Eine Szene aus der 30. Spielminute der VfB-Partie gegen Holstein Kiel: Obwohl das Büffet im Inneren geschlossen ist, sind viele Plätze auf der Tribüne leer. Foto: Hinrichsen

Im letzten Bundesliga-Heimspiel des VfB gegen Holstein Kiel sowie in der Champions League gegen Atalanta Bergamo gab es deutlich sichtbare Lücken auf den besten Plätzen der Haupttribüne der MHP-Arena. Warum ist das so?

Beim Blick auf die besten der rund 60 000 Plätze in der MHP-Arena mag in manchem Fan zuletzt ein leichter Groll aufgestiegen sein: Schließlich klafften wie bereits beim letzten Bundesliga-Heimspiel gegen Holstein Kiel am 26. Oktober (2:1) auch am Mittwochabend in der Champions-League-Partie gegen Atalanta Bergamo (0:2) große Lücken im Bereich der gut gepolsterten VIP- und Business-Seats. Und zwar ganz verstärkt im unteren, zentralen Bereich der Haupttribüne rund um den Spielertunnel, wo man die beste Sicht auf das Spielfeld überhaupt hat.

 

Dies ist ein Szenario, welches mit Blick auf den aktuellen Hype um den Fußball-Bundesligisten seltsam anmutet. Schließlich ist der Run gerade auf die Champions-League-Karten beim VfB mit seinen 117 000 Mitgliedern nach 14 Jahren Abstinenz ganz immens gewesen. So mussten die Tickets verlost werden, da die Nachfrage das Angebot um ein X-faches überstieg. Zudem gilt auch mit Blick auf die Bundesligaspiele der Stuttgarter: Ausverkauft, sodass auch an der Tageskasse im Regelfall nix mehr geht.

Wie kann es also sein, fragt sich daher mancher Fan abseits des zahlungskräftigsten Klientels, dass sich auf den edelsten Plätzen in Liga und Königsklasse derart große Lücken auftun?

Dabei hat die Antwort auf diese Frage ausschließlich mit der Vermarktung des besten Tribünenbereiches der MHP-Arena zu tun, an den sich nach dem Umbau zur Euro 2024 seit dieser Saison im Inneren das Mercedes-Benz-Business-Center anschließt. Hier kann man sich vom VfB auf drei Arten verwöhnen lassen: Mit einem Business-Seat samt Platz im VIP-Raum im Inneren der Arena, oder mit einer Loge plus vorgelagerten Sitzen quasi wie auf einem Balkon. Und zu guter Letzt im ganz exklusiven Tunnelclub mit Einblicken auf die Spieler auf ihrem Weg von und zur Kabine – außen verbunden mit den besten Tribünenplätzen auf Höhe der Mittellinie.

Dieses Angebot wird beim VfB von der zahlungskräftigen Kundschaft generell bestens angenommen: Etwas mehr als 95 Prozent der VIP- und Business-Seats sind verkauft. Auch die restlichen rund fünf Prozent der Plätze, die sogenannten VIP-Tagestickets, gehen in Stuttgart normalerweise sehr gut weg. Dennoch sind die Lücken gegen Kiel und Bergamo erklärbar – allerdings vor recht unterschiedlichem Hintergrund.

So blieben viele der Edelsitze gegen Kiel aus drei Gründen leer: Zum einen besitzt der Aufsteiger aus dem hohen Norden fußballerisch nicht die allergrößte Zugkraft, weshalb die Sponsoren ihre bereits vorab gekauften Karten nicht komplett an ihre Kundschaft weiterreichen konnten.

Zudem wurde die Partie am Beginn der Herbstferien ausgetragen. Dort war sie obendrein der Auftakt einer Serie von vier VfB-Heimspielen: Mit den anschließenden Partien gegen den 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal, gegen Atalanta Bergamo in der Champions League sowie der Bundesligapartie an diesem Sonntag (17.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt.

Auch die teuren VIP-Tagestickets gingen daher gegen Kiel – anders als etwa für den Sonntag gegen Frankfurt – nicht weg. Zudem ist es dem VfB nicht möglich, die unverkauften Karten in Tickets der etwas billigeren Kategorie 1 umzuwandeln, da diese keinen Zugang zum Business-Center beinhalten, es aber baulich in diesem Bereich keinen anderen Zugang zu einem Kiosk oder zu den Toiletten gibt.

Im Champions-League-Spiel gegen Atalanta Bergamo wiederum gingen die Leerstände auf das Konto der Uefa. So muss der VfB dem Kontinentalverband mehrere hundert Karten sowie einen eigenen Innenbereich im Business-Center zur Verfügung stellen. Hier bewirtet die Uefa ihre Sponsoren im so genannten „Champions-League-Club“, dessen Bestuhlung derart großzügig ausgelegt ist, dass auf der Tribüne ohnehin nie alle Sitze benötigt werden.

Wenn dann noch weniger Sponsoren-Gäste von der Uefa eingeladen werden als theoretisch möglich wäre, wie gegen Bergamo geschehen, dann entstehen die Lücken, die viele im Stadion neidisch in Richtung Haupttribüne blicken lassen.

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