Mehrmals täglich fährt Katharina Höfelmann mit dem Rad durch den Schwabtunnel in Stuttgart. Ein Spaß war das noch nie, aber zwei Erlebnisse in einer Woche haben die Mutter aufgeschreckt. So reagiert die Stadt darauf.
Den Anlass, weshalb Katharina Höfelmann der Stadt Stuttgart Hilfe suchend geschrieben hat, nennt sie „das Erlebnis“. Genau genommen waren es zwei. Doch weil beide binnen einer Woche passierten, sind sie verschmolzen. Katharina Höfelmann war wieder einmal mit dem Lastenrad im Schwabtunnel unterwegs – von West nach Süd. Die Tochter im Grundschulalter saß hinten im Kindersitz.
Sie seien etwa in der Mitte angekommen, da habe sie gehört, wie ein Auto hinter ihr in den Tunnel fuhr, der Fahrer Gas gab, dicht aufschloss und dann überholte. Auch wenn es immer schon etwas unangenehm gewesen sei, hier zu fahren, habe sie das erste Mal richtig Angst gehabt, sagt Katharina Höfelmann.
Schwabtunnel ist die kürzeste Route
Die Mutter radelt täglich mehrmals durch den Tunnel. Bis vor drei Jahren haben sie im Süden gewohnt, nun leben sie im Westen; die beiden Kinder gehen aber nach wie vor in Stuttgart-Süd zur Grundschule, sie haben Freunde dort, der Schwabtunnel sei der kürzeste Weg. Und Räder sind dort ja ausdrücklich erlaubt. Rechts und links der zweispurigen Strecke verlaufen Gehwege.
Weil ihr nur ein paar Tage später das mit dem Überholmanöver wieder passiert sei, habe sie den Bezirksbeiräten Süd und West sowie der Stadtverwaltung geschrieben, sagt Katharina Höfelmann. „Ich beschwere mich eigentlich nie.“ Sie schilderte die Situation und folgerte: „So ist der Tunnel für mich mit dem Rad eigentlich nicht mehr befahrbar.“ Ob ein Tempolimit oder ein Blitzer denkbar seien?
Im Schwabtunnel gilt Tempo 40. Überholen ist verboten, wie die Stadt bestätigt. Die durchgezogene Linie ist sogar geriffelt. Katharina Höfelmann geht es derweil nicht vorrangig darum, dass hier jemand Verkehrsregeln bricht. „Da hat uns jemand mit seinem Auto bedroht“, sagt sie.
Die Stadt teilte ihr mit, dass die Tempo-Idee nichts Kurzfristiges sei und es für einen Blitzer im Tunnel zu eng sei. Samt Fachtext über Radarfallen. „Game over, was kann ich da noch sagen?“, fragt sich die Mutter. Sie wertet dies als Versuch, sie abzuwimmeln. Das wäre wohl gelungen. „Ich kann mich da nicht verbeißen“, sagt sie. Ihr Alltagstakt sei eng mit Kindern und Arbeit.
Es ist nicht so, dass die Stadt im Fall Schwabtunnel gar nicht reagiert. Man habe in der Vergangenheit mehrere Untersuchungen durchgeführt, „um die Verkehrsflächen im Schwabtunnel neu zu gestalten“, heißt es in der Antwort an Katharina Höfelmann. Der Platzmangel lasse leider nichts zu. „Aus diesem Grund haben wir entschieden, den Gehweg für den Radverkehr freizugeben, damit unsichere Radfahrerinnen und Radfahrer auf den Gehweg ausweichen können.“ Zum Wann schreibt der Stadtsprecher Sven Matis auf Nachfrage: Das ganze sei verkehrsrechtlich angeordnet. „Die Schilder kommen noch.“
Lastenrad auf Gehweg schieben?
Man wisse, dass dies nicht optimal sei, so die Stadt an die Bürgerin. „Jedoch können wir Ihnen versichern, dass wir alle erdenkbaren Optionen in Betracht gezogen haben und dies die einzige Lösung ist, die derzeit umsetzbar ist.“ 2020 wurden übrigens die Schutzmauern zur Fahrbahn hin abgebaut – um den Gehweg zu verbreitern.
Zur Lösung der Stadt sagt Katharina Höfelmann: Sie werde nicht auf dem Gehweg fahren. Selbst schiebend komme sie mit dem Lastenrad kaum an einem Passanten vorbei. „Das ist auch für Fußgänger unzumutbar.“ Die Straße bleibe für den Radverkehr frei, sagt der Stadtsprecher Matis. Doch Katharina Höfelmann befürchtet, dass sie noch weniger respektiert wird, wenn Räder auf dem Gehweg erlaubt sind.