Der Nachtreiher ist extrem selten in Baden-Württemberg. Foto: uhnle/Hofmann

Das Klassik Open Air am Ludwigsburger Schloss Monrepos muss wegen eines seltenen Vogels ohne Feuerwerk auskommen – Oberbürgermeister Matthias Knecht findet das übertrieben.

Das Monrepos Open Air zählt zu den Höhepunkten der Schlossfestspiele und begeistert mit seiner einzigartigen Mischung aus Natur, Musik und Feuerwerk. Doch in diesem Jahr müssen Besucher auf die Pyroshow verzichten. Das Landratsamt Ludwigsburg hat das Feuerwerk am 19. Juli untersagt – Grund dafür ist der Nachtreiher, eine streng geschützte Vogelart, die auf der Roten Liste gefährdeter Brutvögel steht.

 

Wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung erklärt, basiert die Entscheidung auf Erkenntnissen der höheren Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Stuttgart. Trotz mehrmaliger Abstimmung und gemeinsamer Termine zwischen Schlossfestspielen, Stadtverwaltung, Tierschützern und Regierungspräsidium gibt es deutliche Meinungsunterschiede über das Verbot.

Erhebliche Risiken für die Vogelart

Seit 2022 brütet der seltene Vogel auf der Amorinsel im Schlosssee der Domäne Monrepos. 2023 wurde seine Anwesenheit offiziell registriert. Zuvor hielt er sich im Pleidelsheimer Wiesental auf, doch aus bisher unbekannten Gründen hat er sich nach Monrepos verlagert. Es scheint der einzige bekannte Brutplatz dieser Art in ganz Baden-Württemberg zu sein.

Doch dieser ist gefährdet: Ornithologen beobachteten im vergangenen Jahr, dass nach dem Feuerwerk des Klassik Open Airs deutlich weniger Nachtreiher in Monrepos gesichtet wurden. Die Sorge: Lautstärke und Lichtblitze könnten die Vögel während der sensiblen Brut- und Aufzuchtzeit erheblich stören.

Bereits im Herbst 2024 begannen intensive Gespräche zwischen dem Regierungspräsidium, der Stadt Ludwigsburg und dem Landratsamt, um eine Lösung zu finden. Die Stadt und die Verantwortlichen der Schlossfestspiele prüften mehrere mögliche Abbrennorte für das Feuerwerk – mit Entfernungen von 150 bis 800 Metern zum Brutplatz.

Beispielsweise auf dem Monrepos-Parkplatz, auf der Golfanlage und auf einer Wiese nahe der B27. Nach einer erneuten Begehung im Februar gingen Stadtverwaltung und Festspiel-Verantwortliche davon aus, dass das Feuerwerk stattfinden könne, berichtet Oberbürgermeister Matthias Knecht

Doch alle Optionen erwiesen sich letztlich als problematisch. Die Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums kam zu dem Schluss, dass die Feuerwerksgeräusche die Population gefährden und möglicherweise Jungvögel verletzen oder töten könnten. Daraufhin sprach das Landratsamt ein Verbot aus.

Knecht und Reuter sauer

„Ich respektiere die Entscheidung des Regierungspräsidiums, bedauere sie aber sehr“, sagt Lucas Reuter, Intendant der Ludwigsburger Schlossfestspiele. Das Verbot bedeute „das Ende des Monrepos Open Air“, wie es seit 1995 besteht.

Oberbürgermeister Matthias Knecht reagiert noch deutlicher: Er fühlt sich „veräppelt“, da die Beteiligten sich auf dem Weg zu einer Einigung gesehen hatten – und nun doch das Verbot folgte. „Dass trotz aller Bemühungen keine Lösung gefunden wurde, ist enttäuschend, und die Weisung des Regierungspräsidiums an das Landratsamt ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Während die Gefahr durch das Feuerwerk stark gewichtet werde, würden andere Einflüsse wie Helikopterlärm, invasive Arten und aggressive Fressfeinde bei der Diskussion kaum ins Gewicht fallen, kritisiert Knecht.

Als Jurist habe er erhebliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verbots, wird Knecht in einer Pressemitteilung von Dienstag wiedergegeben. Das Verbot sei in der Art und Weise weder erforderlich noch angemessen – damit insgesamt nicht verhältnismäßig. „Wir behalten uns ausdrücklich vor, dagegen vor dem Verwaltungsgericht vorzugehen.“

Viele Menschen besuchen das Monrepos Open Air gerade wegen der besonderen Kombination aus Musik, Feuerwerk und Natur, betonen Knecht und Reuter. Die Sorge wächst, dass die Veranstaltung ohne Pyroshow möglicherweise nicht wie gewohnt bis zu 8000 Zuschauer anziehen könnte.

Um den fehlenden Effekt des Feuerwerks auszugleichen, setzen die Veranstalter auf Lichteffekte und Installationen. „Wir werden die Festinwiese und das Seeschloss am 19. Juli mit einer festlichen Illumination inszenieren und sind überzeugt, dass wir mit unseren hochkarätigen Künstlerinnen und Künstlern ein prachtvolles Konzert erleben werden“, so Lucas Reuter.

Monrepos Open Air vs. Musikfeuerwerk

Verwechslungsgefahr
In der Barockstadt gibt es zwei Veranstaltungen, bei denen Musik und Feuerwerk eindrucksvoll kombiniert werden. Beim Monrepos Open Air spielt ein großes Orchester klassische Musik auf der Domäne Monrepos. Bühne und Schlosskulisse werden illuminiert – den Schlusspunkt setzt ein aufwendig inszeniertes Feuerwerk über dem See. Das Musikfeuerwerk wird derweil vom Blühenden Barock organisiert – hier wird das Feuerwerk zur Musik, aber ohne Orchester abgebrannt.

Alternative Schloss
Da das Monrepos Open Air in seiner bisherigen Form auf der Domäne Monrepos keine langfristige Perspektive mehr hat, denken die Veranstalter bereits um. Laut Oberbürgermeister Matthias Knecht wird geprüft, ob ein ähnliches Format künftig vor dem Residenzschloss Ludwigsburg im Rahmen der Schlossfestspiele stattfinden kann.