Der Rohbau steht. Bis 2026 sollen die Arbeiten vollends abgeschlossen sein. Foto: Werner Kuhnle

Der Logistiker lässt in Marbach am Neckar einen Erweiterungsbau und Mitarbeiterwohnungen errichten. Der Geschäftsführer weiß, dass eine solche Millionen-Investition in diesen schweren wirtschaftlichen Zeiten Fragen aufwirft.

Die jüngere Firmengeschichte von EgeTrans klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Nur sieben Jahre ist es her, dass der Logistiker an der Landstraße zwischen Marbach und Ludwigsburg auf Tuchfühlung zum Neckar ein nigelnagelneues, weithin sichtbares Domizil bezogen hat. Rund 150 Arbeitsplätze sollten hier für das Unternehmen selbst reserviert sein, weitere Büroflächen an externe Interessenten vermietet werden. Die Familie Steinmüller an der Spitze des Unternehmens dachte, das reicht für alle Zeiten. Doch inzwischen sind in dem Gebäude sogar 185 Frauen und Männer für die Firma tätig, hat sich EgeTrans als Marketing-Partner des VfB Stuttgart auch überregional einen Namen gemacht. Und weil die Steinmüllers an ein weiteres Wachstum glaubten, waren schnell die Pläne für einen Erweiterungsbau gereift.

 

Rund 60 Besucher haben sich beim Richtfest einen Eindruck vom Fortschritt der Arbeiten machen können. Foto: Werner Kuhnle

Für diesen wurde nun Richtfest gefeiert. Auf dem Gelände eines ehemaligen Reifenhandels und weiteren kleineren Flächen neben dem bestehenden Domizil waren Anfang 2023 die Bagger angerückt, um ein sechsgeschossiges Gebäude mit 120 Büroplätzen sowie ein Haus mit acht Etagen und 20 Wohnungen dezidiert für Mitarbeiter zu errichten. Außerdem wurde eine Tiefgarage realisiert, die sich über zwei Ebenen erstreckt und mit der bestehenden verbunden ist. Insgesamt stehen damit künftig mehr als 300 Parkplätze zur Verfügung.

Allerdings wird es noch dauern, bis Leben in die beiden neuen Trakte einkehren wird. „Die Fertigstellung ist auf Ende März 2026 geplant. Wir liegen aktuell sehr gut im Zeitplan“, sagte Geschäftsführer Marcel Steinmüller. „Bislang lief auch alles reibungslos, was bei einem Projekt dieser Größenordnung nicht selbstverständlich ist“, fügte er hinzu. Welchen Betrag EgeTrans für das Projekt in die Hand nimmt, wollte Steinmüller nicht preisgeben.

Es handele sich aber „um die größte Investition, die wir als Unternehmen je getätigt haben“. Zudem müsse man eine größere Summe für das Vorhaben aufbringen als ursprünglich angenommen. „Das hat aber nicht nur mit gestiegenen Baupreisen zu tun, sondern auch mit neuen Ideen, Sonderwünschen und anderen Überlegungen, die erst während der Bauphase aufgekommen sind“, erklärte er.

Polier Steffen Groß war bei dem Festakt für den Richtspruch zuständig. Foto: Werner Kuhnle

Steinmüller verteidigte in seiner Rede vor rund 60 Besuchern bei dem Richtfest die enormen Ausgaben in einer Phase, in der die Konjunktur allgemein schwächelt. „Sicher wird sich jetzt manch einer fragen: Wie passt das alles zusammen?“, konstatierte Steinmüller. Gedankengänge, die er sogar gut nachvollziehen könne. „Aber es werden auch wieder andere Zeiten kommen, und dafür wollen wir uns wappnen. Wir sind bei EgeTrans immer gut damit gefahren, antizyklisch zu handeln“, erklärte er. Man habe auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten stets investiert und sich nicht von Personal getrennt, um dann darauf vorbereitet zu sein, wenn die Konjunktur wieder anziehe. Es müsse aber jedem klar sein, welche Bürge und Last ein solches Vorhaben mit sich bringe. Nur wenn sich jeder engagiere, gelinge es, die 120 neuen Büroplätze zu besetzen.

Geschäfte laufen nur noch „okay“

Steinmüller sagte am Rande der Veranstaltung aber auch, dass nicht sofort Bedarf bestehe, eine solche Menge an Mitarbeitern einzustellen. Im Bestandsgebäude habe man noch Puffer. Und die Geschäfte liefen momentan nicht mehr so gut wie in den vergangenen Jahren. Die Entwicklung zuletzt sei „okay“ gewesen. „Es ist noch nicht besorgniserregend, aber natürlich: die generelle Konjunktur hat sich abgeschwächt. Das merken die Logistiker auch“, sagte Steinmüller