Nach umfangreichen Bodensanierungen soll es nun mit dem Neubau an der Mauserstraße zügig voran gehen. Allerdings fehlen noch rund 17 Millionen Euro.
An der Mauserstraße in Stuttgart-Feuerbach klafft noch ein riesiges Bauloch. Vor knapp zwei Jahren hat der ortsansässige Moscheeverein des Verbands Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) mit den Abbrucharbeiten ihres 90 Jahre alten Gebäudes samt Moschee im Gewerbegebiet Feuerbach-Ost begonnen. Die Altlasten im Boden haben mehr Probleme verursacht, als zunächst gedacht. „Es war eine große Herausforderung, die Verunreinigungen zu entfernen“, sagt Resat Arslan, der Geschäftsführer des zuständigen Generalunternehmens Arslan Phönix Bauunternehmen GmbH. „Bei jeder Bohrung sind zwei Geologen dabei.“
Auf der Fläche hatte früher die Metallwarenfabrik Roth ihr Zuhause. Bei Untersuchungen wurde im Boden eine erhöhte Schwermetallkonzentration festgestellt – unter anderem Blei, Kupfer und Zink wurden gefunden. „Aber jetzt ist es sauber“, sagt der Vorsitzende der Feuerbacher Ditib-Gemeinde, Ismail Cakir.
Nichts soll hinter verschlossenen Türen stattfinden
Grund genug, um endlich die lang ersehnte Grundsteinlegung zu feiern. Auch die Leiterin der städtischen Abteilung Integrationspolitik, Ayse Özbabacan, war in Vertretung von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) gekommen: „Sie schaffen heute ein sichtbares Fundament für einen Ort der Begegnung. Hier entsteht nicht nur ein Gebetsort, sondern auch ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft, der für Dialoge, Bildung und Verständnis steht.“
Der Moscheeverein plant auf dem Areal an der Mauserstraße unter anderem einen 400 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum für rund 500 Personen. Neue Flächen für Seminare und die tägliche Arbeit sollen entstehen. Kochkurse, Nachhilfeunterricht für Kinder und Jugendliche aus sozial-schwächeren Familien, Pekip-Kurse sowie Integrations- und Deutschkurse – all das soll es geben. Die neuen Räume sollen endlich barrierefrei erreichbar sein. „Wir wollen weiterhin für Offenheit und Transparenz stehen. Hinter verschlossenen Türen soll nichts stattfinden. Wir wollen gute Vorbilder in der Landeshauptstadt sein. Fanatiker und Hass haben hier keinen Platz“, sagt Cakir.
Der Gebetsraum werde mit 730 Quadratmeter und für 500 Personen etwas kleiner. Dafür bekämen die Frauen eine eigene Empore mit rund 200 Plätzen. Auf diesem neuen Stockwerk soll auch Kinderbetreuung angeboten werden. Der Verein plant auch weiterhin, ein frei stehendes Minarett bauen zu lassen. 27,5 Meter hoch darf es sein. Einen Muezzin, den Gebetsrufer, wird es allerdings nicht geben.
Der Neubau kostet aktuell zwischen 24 und 25 Millionen Euro
Wie wichtig dieses Bauprojekt für den Verein und die vor allem türkische Gemeinde ist, zeigte die Gästeliste bei der Grundsteinlegung. Die Generalkonsulin der Republik Türkei in Stuttgart, Makbule Koçak Kaçar, war gekommen, ebenso der Auslandsvertreter der Diyanet, also der staatlichen Religionsbehörde der Türkei, Mahmut Özdemir. Auch der Bundesverband der Ditib war vertreten – durch Erdinc Altuntas, den stellvertretenden Vorsitzenden. Letzterer war allerdings nicht auf der Rednerliste zu finden. Laut Cakir geht man in Feuerbach weiterhin davon aus, dass sich der Bundesverband nicht an der Finanzierung des Neubauprojekts beteiligen wird. Der Vorsitzende der Feuerbacher Ditib-Gemeinde spricht aktuell von Gesamtkosten in Höhe von rund 24 bis 25 Millionen Euro, die vor allem durch Spenden zusammenkommen sollen. Etwa sieben Millionen Euro habe man schon erhalten.
Trotz der noch nicht gesicherten Finanzierung ist Cakir frohen Mutes, in eineinhalb bis zwei Jahren die Einweihung des Neubaus feiern zu können. Auch der Projektleiter Kadri Yayla vom gleichnamigen Ingenieur- und Planungsbüro aus Waiblingen ist guter Dinge: „Wir müssen schon jeden Euro umdrehen, kommen aber Stück für Stück gut voran.“ Resat Arslan geht davon aus, dass noch in diesem Jahr ein Teil der Bodenplatten betoniert wird und der Rohbau bis Ende 2026 steht.