Die Fläche vor dem Glashaus ist der konsumfreie Picknickbereich auf dem Nürtinger Stadtbalkon. Foto: Markus Brändli

Der Stadtbalkon in Nürtingen (Kreis Esslingen) mit seiner Gastronomie ist ein beliebtes Ausgehviertel. Auch ohne Konsumzwang kann man sich dort aufhalten.

Auf dem Stadtbalkon am Nürtinger Neckarufer gibt es neuerdings Picknickecken ohne Verzehrpflicht, außerdem viele Palmen und noch mehr Grün. Bei einem Rundgang am Nachmittag geht es auf Entdeckungstour.

 

Tatsächlich präsentiert sich die Nürtinger Flaniermeile, die bis vor wenigen Jahren noch eine viel befahrene Straße war, als gepflegte und begrünte Terrasse im Großformat. Die üppig mit Stauden, Sommerflor und sogar Bäumen bepflanzten Kübel sorgen für eine entspannte Atmosphäre, die durch den Blick auf den Neckar noch gesteigert wird.

Im Kreis Esslingen gibt es wenig Naherholungsmöglichkeiten am Wasser

„Wasser haben wir hier in der Gegend eher wenig“, erklärt Kathrin Schmohl aus Köngen. Die junge Mutter ist mit einer Freundin zum Stadtbalkon gekommen und lobt die attraktive Lage am Neckar. „Wasser tut einfach gut“, sagt sie und berichtet, wie schön es für die Kinder sei, einige Meter flussaufwärts an der Mündung der Steinach die Enten am seichten Ufer und auf den Kiesbänken zu beobachten.

Von den neuen Picknickecken habe sie noch nichts gehört, aber die Idee findet die junge Mutter gut, da sie unterwegs mit Kind sowieso meist etwas zum Knabbern und eine Erfrischung dabei habe. Auch andere Gäste haben von Picknickecken noch nichts mitbekommen. Das ist wohl auch der Verwaltung bekannt, die demnächst mit einem Schild auf den Picknickbereich hinweisen möchte.

Palmen, Bäume und blühende Pflanzen sorgen für eine angenehme Atmosphäre am Neckarufer. Foto: Markus Brändli

Auf der recht kleinen Fläche zwischen dem Glashaus und Joe Peña‘s ist der Picknickbereich mit einer zentralen Bank, einem als Sitzgelegenheit hergerichteten liegenden Baumstamm und mehreren Biertischgarnituren bestückt und auf den kleinen balkonartigen Erkern am Wasser stehen ebenfalls Bänke für den konsumfreien Aufenthalt bereit.

Für den Stadtbalkon haben sich die Bürger mehr Gastronomie gewünscht

Ansonsten soll nach Worten von Oberbürgermeister Johannes Fridrich auf der Flaniermeile zumindest in den Sommermonaten das gastronomische Angebot im Vordergrund stehen. Das sei auch der Wunsch aus der Bürgerbeteiligung gewesen. Fridrich findet es dennoch „in Ordnung, da es entlang des Neckarufers viele idyllische Plätze gibt, wo man sich fern jeder gastronomischen Nutzung aufhalten kann.“ Wichtig ist dem Verwaltungschef beim Eigenverzehr „dass man den Müll ordnungsgemäß entsorgt. Das ist leider nicht immer der Fall.“

Der Stadtbalkon habe sich zum überregionalen Anziehungspunkt gemausert und das freue ihn besonders, „da das mutige Projekt mit kaum städtischem Budget nicht einfach umzusetzen war und ich auch viel Gegenwind dafür bekam“, wie der Oberbürgermeister erklärt.

Palmen am Neckar, Kirschbäume und noch mehr Schattenspender

Bei der Begrünung haben sich Gastronomen und Verwaltung ins Zeug gelegt. Es gibt Kirschbäume entlang des Geländers zum Neckar, die Terrassen vor den vier Gastronomiebetrieben sind mit Palmen bestückt und vor der Fassade des historischen Salemer Hofs sorgen drei drei Meter hohe Schirmplatanen für Schatten. Dafür hat Fridrich insgesamt 80 000 Euro eingesammelt, 50 000 Euro kamen über einen Wettbewerb der Kreissparkasse und 30 000 Euro haben Unternehmen gespendet.

Die Bäume sollen dort 80 bis 100 Jahre alt werden können, Schatten spenden und dank der Verdunstung das Kleinklima verbessern helfen soll.

Gepflanzt wurde mit dem Blasenbaum außerdem ein hitzeverträglicher Baum. Der Baum ist ein insektenfreundliches Gewächs, da er als Bienenweide gilt. „Er blüht als einer der wenigen Bäume im August mit lockeren auffälligen gelben Rispen“, so Waldner, Sachgebietsleiter Grünflächen- und Freiraumplanung.