Freunde der schwäbischen Mundart sollen auch künftig in der Mäulesmühle auf ihre Kosten kommen. Aber eben nicht nur die.
Hannes und der Bürgermeister“ ist Geschichte. Damit müssen die Fans des Mundart-Kabarettduos leben. Die beiden hatten über Jahre hinweg in der Mäulesmühle im Siebenmühlental regelmäßig ihr Publikum begeistert. Ende Mai aber hatte der Schauspieler Albin Braig den Vertrag mit der Stadt beendet und somit auch die Auftritte in der Komede-Scheuer. Noch bis Jahresende wollten „Hannes und der Bürgermeister“ auf Tour sein, was durch den Tod von Schauspieler Karlheinz Hartmann unmöglich wurde.
Die Mäulesmühle steht leer. Die Stadt Leinfelden-Echterdingen stand vor der Frage, wie es dort nun weitergehen soll. Mittlerweile steht fest, dass die Kommune die Immobilie künftig selbst für Kulturangebote nutzen will. „Die Fußstapfen sind gewaltig von den Zweien“, sagte Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell dazu am Dienstagabend im Kulturausschuss des Gemeinderates. „Hannes und der Bürgermeister ist ein Thema von Strahlkraft gewesen.“ Allerdings habe man kaum Karten für eine der Veranstaltungen bekommen. Das Kulturamt unter der Leitung von Carolina Gleichauf hat gemeinsam mit dem Amt für Schulen, Jugend und Vereine ein Konzept entwickelt, bei dem auch Freunde der schwäbischen Mundart weiter auf ihre Kosten kommen sollen. Aber eben nicht nur.
„Wir sehen diesen Ort als Riesenchance, kulturelle Nischen in der Stadt zu füllen“, sagte Carolina Gleichauf im Ausschuss. „Wir möchten die Scheuer für unsere Bürger mit einem attraktiven Veranstaltungsangebot öffnen.“ Jungen Bands und Künstlern aus der Stadt soll eine offene Bühne geboten werden. Ein „place to be“ solle geschaffen werden, der aus Kultur und einer „attraktiven Gastronomie“ besteht. Dazu soll mit dem Betreiber des gegenüberliegenden Biorestaurants zusammengearbeitet werden, dessen Vertrag bis Ende 2024 läuft.
Wildwuchs, Sprössling und Saatgut
Die Stadt will von Mitte 2024 an „einen Versuchsballon mit drei Reihen wagen“ , erklärte die Amtsleiterin. Unter dem Titel „Wildwuchs“ soll jungen und arrivierten Bands, jungen Kabarettisten und Poetry-Slamern eine Bühne gegeben werden. Unter der Überschrift „Spross & Sprössling“ möchte die Kommune szenische Lesungen für Kinder, Sitzkissenkonzerte und Programmkino-Nachmittage anbieten. In der Reihe „Schwäbisches Saatgut“ ist vorgesehen, schwäbische Kleinkunst oder schwäbische Musikkonzerte zu zeigen. Damit soll das Publikum von Hannes und der Bürgermeister weiter abgeholt werden. Thomas Weber, der das Kabirinett in Spiegelberg-Großhöchberg verantwortet, wird bei der Programmgestaltung beratend zur Seite stehen. „Wir wollen Altes bewahren und Neues austesten“, sagte Dorothea Veit, die Vizeamtsleiterin. Die Phase bis Ende 2025 wird als Pilotphase betrachtet.
Die meisten Stadträte des Ausschusses waren Feuer und Flamme und lobten das Konzept. Wenngleich es auch kritische Stimmen gab. Wolfgang Haug (FDP) mahnte, dass man mit „der Marke, die die Stadt hier geerbt habe“, sorgsam umgehen müsse. Mundart-Stücke mit Qualität sollten auch künftig in der Mäulesmühle im Fokus liegen. David Armbruster (Grüne) machte darauf aufmerksam, dass man sich über die Erreichbarkeit der Scheuer mittels öffentlichen Verkehrsmitteln und Rad Gedanken machen müsse.