Jeremy Clarkson (stehend), Richard Hammond und James May (rechts) machen sich über den Ludwigsburger Grünen-Stadtrat Andreas Kasdorf lustig. Foto: Screenshot Amazon Prime Video

Andreas Kasdorf ist jetzt weltberühmt. Der Ludwigsburger Grünen-Stadtrat hatte einen publikumswirksamen Auftritt in der Autosendung „Grand Tour“, und das Boulevardblatt „The Sun“ hat berichtet. Von soviel Aufmerksamkeit können selbst Berliner Spitzengrüne nur träumen.

Ludwigsburg - Andreas Kasdorf ist jetzt berühmt. Weltberühmt. Der Ludwigsburger Grünen-Stadtrat hatte einen – wenn auch nicht ganz freiwilligen, so doch sehr publikumswirksamen – Auftritt in der Autosendung „Grand Tour“, und das Boulevardblatt „The Sun“ hat darüber berichtet. Die britische Zeitung hat acht Millionen Leser und zumindest „Top Gear“ die BBC-Vorgängersendung des neuen Amazon-Prime-Formats „Grand Tour“ hat in ihren Glanzzeiten im Schnitt 350 Millionen Zuschauer erreicht. Von soviel Aufmerksamkeit können selbst Berliner Spitzengrüne wie Hofreiter, Özdemir und Co. nur träumen.

Purer Hohn

Für die Grünen läuft es zurzeit nicht rund, den Start ins neue Jahr haben sie verstolpert: Zunächst handelte sich Simone Peter wegen ihrer Kritik am Silvestereinsatz der Kölner Polizei viel Ärger ein, dann forderte die Grüne Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg Sexdienste für Pflegebedürftige; ein Vorschlag, den der nur noch blassgrüne Tübinger OB Boris Palmer „zum Haare raufen“ findet. In diesen freudlosen Tagen freuen sich die Grünen der Ludwigsburger Fraktion darum umso mehr für ihren quasi über Nacht berühmt gewordenen Kollegen. Auch wenn dieser selbst eher verhalten reagiert: „Mir ging es nur um die Sache“, sagt Kasdorf. „Diese Art von Öffentlichkeit habe ich mir nicht gewünscht.“

Die Zurückhaltung des 32-Jährigen „german politician“ wird verständlicher, wenn man den Beitrag in der „Sun“ liest oder in einem online beigefügten Videoclip hört und sieht, wie Jeremy Clarkson, der Kopf des britischen „Grand Tour“-Teams agiert. Kasdorf findet dessen Auftritt „Stefan-Raab-mäßig“. Nun, das kann man so sehen, muss man aber nicht.

Gezeigt – beziehungsweise nacherzählt – wird, wie das Lästermaul Clarkson während der im November in Ludwigsburg aufgezeichneten und jetzt auf Amazon Prime gesendeten Folge des Automagazins zu ganz großer Form aufläuft, als er auf den Grünenprotest zu sprechen kommt. Angeblich hätte die Kritik eines Politikers um ein Haar dazu geführt, dass die Sendung verboten worden wäre, sagt er vor den Zuschauern, die an dieser Stelle schon zu ersten Buhrufen ansetzen. Aber das ist für Clarkson, der sich nun sichtlich wohl fühlt, nur die Einleitung. Was folgt, ist purer Hohn.

Er habe hier ein Bild von dem dafür verantwortlichen Grünen-Politiker, sagt der Starmoderator. „Ich möchte diesen Mann jetzt aber nicht im Fernsehen bloßstellen, darum habe ich seine Identität verpixelt“, sagt Clarkson. Als dann aber das Foto aufblitzt, ist Kasdorf deutlich zu sehen. Zwar mit schwarzem Zensurbalken, aber dieser Trauerflor befindet sich nicht über den Augen, sondern vor der Stirn. „Ich möchte euch natürlich nicht sagen, wie er heißt“, fährt der Moderator fort, legt eine Kunstpause ein und liest dann von einem Zettel ab : „... Andreas Kasdorf.“ Klar, dass im Saal das alle sehr lustig finden, darum setzt der britische Moderator noch eins drauf: „Er (Kasdorf, A.d.R.) sagt, dass wir hier nicht willkommen seien, denn das sei ein sehr fahrradfreundlicher Ort und nicht die Heimat von Mercedes und Porsche“, spottet Clarkson. „Und Deutschland ist die Wiege des Automobils. Das Auto wurde hier erfunden, es ist der letzte Ort, an dem man ein Auto so schnell fahren kann wie es überhaupt geht auf einer Autobahn.“

Ätzende Kommentare in den sozialen Medien

Kasdorf findet das nicht zum Lachen. „Die haben in der Show viele Fakten verdreht“, sagt der Grünenpolitiker, der im Hauptberuf Polizeibeamter ist. Das sehe man schon daran, dass sie offenbar gar nicht gewusst hätten, wo sie sich befanden und deshalb Ludwigsburg und Stuttgart in eins gesetzt hätten. Auch wenn man ihn damit offenbar beleidigen wollte, er nehme es nicht persönlich. Es handle sich eben um Scherze von „Leuten mit einem Faible für schwere Autos“, sagt er. An seiner Haltung ändere das nichts: „Ludwigsburg ist eine nachhaltige Stadt, und dafür werde ich mich auch weiter engagieren.“

Sauer aufgestoßen seien ihm allerdings ätzende Kommentare in den sozialen Medien und in Autozeitschriften: „Da wurde ich als Kommunist bezeichnet, weil man herausgefunden hat, dass ich nicht in Deutschland geboren bin.“ Kasdorf ist in der ehemaligen Sowjetunion geboren.