Die Ex-Kollegen jubeln, der Neu-Dortmunder Waldemar Anton ist frustriert. Foto: imago/IPA Photo

In der vergangenen Saison besiegte der VfB Stuttgart den BVB in drei Pflichtspielen dreimal – jetzt ist aus Dortmunder Sicht nach dem 1:5 vom Sonntag sogar alles noch schlimmer.

Nur mal so zur Erinnerung: Alles sollte besser werden unter dem neuen Trainer Nuri Sahin. Klar, Borussia Dortmund schaffte es unter Sahins Vorgänger Edin Terzic bis ins Finale der Champions League – aber die vergangene Saison auf nationaler Bühne? War eine Katastrophe. Vor allem gegen den VfB Stuttgart. Drei Niederlagen setzte es für den BVB insgesamt in Liga und Pokal gegen die Weiß-Roten. Hinterher, gegen Saisonende, blickte Weltmeister Mats Hummels zurück – und schämte sich noch immer. „Ich habe mich in meiner Ehre gekränkt gefühlt, so in diesem Trikot auf dem Platz zu stehen“ sagte er: „So unterwürfig, so fußballerisch unterlegen.“ Speziell in den Spielen gegen Bayer Leverkusen und den VfB habe sich der BVB „mit elf Mann am Sechzehner“ verbarrikadiert, so sagte das der Innenverteidiger mit Blick auf die Dortmunder Angsthasen-Auftritte auch noch.

 

Jetzt sind Hummels und Terzic weg. Und der BVB? Geht mit 1:5 beim VfB Stuttgart unter. Ist also alles nur noch schlechter geworden in der neuen Runde?

So weit, na klar, wollte der Dortmunder Sportdirektor am Sonntagabend nach dem Debakel in der MHP-Arena nicht gehen. „Wir werden am vierten Spieltag jetzt nicht alles in Schutt und Asche reden, es war auch klar, dass wir in dem Prozess Zeit benötigen“, sagte Sebastian Kehl: „Aber wenn wir häufiger solche Leistungen zeigen, dann werden wir mit unseren Zielen nichts zu tun haben.“

Der Frust der Beteiligten

Das ist wohl wahr – weshalb auch aus den weiteren Dortmunder Beteiligten der pure Frust sprach. Trainer Sahin etwa attestierte seinem Team eine „Nicht-Leistung“, der frühere Stuttgarter und jetzige Dortmunder Innenverteidiger Waldemar Anton meinte, dass so ein Spiel „nie wieder“ passieren dürfe. Und auch Sportdirektor Kehl legte den Finger noch in die Wunde: „Wir sind natürlich sehr enttäuscht und auch richtig sauer, jeder Spieler von uns sollte sauer sein und sich an die eigene Nase fassen, wie diese Leistung zustande gekommen ist.“

Im sechsten Pflichtspiel der Saison kassierte der BVB zwar erst die erste Niederlage – in der Liga jedoch liegt der BVB nach vier Spielen schon fünf Punkte hinter dem FC Bayern. Dabei lechzen die Dortmunder ja nach ihrem ersten Titel seit dem Gewinn des DFB-Pokals 2021 – aber klar ist: Mit den Leistungen aus der noch jungen Saison wird es wieder nichts mit der nächsten Trophäe. Denn überzeugt hat der BVB bisher selten.

So gab es einen glücklichen 2:0-Auftaktsieg in der Liga gegen Eintracht Frankfurt, das die bessere Mannschaft war. Danach blieb die Borussia bei Werder Bremen (0:0) vieles schuldig, auch der Champions-League-Auftakt beim FC Brügge (3:0) geriet trotz des klaren Ergebnisses am Ende holprig. Einzig gegen den 1. FC Heidenheim (4:2) begeisterte die Borussia phasenweise, ehe nun der Tiefpunkt von Stuttgart folgte. Der Motor des BVB stottert also auch unter Sahin gewaltig – und nach dem 1:5 beim VfB wird der Trainer schon kritisch beäugt.

Vieles wird daher in den kommenden Tagen auf den Prüfstand kommen: So ist Sahins Idee von mehr Ballbesitz, mehr Dominanz und einem austarierten Positionsspiel nur teilweise zu erkennen. Obendrein hat sich eine feste Formation bislang noch nicht festgespielt, zudem kämpfen etliche Profis – etwa Nico Schlotterbeck, der in Stuttgart als Linksverteidiger ranmusste, oder Marcel Sabitzer – mit ungewohnten Positionen.

Fakt ist: Sahin steht im nächsten Heimspiel an diesem Freitag (20.30 Uhr) gegen den VfL Bochum schon unter einem gewissen Druck. Es ist ein Szenario, das sich die BVB-Strategen so nicht vorgestellt haben.