Mercedes-Benz investiert Milliarden in Personalabbau, um perspektivisch die Kosten zu senken. Finanzchef Harald Wilhelm deutet an, dass die Sparziele noch verschärft werden könnten.
Mercedes-Benz hat im dritten Quartal 2025 tief in die Tasche gegriffen, um sein Personalabbauprogramm voranzutreiben. Allein zwischen Juli und September wurden 876 Millionen Euro für das auf Freiwilligkeit basierende Abfindungsprogramm in Deutschland sowie für Optimierungsmaßnahmen im Ausland verbucht. Das sei „ein guter Fortschritt“ bei dem Plan, Personalkosten zu reduzieren“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm, aber kein Grund, nachzulassen.
Bereits im zweiten Quartal hatte der Stuttgarter Autokonzern rund 560 Millionen Euro für diesen Zweck aufgewendet. Für das Gesamtjahr rechnet Mercedes mit 1,5 bis 2 Milliarden Euro an Belastungen durch das Programm.
Sparprogramm bei Mercedes läuft gut – könnte aber nachjustiert werden
Die hohen Ausgaben bewertet das Management als strategisch sinnvoll. Mercedes-Finanzvorstand Harald Wilhelm betonte in der Quartalskonferenz, dass die Maßnahmen „relativ schnell“ Wirkung zeigen sollen: Die Kosten würden sich voraussichtlich innerhalb von zwei Jahren amortisieren. Das bedeutet: Die Ausgaben für Abfindungen sollen durch sinkende Personalkosten bis Ende 2027 ausgeglichen sein.
Zugleich signalisierte Wilhelm, dass weitere Maßnahmen folgen könnten. „Wir überlegen, ob wir nicht an der einen oder anderen Ecke diese Ziele noch mal nachschärfen müssen. Und in Anbetracht der dynamischen Marktentwicklung seit Anfang des Jahres werden wir wahrscheinlich hier oder dort eher noch mal nachschärfen als nachlassen“, sagte Wilhelm mit Blick auf das Spar- und Effizienzprogramm „Next Level Performance“ (NLP). Wie genau Mercedes-Benz nachschärfen will, etwa durch eine verlängerte Turbophase für die Abfindungen, ließ der Finanzchef derweil offen.
Mercedes plant Milliarden-Einsparungen bis 2027
Das Abfindungsprogramm ist Teil des NLP, mit dem Mercedes-Benz bis 2027 jährlich rund fünf Milliarden Euro einsparen will. Konkret nannte Finanzchef Wilhelm im Februar dieses Jahres das Ziel, etwa die Produktions- und Fixkosten jeweils um 10 Prozent gegenüber dem Jahr 2024 zu senken. Auch die Kosten für Fertigungsmaterial und Investitionen sollen deutlich reduziert werden.
Das Sparprogramm kommt nicht von ungefähr: Wie viele andere Autohersteller kämpft auch Mercedes-Benz seit längerem mit einem Rückgang der Absatzzahlen. Der Konzern spricht in diesem Zusammenhang meist von einem „dynamischen Marktumfeld“. Gemeint sind damit vor allem die teils deutlich gesunkenen Verkaufszahlen im wichtigsten Einzelmarkt China, die Belastungen durch US-Zölle beim Fahrzeugimport sowie der noch schleppende Hochlauf der Elektromobilität.
Wie läuft das Abfindungsprogramm bei Mercedes-Benz?
- Innerhalb von neun Monaten verbucht Mercedes-Benz etwa 1,4 Milliarden Euro an Abfindung
- 40.000 Mitarbeiter haben ein Angebot erhalten
- Bis zu 500.000 Euro soll der Konzern einzelnen Mitarbeiter anbieten
- Das Abfindungsprogramm soll noch bis März 2026 laufen, die Turbophase endete offiziell am 31. Juli 2025
- Es gilt das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit; sowohl der Mitarbeiter als auch der Konzern müssen der Trennung zustimmen
- Bei Mercedes-Benz gilt noch bis Ende 2034 eine Beschäftigungssicherung
Konkrete Angaben zur Zahl der Mitarbeitenden, die das Unternehmen bereits verlassen haben, macht Mercedes-Benz nicht. Auf Nachfrage erklärte Finanzchef Harald Wilhelm, man wolle keine Spekulationen befeuern. Eine grobe Einschätzung lieferte hingegen Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali: Beim Auto-Talk unserer Zeitung sprach er davon, dass „einige Tausend“ das Abfindungsangebot angenommen hätten.
KI als „Game Changer“: Mercedes setzt auf Künstliche Intelligenz
Neben strukturellen Maßnahmen setzt Mercedes-Benz auch auf technologische Hebel. Vorstandschef Ola Källenius bezeichnete generative künstliche Intelligenz in der Quartalskonferenz als „Game Changer“ und sprach von einer neuen industriellen Ära. KI werde nicht nur in den Fahrzeugen, sondern auch in internen Prozessen eingesetzt. „Das ist eine Chance für Produktivitätssteigerung“, sagte Källenius. Voraussetzung dafür seien jedoch auch prozessuale und organisatorische Anpassungen. Auch das könne dazu beitragen, die Kosten weiter zu senken.
Erneuter Gewinneinbruch
Gewinn
Mercedes-Benz erzielte im dritten Quartal einen Gewinn von 1,19 Milliarden Euro – ein Rückgang um rund 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Belastend wirkten unter anderem Zölle, Wechselkurseffekte und Sondereffekte durch den Personalumbau.
Umsatz
Der Konzernumsatz lag bei 32,1 Milliarden Euro, was einem Minus von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Besonders betroffen war das Pkw-Geschäft, unter anderem durch ein schwieriges Marktumfeld in China.
Umsatzrendite
Die bereinigte Umsatzrendite im Pkw-Segment betrug 4,8 Prozent, bei den Vans 10,2 Prozent. Beide Werte liegen unter den Vorjahreswerten, spiegeln aber die Erwartungen wider, die der Konzern jüngst angepasst hat.