Gut gelaunt: Die Crew vom Casa Vecchia Foto: Stefanie Schlecht

Seit ein paar Monaten hat Sindelfingen wieder eine schicke Adresse. Man spürt den Anspruch, der aber noch nicht in allen Punkten umgesetzt ist, findet unser Gastrokritiker.

Seinen Namen kann das Casa Vecchia zurecht mit Stolz tragen, heißt es doch übersetzt altes Haus. Urkundlich erwähnt wurde das Gebäude erstmals anno 1456. Bewirtet war es zuletzt bis 2018 als Hirsch, der bei den neuen Betreibern noch im Untertitel steht. Lange lag die Location gegenüber der Martinskirche brach, bis sie von den Wohnstätten Sindelfingen übernommen und saniert wurde. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: In zwei unterschiedlich gestalteten Gasträumen – einer mit Holzboden und -vertäfelung, einer puristischer – samt Bar und Zigarrenlounge lässt sich elegant Bella Figura machen.

 

Anspruch an gehobene Küche

Als Pächter konnten der IT-Unternehmer Sascha Reuß und Gaetano Giglio gewonnen werden, der zuvor in Sindelfingen das Milano betrieb. Ein Teil des Teams wurde mitgenommen, in der Küche als Doppelspitze Maria Christina Lapenta und Giovanni Ilato. Den Anspruch, gehobene klassische Küche mit guten Produkten bei dementsprechenden Preisen zu bieten, merkt man schon beim feinen Olivenöl aus Apulien zum luftigen Maisbrot. Am Nebentisch sehen wir zum Carpaccio-Tuning sogar eines der besten Öle von Quattrociocchi.

Der Meeresfrüchtesalat (22,50 Euro) bietet viel Oktopus, Sepia, eine ganze Garnele sowie Staudensellerie und Zwiebeln, könnte aber prägnanter angemacht sein. Zu den Kalbfleischscheiben und der Thunfischcreme des Vitello Tonnato (19,50 Euro) gibt es ein halbes gekochtes Ei, Kapern und Sardellen – und somit ordentlich Power. Etwas mehr Umami hätten wir uns im Bolognese-Ragout (17,50 Euro) gewünscht, das recht trocken und ziemlich überportioniert ist. Wie es sich gehört, gibt es Tagliatelle dazu, die aber unter dem Fleischberg nicht zu sehen sind. Das Ossobuco alla milanese (36 Euro) liegt schön mürbe geschmort unter einer Schicht Wurzelgemüse, begleitet von einem sehr cremigen Risotto mit feiner Parmesan- und Safran-Note. In der Panna cotta con frutti di bosco (10,50 Euro) stimmt wie bei der Pasta die Relation nicht ganz: eine dünne Schicht Sahnepudding unter vielen Waldfrüchten, die dank Johannisbeeren erfreulich säuerlich statt wie so häufig zu süß sind.

Noch in der Aufbauphase

Die Weinkarte ist gut bestückt mit vielen Weißen aus Südtirol bis hin zu einigen roten Berühmtheiten im dreistelligen Bereich. Bei den glasweisen Weinen (zwischen 8,50 und 9 Euro für 0,2 l) weiß man allerdings (noch) nicht, von welchem Produzenten sie sind. Im Gespräch nach dem Besuch zeigt sich Gaetano Gigliu offen für unsere Kritik auf hohem Niveau. Man sei eben noch in der Aufbauphase, auch bei der Homepage. Wir können festhalten, dass man im Casa Vecchia schon jetzt in vielen Bereichen gut aufgestellt ist – auch mit einem sehr aufmerksamen Service.

Service

Casa Vecchia, Ziegelstraße 32, Sindelfingen, Telefon 070 31 / 921 10 99, Mi bis Fr, So und Mo 12 bis 14.30 und 18 bis 22.30 Uhr, Sa 16 bis 22.30 Uhr. instagram.com/casavecchia_ristorantebar