Der weltberühmte, anonyme Street-Art-Künstler Banksy hat erneut zugeschlagen. Zwei neue Graffiti sind in London aufgetaucht und sorgen für Aufsehen und wilde Spekulationen in den sozialen Medien.
Die beiden jüngsten Kunstwerke des Street-Art-Künstlers Banksy erscheinen zu einem brisanten Zeitpunkt im Nahostkonflikt. Banksy, der immer wieder politische und gesellschaftliche Themen aufgreift, hat sich auch in der Vergangenheit häufig künstlerisch zum Nahostkonflikt geäußert.
So eröffnete er 2017 das „The Walled Off Hotel“ in Bethlehem, das einen Blick auf die Mauer zwischen Israel und Palästina bietet und mit seiner Kunst gefüllt ist. In einem der Zimmer trohnte ein Kunstwerk, das eine Kissenschlacht zwischen einem Israeli und einem Palästinenser zeigte, bei der Federn die Wand besprenkelten – eine bittere Allegorie auf den damals schon andauernden Konflikt. Banksys Kunst war immer politisch oder wurde zum Politikum gemacht.
Von der Ziege bis zum Elefant
Kurz vor einer erneuten Zuspitzung des Nahostkonflikts sind nun wieder zwei Banksy-Graffitis aufgetaucht. Das erste neue Werk, das seit gestern die Seite eines Gebäudes im Südwesten Londons ziert, zeigt die Silhouette einer Ziege, die auf einem kleinen Vorsprung auf der Mauer steht. Steine fallen von dem Vorsprung. Eine Sicherheitskamera, die sich an der Mauer befindet, wurde auf die Ziege gerichtet.
Wie immer nutzt Banksy die Umgebung geschickt für seine Kunst. Die Interpretation dieses Bildes lässt viel Spielraum. In den sozialen Medien wird viel darüber diskutiert. Geht es um die Wohnungsnot in London oder ist die Kamera, die auf das Bild gerichtet ist, eine Anspielung auf die Medienlandschaft, die häufig Ziel seiner Kritik ist? Bestätigt wurde die Echtheit des Kunstwerks durch einen Post auf Banksys offiziellem Instagram-Profil.
Nur 24 Stunden später folgte ein weiterer Post und damit ein weiteres Werk, ebenfalls in London: Zwei Elefantenköpfe, die sich die Rüssel entgegenstrecken, in Banksys unnachahmlichem Schablonenstil auf zwei nebeneinander liegende Fenster gesprüht. Auch hier überschlagen sich die Kommentare und Spekulationen. Geht es um „den Elefanten im Raum“ – ein großes, kontroverses Thema, das offensichtlich vorhanden ist, aber aus Bequemlichkeit nicht diskutiert wird? Möglicherweise ein künstlerischer Kommentar zum schwelenden Konflikt zwischen Israel und Palästina oder zwischen Israel und dem Iran?
Die Elefanten könnten symbolisch für Nachbarn stehen, die in Konflikt stehen, oder für schwerwiegende Probleme, die ignoriert werden. Das von Banksy gepostete Bild des Elefanten-Graffitis zeigt zudem eine Frau, die mit ihrem Hund unterhalb der Fenster entlangläuft – möglicherweise ein weiteres Element seiner Botschaft.
Auch in Stuttgart gab es im vergangenen Jahr die Möglichkeit die Kunst zu bestaunen: Von Mai bis Oktober 2023 waren rund 150 Reproduktionen von Banksy-Werken in Stuttgart zu sehen. Die Ausstellung „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ zog zahlreiche Besucher an. Kuratorin Virginia Jean sagte vergangenes Jahr: „Banksy spricht mit seinen Schöpfungen signifikante Wahrheiten und Probleme in unserer Welt an, vor welchen wir nur allzu gerne die Augen verschließen“.
Werke bieten Raum für Diskussion
Zuletzt tauchte Mitte März ein Graffiti des Streetart-Künstlers auf. Hinter einem kahlen und beschnittenen Baum hatte er grüne Farbe gesprüht, die aus dem richtigen Blickwinkel den Eindruck erweckt, der Baum trage Blätter. Darunter ist im Stil des bis heute anonymen Künstlers eine Frau zu sehen, die ein Sprühgerät in der Hand hält und das Werk betrachtet.
Seine Kunst fordert oft zum Hinsehen und zur Auseinandersetzung mit unbequemen Wahrheiten auf. Ob es um Wohnungsbau, Medienkritik oder internationale Konflikte geht – Banksys Werke bieten Raum für Interpretation und Diskussion und auch der Elefant im Raum ist ein wiederkehrendes Motiv.