Das Beilsteiner Rathaus ist in der Realität baufällig, als Lichterhäuschen auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt attraktiv. Foto: Oliver von Schaewen

Das Beilsteiner Rathaus wird auf dem Weihnachtsmarkt in Stuttgart zur Attraktion. In Wirklichkeit muss das historische Fachwerkgebäude aus Sicherheitsgründen bald geräumt werden.

Tausende Menschen drängen sich in Stuttgart durch die Gassen des Weihnachtsmarkts. Ihre Augen bleiben vor dem Stand von Bärbel Wahl an Lichterhäuschen hängen. „Beilsteiner Rathaus“ ist zu lesen – beim Blick auf das Objekt geht Gästen aus den Kreisen Ludwigsburg und Heilbronn das Herz auf. Die Nachbildung, erstmals im Sortiment, gibt es sonst bisher kaum von einem anderen Bürgermeister-Dienstsitz.

 

Der Renner am Stand der Miniaturmodelle aus Ton sind nicht die großen Modelle wie die Stuttgarter Stiftskirche oder der Schellenturm der Landeshauptstadt, erzählt Bärbel Wahl, die um 5 Uhr früh in Michelfeld bei Schwäbisch Hall aufsteht, um ihre Tonlichterhäuser bis mindestens 21 Uhr auf dem Markt anzubieten. „Die Leute suchen etwas, das sie verschenken können, wollen aber dafür nicht zu viel Geld ausgeben.“

Ein Künstler in Litauen fertigt die Tonhäuser an

Gefertigt werden die kleinen Lichthäuser von einem Künstler, der in Litauen lebt. „Er hatte das Beilsteiner Rathaus in seinem Angebot“, erklärt Bärbel Wahl. „Tatsächlich kommen immer wieder Menschen, die in der Nähe von Beilstein wohnen.“ Sie sei zufrieden mit dem Absatz, auch wenn sie selbst das Rathaus nicht ganz so spektakulär finde wie andere Objekte. „Aber die Leute mögen es.“

Ob es sich um eine originalgetreue Nachbildung handele, könne sie nicht beurteilen, gibt Bärbel Wahl zu. Sie sei noch nie in Beilstein gewesen. In der Preiskategorie des Beilsteiner Rathauses sei der Gesamteindruck wichtig und weniger, dass alle Details stimmten.

Viele Besucher würden den Stand mit den Lichthäusern vermissen

Der Stand mit den Lichthäusern von Bärbel Wahl gehört für viele Besucher fest zum Rundgang über den Markt. „Vor zwei Jahren kamen einige Stammkunden erschreckt zu mir, als wir den Standplatz gewechselt und sie uns erst nicht gefunden hatten.“ Getreu dem Motto „Anschauen kostet nichts“ habe der Stand seine Fans. Wer sich zum Kauf entschließe, erfreue sich an der heimeligen Atmosphäre, die von den immer öfter auch elektrisch beleuchteten Tonlichterhäuschen ausgehe.

Die Lichthäuser seien nur in der Weihnachtszeit gefragt, erklärt Bärbel Wahl. Sie baue ihre Bude deshalb nur auf den Märkten in Stuttgart und Bad Wimpfen auf. „Wir haben es schon mal im Herbst probiert, aber das hat sich nicht gelohnt.“ Im Sortiment gebe es 20 Artikel mit einem reellen Motiv wie etwa das Beilsteiner Rathaus sowie 20 ohne einen Namen. „Die kleinen Modelle süddeutscher Häuser mit Fachwerk können auch im kleinsten Format produziert werden.“

Die Bürgermeisterin Barbara Schoenfeld mag ihr Rathaus in Beilstein. Foto: Archiv/avanti

Und wie findet die Bürgermeisterin ihr Rathaus en miniature? „Es spiegelt den Charme des hübschen Fachwerks wider“, sagt Barbara Schoenfeld. Natürlich fallen ihr Unterschiede zum wirklichen Rathaus auf, wie das bei Modellen vorkomme, „aber viele Details sind gut getroffen“.

Im wirklichen Rathaus sind große Schäden entdeckt worden

In Wirklichkeit ist das Rathaus der Weinbaukommune seit diesem Jahr ein Sorgenkind. Barbara Schoenfeld befindet sich mit ihrem Team im Krisenmodus, seitdem sich ein Backstein aus dem Giebel schon halb herausgearbeitet und weitere Schäden am Fachwerk entdeckt worden waren. Die etwa 25 Mitarbeiter der Verwaltung werden in einigen Wochen in ein Ersatzquartier der ehemaligen Spätregenmission im Raumeier ausziehen.