Auf dem Ehrenhof, wo zurzeit viel im Rahmen der EM gejubelt wird, herrscht am Montag Stille: Mit einer Schweigeminute gedenkt die Polizei des bei einem Unfall getöteten Tuning-Experten Thomas Hohn.
„Lieber Tom“ sagt der Polizeiführer vom Dienst über Lautsprecher. „Du wirst für immer einer von uns bleiben.“ Das sind die Worte, mit denen sich die Stuttgarter Blaulichtfamilie von Thomas Hohn verabschiedet. Genau eine Woche nach dem Unfall, der ihn aus dem Leben riss, treffen sie sich auf dem Ehrenhof des Neuen Schlosses zum stillen Gedenken. Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Vollzugsdienst: Sie alle stehen Schulter an Schulter und schweigen, weinen, trauern. Die Schweigeminute ist da nur ein Augenblick in dem Prozess, der sie noch lange begleiten wird. Angesetzt ist eine Minute. Am Ende ist es aber fast eine Stunde des Gedenkens: In einer langen Reihe gehen die mehreren Hundert Menschen am Foto des Verstorbenen vorbei, das am Rande des Platzes steht. Innenminister Thomas Strobl (CDU) legt eine weiße Blume ab. Überlebensgroß blickt Thomas „Tom“ Hohn auf das Geschehen: Die Polizei ehrt ihn mit einem Foto auf der Leinwand. Darunter stehen seine engsten Gefährten: Die Motorradstaffel, die „Raureiter“ mit ihren Maschinen. Der Kontrast könnte größer nicht sein. Dort, wo in der Zeit der EM sonst Jubel und Ausgelassenheit ihren Platz haben, steht nun die trauernde Menge im Ehrenhof.
Die Eskorte begleitete Viktor Orbán zum Flughafen
Der Einsatz, bei dem der Polizist starb, war die Begleitung des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán zum Flughafen, der am Sonntag zuvor das Spiel seiner Nationalmannschaft in Stuttgart besucht hatte. Thomas Hohn hätte eigentlich schon im Ruhestand sein können. Aber der weit über die Stadt hinaus geschätzte Experte für Autotuning verlängerte, um bei der Europameisterschaft noch dabei zu sein. Der Unfall geschah am Albplatz, als eine Autofahrerin nach links aus der Rubensstraße auf die Bundesstraße abbog. Hohn war an der Spitze der Eskorte gewesen, er sperrte die Kreuzung ab und regelte den Verkehr. Der Wagen der Frau, die trotz der Sperrung weitergefahren war, erfasste ihn. Hohns Motorrad wurde gegen einen 27-jährigen Beamten geschleudert, der ebenfalls schwere Verletzungen erlitt.
Auf Krücken gestützt kommt auch er, um seinem Partner die letzte Ehre zu erweisen. Für ihn, für alle auf dem Platz ist Thomas Hohn #einervonuns: Dieser Hashtag wurde in den zurückliegenden Wochen häufiger gebraucht, als es den Beteiligten lieb war: Erst drückte die Polizei im Land damit ihre Verbundenheit mit dem in Mannheim getöteten Rouven Laur aus, nun die mit ihrem Stuttgarter Kollegen Thomas Hohn.