Beim Besuch der Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) auf der Baustelle des Flugfeldklinikums hatte der Landrat Roland Bernhard eine klare Bitte.
Der Grund, warum die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) bei ihrer Sommerreise durch ihren Wahlkreis Böblingen die Baustelle des Flugfeldklinikums besuchte, liegt auf der Hand: Das künftige Klinikum ist das größte Projekt, dass der Landkreis seit seinem Bestehen gestemmt hat, 800 Millionen Euro kostet es, aus den zwei Kliniken in Sindelfingen und Böblingen, sowie den Geburtshilfeabteilungen Leonberg und Herrenberg einen Standort zu machen.
„Mit Wucht“ würde hier der Kreis die Politik des Landes umsetzen und durch die Zentralisierung der Standorte die Kosten senken, sagte der Böblinger Landrat Roland Bernhard, der die Ministerin begleitete. Deswegen drängte der Landrat die Ministerin auch dazu, sich in Stuttgart für das Klinikum einzusetzen und mitzuhelfen, dass neben den jetzt geplanten acht Abteilungen auch eine neunte hinzukommt: Eine Neurochirurgie. Damit wäre das Flugfeldklinikum ein wirkliches Zukunftsprojekt und das Krankenhaus könnte nicht nur die zwei Landkreise Böblingen und Calw abdecken, sondern mit einer Neurochirurgie auch bis weit in den Schwarzwald hinein wirken, so der Landrat.
Die technischen Voraussetzungen jedenfalls werden gerade geschaffen. In den Rohbauten der 13 Operationssäle sieht man schon die massiven Befestigungen von radiologischen Geräten an der Decke, wie sie eben auch in der Neurochirurgie benutzt werden.
Etwa 50 Prozent seiner Arbeitszeit wendet der Böblinger Landrat Roland Bernhard gerade für das Klinikum auf, 90 Jours fixes hat er mit dem Projekt-Geschäftsführer Harald Schäfer hinter sich. Immer wieder gab es auch Pressekonferenzen, bei denen die Fortschritte nach der Haustechnik-Pleite kommuniziert worden sind, genauso wie die immer steigenden Kosten und der immer weiter nach hinten verschobene Einweihungstermin.
Verlässliche Politik
Das Gebäude selbst ist in vielen Bereichen von einer verlässlichen Landespolitik abhängig. Die Vorgabe, immer weniger Patienten auf Station zu behandeln, schlägt sich dadurch nieder, dass die ambulanten Bereiche sehr groß geplant sind. Die Notfall-Ambulanz umfasst etwa 1000 Quadratmeter, weil das neue Klinikum in der Akut-Medizin eine wichtige Rolle spielen soll. Dafür prädestinieren es sein Standort an der vierspurigen Calwer Straße direkt am Autobahnzubringer und der Hubschrauber-Landeplatz, der zentral über dem vorderen rechteckigen Gebäude liegt.
Diskussion um Frühgeburten
Die jüngste Diskussion um die Versorgung von Frühgeburten betrifft auch das künftige Klinikum. Hier hatte der Gemeinsame Bundesausschuss, das höchsten Gremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen, festgelegt, dass eine Einrichtung mindestens 25 Frühchen pro Jahr betreuen müsse, um die Versorgung anbieten zu dürfen. Das Flugfeldklinikum wird jedoch knapp drunter bleiben, deswegen plädierte der Landrat für eine weniger harte Grenze, die Toleranz nach unten und oben erlaube.
Sogar ein Krankenzimmer ist bereits fertiggestellt, damit die Besucher bei Tagen der Offenen Tür eine Vorstellung haben, wie es dort einmal aussehen soll. Eine Besonderheit sind dabei die Fenster. Aus Gründen des Schallschutzes können sie nicht geöffnet werden, weswegen sich die Planer ein ausgeklügeltes Lüftungssystem einfallen lassen mussten.
Noch zieht vor allem der Staub durch den Rohbau des Flugfeldklinikums. Die Arbeiter dämmen gerade die Fassade, in den oberen Stockwerken schlängeln sich schon die ersten Leitungen der Haustechnik über die Decke. Diese Technik vor allem war es, die verhinderte, dass das Klinikum nicht in diesem Jahr fertig geworden ist, weil das beauftragte Ingenieurbüro pleite gegangen war. Deswegen ist es noch ein weiter Weg bis das Krankenhaus richtig ausgestattet sein wird – ein Weg, der im Jahr 2028 beendet sein soll.