Kunststaatssekretär Arne Braun mit Wiebke Wiesner, von Sommer 2026 an neue Geschäftsführerin der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg Foto: MWK

Auf allen Feldern der Filmproduktion aktiv, rückt Wiebke Wiesner an die Spitze der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg. Kunststaatssekretär Arne Braun ist begeistert. Warum?

Die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg, zentrale Drehscheibe der Filmförderung im Land, hat eine neue Geschäftsführerin. Wiebke Wiesner kommt von der Produktionsallianz und übernimmt die MFG im Sommer 2026. Auch als Signal, dass das Land die Filmförderung weiter forciert? Arne Braun (Grüne), Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg, antwortet.

 

Herr Staatssekretär, die Berufung von Wiebke Wiesner ist die zweite hochrangige Film-Personalie nach der Übernahme der Filmakademie-Leitung durch Andreas Bareiss in kurzer Zeit: Ist es die Zeit neuer Weichenstellungen?

Die beiden neuen Persönlichkeiten haben eine eigene Handschrift – und das passt gut in die schwierige Zeit, in der wir angesichts der wirtschaftlichen und finanziellen Lage dem Denken hier und da eine neue Richtung geben müssen. Und das Beste: Beide können auf einem sehr stabilen Fundament aufbauen, denn ihre Vorgänger haben großartige Arbeit geleistet. Sowohl Filmförderung als auch Filmausbildung sind zukunftssicher und stark aufgestellt.

Also geht es doch eher um eine Fortführung?

Jetzt folgt einfach der nächste große Schritt: Beide kennen die Filmbranche aus dem Effeff, bringen große Erfahrungen mit und – sehr wichtig in dieser Phase – blicken von außen auf unsere Film- und Medienlandschaft, der Perspektivwechsel ist oftmals sehr hilfreich.

Wiebke Wiesner Foto: MWK

Wiebke Wiesner, Kommissarische Geschäftsführerin und Justiziarin Produktionsallianz, agiert in hohem Tempo. Erwarten Sie, dass sie auch die Schlagzahl der MFG weiter erhöht?

Haben Sie eine Ahnung! Die MFG arbeitet permanent in großer Geschwindigkeit, und zwar in beiden Geschäftsbereichen - Film und Kreativ. Jetzt haben wir die Chance, diese Themenfelder enger zusammen zu denken. Filmproduktion wird in Zukunft so aussehen: Menschliche Kreativität und KI-gestützte Tools werden miteinander kombiniert, und die Filmförderung muss sich daran anpassen. Dazu kommt: Im Games-Bereich wird sich eine Menge entwickeln. Im Mittelpunkt steht immer die Frage: Welche Perspektive bieten wir den jungen, gut ausgebildeten Filmschaffenden und Kreativen im Land.

Es gibt viel Lob für diese Besetzung. Was macht Sie persönlich besonders zuversichtlich?

Wiebke Wiesner ist bestens vernetzt und kennt die Filmförderung im Bund und in den Ländern. Sie hat für die Produktionsallianz die Gespräche zur Filmförderung des Bundes mitbegleitet und gleichzeitig den KI-Tarifvertrag für die Film- und Fernsehbranche verhandelt. Gleichzeitig – und das ist mindestens genauso wichtig: Sie liebt die Branche und hat richtig Lust darauf, The Länd als Film- und Kreativstandort nach vorne zu bringen.

Jedoch: Wie auch Andreas Bareiss sieht sich Wiebke Wiesner mit mittelfristig leeren Kassen konfrontiert. Kommt der neue Schwung vielleicht bald wieder zum Erliegen?

Wir sind auch in Zukunft ganz sicher der verlässliche Partner. Die Haushaltslage des Landes ist alles andere als rosig, aber leere Kassen? Nein! Im kommenden Jahr stellen bekommt die MFG mehr als 15 Millionen Euro vom Land! Dazu weitere sechs Millionen Euro vom Südwestrundfunk als zweiter Gesellschafter der MFG. Die Film- und Kreativförderung bleibt trotz allem stabil. Der Standort Baden-Württemberg bietet beste Voraussetzungen, wir lamentieren nicht, sondern setzen einfach auf die richtigen Ideen,

Da klingt viel Zuversicht mit. Auch der Glaube an die Kulturwirtschaft als Innovationstreiber?

Ja, die Kultur- und Kreativwirtschaft hat ein Art Vorbildcharakter: Wir zeigen sie, die neuen, kreativen Wege. Und wie immer gilt: Geht nicht, gibt’s nicht. Diese Haltung brauchen wir dringend. Miesmuffel, Schwarzmaler und Pessimisten können wir nicht gebrauchen. Wir gestalten stattdessen die Zukunft.

Wiebke Wiesner und die MFG

Was?
Die MFG Baden-Württemberg ist eine Einrichtung des Landes Baden-Württemberg und des Südwestrundfunks. Aufgabe der MFG ist die Förderung der Filmkultur und Filmwirtschaft sowie die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die MFG agiert als landesweites Kompetenzzentrum, ist öffentlicher Kultur- und Wirtschaftsförderer und bietet am Bedarf der genannten Branchen orientierte Unterstützungsmaßnahmen an. Dabei liegt der Schwerpunkt des Bereichs MFG Filmförderung auf der Vergabe von Projektförderungen, der Schwerpunkt des Bereichs MFG Kreativ auf Vernetzungs- und Vermittlungsaktivitäten für die Kultur- und Kreativwirtschaft sowie auf dem Kompetenzfeld Digitale Kultur.

Wer?
Wiebke Wiesner ist seit Februar 2023 Justiziarin und stellvertretende Geschäftsführerin der Produktionsallianz und übernahm im Mai 2025 kommissarisch die Geschäftsführung der deutschlandweiten Interessensvertretung. Zuvor war sie bei Institutionen der Filmförderung auf Landes- und Bundesebene tätig, unter anderem beim Medienboard Berlin-Brandenburg und der Filmförderungsanstalt des Bundes (FFA). Wiebke Wiesner ist stellvertretendes Mitglied im FFA-Verwaltungsrat, Vorsitzende des Richtlinienausschusses und für die Filmhersteller im Green Filming Beirat und im Arbeitskreis Green Shooting. Sie hat das Medienboard Berlin-Brandenburg bei der Etablierung der Gamesförderung und der Förderung für digitale Produktionen beraten und für die Produktionsallianz den ersten KI-Tarifvertrag Deutschland verhandelt. Die Produktionsallianz ist mit rund 370 Mitgliedsunternehmen aus den Bereichen Animation, Entertainment, Dokumentation, Fernsehen, Kino und Werbung die maßgebliche und unabhängige Interessenvertretung der Produzentinnen und Produzenten von Film, TV und audiovisuellen Medien in Deutschland. Im Sommer 2026 übernimmt Wiebke Wiesner die Geschäftsführung der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg.