Der nächste Schritt bei der Planfeststellung zum Ausbau des Albaufstiegs der A 8 soll an diesem Donnerstag in Gruibingen gemacht werden. Bei dem öffentlichen Termin dürfte neben dem Lärmschutz vor allem die Trassenführung ein heißes Eisen werden.
Gruibingen - Bei sportlichen Auseinandersetzungen geht es in der Gruibinger Sickenbühlhalle des Öfteren recht hitzig zu. An diesem Donnerstag von 9 Uhr an sind dort allerdings eher heiße Diskussionen zu erwarten. Denn es geht um den vorgesehenen sechsspurigen Ausbau des Albaufstiegs der A 8 zwischen Mühlhausen und Hohenstadt. Im Zuge des Planfeststellungsverfahrens bittet das Stuttgarter Regierungspräsidium (RP) zum Erörterungstermin. Die jetzige, zweigeteilte Trasse gilt zwar als eine der schönsten Autobahnstrecken Deutschlands, ist aber auch eine der stauanfälligsten.
Nach einem langen Hin und Her zwischen Bund und Land – die Pläne lagen bereits seit 2005 weitgehend fertig in den Schubladen – kam im Oktober vergangenen Jahres die Zusage aus Berlin, dass das mehr als 600 Millionen Euro teure Projekt aus Bundesmitteln finanziert werde. Damit kam die auf Eis gelegte Planfeststellung wieder ins Rollen. Im Herbst dieses Jahres sollte das Verfahren abgeschlossen sein, Ende 2021 wollte man mit dem Bau loslegen. Spätestens 2027 sollten dann die ersten Autos auf der neuen Trasse fahren können.
Bürgerinitiative: K-18-Trasse kostet weniger und ist umweltverträglicher
Dieser Zeitplan wird kaum zu halten sein. Denn mit dem Erörterungstermin ist das Prozedere längst nicht beendet, gilt es doch, rund 3000 Einwendungen und Anregungen zu besprechen und gegebenenfalls in den Plan einzuarbeiten. Die Schwerpunkte der privaten Einwendungen sind laut dem RP der Lärmschutz, der Flächenverbrauch, die Anschlussstelle Hohenstadt, die bis jetzt noch nicht als vollständiger Autobahnanschluss vorgesehen ist, sowie die Trassenführung.
Während die Planer im Landesverkehrsministerium und im RP ihrer sogenannten E*-Trasse den Vorzug geben, stehen auf der anderen Seite die Drackis, die Bürgerinitiative A 8 Drackensteiner Hang, mit ihrer K-18-Trasse. Diese wäre insgesamt zwar 3,8 Kilometer länger, würde aber deutlich weniger kosten und wäre zudem umweltverträglicher, betont Edgar Kastner vom Vorstand der Drackis. In der Tat haben Umweltschützer der E*-Trasse miserable Noten ausgestellt; sie ist zwar lediglich 7,6 Kilometer lang, braucht aber zwei Tunnels und zwei Brücken. „Unsere Trasse kommt mit einer Brücke und einem Tunnel aus“, erklärt Kastner. Die Brücke über das Gosbachtal, die eine Frischluftschneise zerstören würde, fiele also weg. Sein Vorstandskollege Michael Danner ergänzt, „dass die E*-Trasse einfach geradeaus durch gemacht werden soll, ohne Rücksicht auf Umweltbelange“.
Regierungspräsidium verweist auf Verkehrssicherheit und CO2-Ausstoß
Dies wiederum sieht man beim RP und im Verkehrsministerium völlig anders. Verwiesen wird zum einen auf die bundesweit einheitlichen Vorgaben zur Verkehrssicherheit, etwa was den Mindestradius von Kurven oder die maximale Steigung von Autobahnen angehe. Zum anderen wird die kürzere Streckenführung genannt, die bei 90 000 Fahrzeugen pro Tag einen Unterschied von überschlägig 22 000 Tonnen CO2 pro Jahr ausmache. Dennoch hatte das RP zugesagt, die K-18-Trasse ergebnisoffen zu prüfen.
Die Bürgermeister von Gruibingen und Hohenstadt, Roland Schweikert und Günter Riebort, hoffen indes auf die E*-Trasse. Alles andere könnte den Bau unnötig verzögern, befürchten die Rathauschefs.
Daten und Fakten zum geplanten Albaufstieg der A 8
Der Neubau des Albaufstiegs der Autobahn 8 ist ein Megaprojekt. Die Idee: ein sechsstreifiger Ausbau des Nadelöhrs mit Standstreifen, dazu eine leistungsfähige Umleitungsstrecke durch die Aufrechterhaltung der bisherigen Albaufstiegstrasse. Die Streckenlänge der neuen Autobahn beträgt 7,6 Kilometer. Im Vergleich zum bestehendem Abstieg ist die E*-Trasse 3,8 Kilometer und zum bestehenden Aufstieg 4,5 Kilometer kürzer. Kosten: rund 603 Millionen Euro.
Die Prognose
Über die beiden jeweils dreispurigen Richtungsfahrbahnen werden nach der Fertigstellung, laut den Plänen ist das 2026/2027, innerhalb von 24 Stunden rund 90 000 Fahrzeuge rollen – so die Prognosen. Bei der Verkehrszählung 2015 waren es noch 68 000, zurzeit sind es mehr als 70 000. Bei der neuen Trasse sind auch spektakuläre Einzelbauwerke vorgesehen, etwa zwei mehrere hundert Meter lange Brücken über das Filstal und das Gosbachtal, dazu der Tunnel „Himmelschleife“ (1200 Meter lang) und der 1700 Meter lange Tunnel „Drackenstein“