Online-Poker und virtuelle Automatenspiele sollen zukünftig erlaubt sein.
  • Es soll strenge Regeln zum Spielerschutz geben, beispielsweise ein monatliches Einzahlungslimit von 1000 Euro.
  • Außerdem soll es Spielersperren bei Glücksspielsucht geben.
  • Eine zentrale Glücksspielbehörde der Länder soll eröffnet werden.

Der bisherige Staatsvertrag zum Glücksspiel läuft zum 1. Juli 2021 aus. Ab dann soll die neue Regelung gelten. Der Staat hofft dadurch, Online-Glücksspiel besser regulieren und versteuern zu können.

Nun streiten die Bundesländer darum, ob bis zum Eintreten des neuen Vertrags die Online-Casinos geduldet werden oder nicht. Vor allem Hamburg, Niedersachsen, Brandenburg und Baden-Württemberg sind gegen eine solche Duldung. Hamburg hat im Juni 2020 wegen „unerlaubter Veranstaltung eines Glücksspiels“ sogar Strafanzeige gestellt gegen die Sportwetten-Anbieter Tipico, Bwin und Bet3000. Die namhaften Anbieter berufen sich jedoch darauf, dass der noch geltende deutsche Glücksspiel-Staatsvertrag gegen Europarecht verstoße.

Hinweis: Glücksspiel kann süchtig machen. Online-Casinos sind dabei besonders gefährlich, weil sie verschleiern, dass es um echtes Geld geht. Setzen Sie nur Geld ein, welches Sie sich leisten können, zu verlieren. Stellen Sie bei sich Anzeichen von Glücksspielsucht fest, wenden Sie sich an eine Beratungsstelle: https://www.check-dein-spiel.de/hilfe/hilfe-vor-ort/ . Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bietet auch ein kostenloses und anonymes Online-Beratungsprogramm an sowie eine kostenlose und anonyme Telefon-Beratung unter 0800-1372700.