Auch die Vermarktung von Grundstücken in bester Lage ist kein Selbstläufer mehr. Nun haben sich drei Immobilienunternehmen aus der Region Stuttgart zusammengeschlossen, um ein 9400 Quadratmeter großes Grundstück am Fuchshof von der Stadt Ludwigsburg zu erwerben und zu bebauen.
Die Erschließung des Baugebiets Fuchshof im Ludwigsburger Osten schreitet fort. Nun konnte die Stadt ein weiteres, 9400 Quadratmeter großes Grundstück im sogenannten ersten Baucluster verkaufen – das ist der Bereich zwischen der Fuchshofschule und den Resten des Baumbestands, der die Grenze zum zweiten Baucluster markiert. Käufer ist nicht ein einzelner Investor, sondern ein Konsortium lokaler Bauträger, bestehend aus Betz BauPartner, Pflugfelder Immobilien sowie Strenger Bauen und Wohnen.
Allerdings weichen die Pläne des Konsortiums von dem ab, was die Stadt Ludwigsburg ursprünglich für den Fuchshof geplant hatte. Dort sollten eigentlich ausschließlich drei- und viergeschossige Mehrfamilienhäuser entstehen. Nun ist es eine Mischung aus Mehrfamilien- und Reihenhäusern mit einer gemeinsamen Tiefgarage für 150 Fahrzeuge – das entspricht einem Stellplatzschlüssel von 1,0 für die 150 geplanten Wohneinheiten statt des eigentlich vorgeschriebenen Schlüssels von 0,8. Und Parkraum sollte ursprünglich nur in einer Quartiersgarage entstehen. Fünf der 150 Wohneinheiten entfallen auf Reihenhäuser, der Rest auf Wohnungen in Mehrfamilienhäusern.
Auch preisgebundene Mietwohnungen sind darunter
36 davon sollen nach Angaben der Stadtverwaltung preis- und belegungsgebundene Mietwohnungen nach dem Landeswohnraumförderungsgesetz sein. Man habe sich mit dem Konsortium auf einen Wohnungsmix geeinigt, „der auch in dieser schwierigen Zeit marktgängig ist, aber auch den Bedarf der Inhaber von Wohnberechtigungsscheinen nicht aus den Augen verliert“, so eine Pressesprecherin der Stadt. Laut Konsortium gab es „intensive und partnerschaftliche Verhandlungen“ mit der Rathausspitze.
Fest steht: In der heutigen Zeit ist die Vermarktung von Grundstücken und erst recht von Wohnungen kein Selbstläufer mehr, auch wenn Wohnraum nach wie vor benötigt wird. Allerdings vor allem bezahlbarer Wohnraum. Mit Neubauten, auch wenn sie öffentlich gefördert werden und die Miete deshalb günstiger ist, ist das kaum möglich. Man könne derzeit nicht mehr unter einem Quadratmeterpreis von 6000 Euro bauen, sagte kürzlich Julian Pflugfelder, der Chef eines der beteiligten Immobilienunternehmen. Und weil die Erstellung von Tiefgaragenplätzen besonders teuer ist, muss ihr Bau zudem über den Verkaufspreis der Wohnungen querfinanziert werden.
Die Sprecherin der Stadt bestätigt, der Wohnungsbau sei seit zwei Jahren ins Stottern geraten. Als Kommune habe man nur begrenzte Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken. Dennoch seien, wie die Verkäufe zeigten, Baulandentwicklungen weiterhin möglich, und Bauunternehmen wollten in Ludwigsburg investieren.
Mit dem Verkauf des jetzigen Grundstücks sind im ersten Baucluster elf Grundstücke verkauft, drei sind noch zu vermarkten. Ob auch die Wohnungsbau Ludwigsburg (WBL) am Fuchshof mit einsteigt, ist derzeit noch unklar. Auf eine Bebauung am Gämsenberg hatte sie unlängst verzichtet. „Die WBL prüft derzeit die Ankaufs- und Bebauungsmöglichkeiten auf dem Fuchshof, vor allem im Hinblick darauf, dass die Entwicklung von Grünbühl als Priorität durch den Aufsichtsrat eingestuft wurde. Geprüft wird eine Bebauung auf dem Baucluster zwei“, so die Stadtsprecherin.
Die Stadt muss für die Erschließung in Vorleistung gehen
Auch im Hinblick auf die klammen Stadtfinanzen ist zu hoffen, dass sich alle Grundstücke wie geplant vermarkten lassen. „Wie bei allen Baugebieten, die in der Vergangenheit in Ludwigsburg entwickelt wurden, werden die notwendigen Erschließungskosten am Ende der Vermarktung durch die Grundstückserlöse abgedeckt,“ heißt es seitens der Stadt.