Die neue Außengastronomie auf dem Besigheimer Marktplatz ist zu einem echten Treffpunkt geworden. Wie so oft folgte erst einmal ein Aufschrei – so haben die Verantwortlichen reagiert.
Ein lauer Sommerabend auf dem Besigheimer Marktplatz, ein Glas Wein, eine Kleinigkeit zu Essen, Palmen und Fachwerk drumherum. Fakt ist: Das ist eine Idylle, die ihresgleichen sucht. Fakt ist aber auch, dass nicht alle Besigheimer begeistert davon sind, dass Frank Land und Sebastian Maier mit ihrem Restaurant Marktwirtschaft nun expandiert sind und fast den ganzen Marktplatz als Außengastronomie bespielen. Nach heftiger Kritik scheint sich die Sache einzuspielen – auch weil die Gastronomen niemanden zur Bestellung verpflichten.
Rückblick: Vor wenigen Wochen genehmigte der Besigheimer Gemeinderat mehrheitlich die Pläne der beiden Gastronomen, künftig einen Großteil des Marktplatzes zu bewirtschaften. Acht Parkplätze sollten dafür wegfallen, der Mini-Wochenmarkt mit seinen zwei Ständen musste zusammenrücken, über eine Verlegung auf den Kelterplatz wird nachgedacht. Zum 1. Juni eröffneten Frank Land und Sebastian Maier dann ihre neue, große Außengastronomie zwischen Blumenkübeln und Palmen.
Die Kritiker haben nicht lange auf sich warten lassen. Bürger befürchteten, dass ihnen der Marktplatz als „Raum für die Besigheimer“ weggenommen wird. Zudem war einigen der Wegfall der Parkplätze, vor allem des Behindertenparkplatzes, ein Dorn im Auge.
Auf Letzteres reagierte die Stadt Anfang vergangener Woche mit einer Kehrtwende: Der Stellplatz für Menschen mit Handicap bleibt, wo er war, nämlich in unmittelbarer Nähe zum Rathaus. Die Zufahrt ist weiterhin möglich, bis die endgültige Beschilderung da ist, weist ein provisorisches Schild darauf hin, informiert der Besigheimer Bürgermeister Florian Bargmann.
Einladender Marktplatz, der ganzjährig nutzbar ist
Die restlichen sieben Parkmöglichkeiten sind indes Geschichte. „Aber“, sagt der Bürgermeister: „Aus einem Parkplatz mit begrenzter Aufenthaltsdauer ist nun ein Marktplatz entstanden, der einladend, gepflegt und rund ums Jahr nutzbar ist – und das an sieben Tagen die Woche von 9 bis 22.30 Uhr.“
Womit der Bürgermeister auch schon beim Thema „Raum für die Besigheimer“ ist. Bargmann betont: „Das Angebot richtet sich an alle – Besigheimer wie Gäste. Ein leerer, autofreier Marktplatz ohne Aufenthaltsqualität wäre keine echte Alternative gewesen.“ Die Entscheidung für das aktuelle Konzept sei nicht nur von einer breiten Mehrheit im Gemeinderat getragen, sondern entspräche auch dem, was er in vielen Gesprächen während des Bürgermeisterwahlkampfs gehört habe: dem Wunsch nach einem lebendigen Marktplatz – für Menschen, nicht für Autos.
Nach anfänglicher Skepsis würden ihn inzwischen durchweg positive Rückmeldungen erreichen, so Bargmann. „Selbst einige frühere Kritiker sagen heute, wie schön der Platz geworden ist. Das zeigt: Jede Veränderung braucht Zeit.“ So sieht es auch Frank Land, der gemeinsam mit Sebastian Maier die Marktwirtschaft betreibt. „Es wird nie so heiß gegessen, wie es gekocht wird“, sagt er.
Als er die Marktwirtschaft vor neun Jahren eröffnete, sei er auch erst skeptisch begutachtet worden. Das sei jetzt mit der großen Außengastronomie auf dem Marktplatz auch so. „Wir werden durch unsere Leistung und unser gutes Angebot überzeugen.“
Und dieses Angebot kann sich durchaus sehen lassen. Das Fine-Dining-Abendprogramm wurde um mehrere Bausteine erweitert. Jetzt gibt es in der Marktwirtschaft Frühstück, Mittagstisch mit Tagesessen, eine Nachmittagskarte, Kaffee und Kuchen und einen Eiswagen. Man kann also fast zu jeder Tageszeit in der Marktwirtschaft einkehren – egal, ob mit großem, kleinem oder gar keinem Hunger.
„Besigheim steht für Gastlichkeit und Empathie“
Frank Land und Sebstian Maier kommen ihren Gästen – aber auch den Kritikern – sogar noch ein Stück weiter entgegen. Selbst wenn man gar nichts konsumieren möchte, darf man sich auf die palmengesäumte Terrasse der Marktwirtschaft setzen. „Jeder ist willkommen, auch, wenn er nur die Atmosphäre genießen möchte“, sagt Frank Land. Zudem gibt es auf dem Platz auch öffentliche Sitzgelegenheiten.
Nach der ersten großen Aufregung um die Bewirtschaftung des Besigheimer Marktplatzes, hofft Frank Land, dass sich bald alles vollends einspielt: „Es ist wichtig, dass wieder etwas Ruhe in unsere schöne Stadt einkehrt. Besigheim steht für Gastlichkeit und Empathie.“
Auch der Bürgermeister glaubt, dass so eine Veränderung etwas Zeit braucht. Aber die ersten Eindrücke – seine eigenen sowie die Rückmeldungen vieler Bürgerinnen und Bürger – stimmen ihn zuversichtlich. „Wir haben etwas geschaffen, das unsere Innenstadt belebt, den Charakter unserer Stadt unterstreicht und gleichzeitig den Menschen Raum zur Begegnung und Erholung gibt. Ich bin überzeugt: Dieser Platz wird ein echter Gewinn für Besigheim – und darüber hinaus.“