Ulrike Groos lenkt das Kunstmuseum Stuttgart Foto: KM/Gerald Ulmann

Das Kunstmuseum Stuttgart ist ein Erfolgsmodell. Das zeigt Wirkung: Der Stiftungsrat hat den Vertrag von Direktorin Ulrike Groos um weitere fünf Jahre bis 2029 verlängert.

Ulrike Groos, seit 2010 Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart, lenkt das Haus weitere fünf Jahre. Der Stiftungsrat der Stiftung Kunstmuseum Stuttgart hat den Vertrag bis 2029 verlängert. „Ich freue mich, dass der Stiftungsrat meiner Empfehlung, den Vertrag ein weiteres Mal zu verlängern, einstimmig gefolgt ist“, sagt Stuttgarts Erster Bürgermeister Fabian Mayer (CDU) als Vorsitzender des Gremiums. „Ulrike Groos hat das Haus erfolgreich weiterentwickelt und international vernetzt.“

 

Das Vertrauen der Verantwortlichen in Ulrike Groos ist groß, beflügelt nicht nur durch Erfolge von Sonderausstellungen – beginnend mit „Michel Majerus“ 2010 und „I Got Rhythm“ 2015 über „Patrick Angus“ 2016, „Ekstase“ 2018 und der unendlich schönen Schau „Ragnar Kjartansson“ 2019 bis zu „Tobias Rehberger“ 2022 und „Wolfgang Laib“ 2023. Der Ausbau der Sammlung steht ebenso auf der Habenseite wie deren nahezu komplette digitale Zugänglichkeit. Und gerade, als ob die auf das „tolle Team“ verweisende Direktorin jegliche Oberflächlichkeit vermeiden wollte, konterkariert die kritische Bestandsaufnahme der (auch nationalsozialistischen) Sammlungsgeschichte allen voreiligen Beifall.

Noch Fassade, schon Bild: Kunstmuseum Stuttgart zeigt sich wandlungsfähig Foto: KM/Martin Wannweiler

Folgerichtig markiert auch die museumseigene Werkstatt für Kinder und Jugendliche einen eigenen Anspruch. Das Studio 11, neu gestaltet von der Stuttgarter Innenarchitektin Sarah Maier, markiert in bereits absichtsvoll die Bedeutung der Reflexion. Bequem also kann man es sich im Kunstmuseum Stuttgart nicht wirklich machen, und die Chefin überspielt dies auch keineswegs mit Charme-Offensiven. Kunst, das ist die Botschaft von Groos, ist eine ernste Sache – auch und gerade dann, wenn sie so poetisch wie bei Ragnar Kjartansson ist, so verspielt hintersinnig wie bei Tobias Rehberger oder so überbordend erzählerisch wie bei Otto Dix.

Solch programmatischer Ernst schützt nicht vor Glanz – 2021 wählte der Internationale Verband der Kunstkritikerinnen und Kunstkritiker das Kunstmuseum Stuttgart zum „Museum des Jahres“.

Ulrike Groos – hier im Sammlungsraum mit Werken von Willi Baumeister Foto: Frank Eppler/Frank Eppler

Was hat Ulrike Groos, 1963 im hessischen Schlüchtern geboren, noch vor? „Ich wünsche mir“, sagt sie, „dass zahlreiche Menschen die Besonderheiten von Kunst für sich entdecken und Erlebnisse und Erkenntnisse aus unseren Ausstellungen in ihren Alltag mitnehmen“. Das Programm für 2024 gibt einen Vorgeschmack: Forschung („Vom Werk zum Display“, 20. Juni bis 20. November) und internationale Gegenwartskunst („Sarah Morris“, 21. September bis 9. Februar 2025) treffen auf (auch bittere) Analyse („Grafik für die Diktatur“, 1. November bis 14. September 2025). Bei solchen Gegensätzen sind Konstanten wichtig – längst hat sich der jeweils eigener Thematik und Technik geltende Sparda-Kunstpreis Kubus auf eigene Weise etabliert. 2024 im Blick: Zeichnung. Von 9. Mai bis 24. August dabei: Thomas Müller, Gabriela Oberkofler und Jürgen Palmtag. Und 2025? „Warten Sie es ab“, sagt Groos gerne. In ihrem Fall nur zu gerne.