Gut habe der Trägerwechsel in einer Kita in Ostfildern (Kreis Esslingen) geklappt, finden Eltern. Wie hat die Kita „Blütenzauber“ das geschafft?
Den Namen ihrer Kindertagesstätte haben die Jungen und Mädchen selbst ausgesucht. Aus dem ehemaligen katholischen Kindergarten Arche in der Uhlandstraße 83 in Nellingen wurde „Blütenzauber“. Die Kirche hat ihre Trägerschaft an den Sozialverband In Via abgegeben, der zur Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört. „Die katholische Tradition bleibt, aber wir sind für alle offen“, sagt Ilona Rauschopf, Vorstandsmitglied von In Via.
Nun feierte die Kindertagesstätte mit dem neuen Träger, mit Eltern und mit Kommunalpolitikern den Neuanfang im alten Gebäude. Mit einem Theaterstück über das Wachsen von Blumen begeisterten die Kinder ihre Gäste. Oberbürgermeister Christof Bolay lobte in seinem Grußwort die gelungene Trägerübernahme. Mit Kindergartenleiterin Sandra Härtl und mit Ilona Rauschopf schnitt er symbolisch das Band durch. Da in Ostfilderns Kindertageseinrichtungen nach wie vor Platzmangel herrscht, sind die Eltern glücklich über den Trägerwechsel.
„Da die In Via alle Stellen besetzen konnten, haben wir jetzt wieder verlässliche Betreuungszeiten“, sagt Kerstin Schöberl, die zum Elternbeirat gehört. Vor dem Wechsel habe man mit verkürzten Zeiten zu kämpfen gehabt. Für einige Mütter und Väter habe das bedeutet, dass sie sich beruflich einschränken mussten, sagt Schöberl. Jetzt könnten die Mütter und Väter wieder verlässlich planen. Wie klappt das in Zeiten, da viele Einrichtungen um Fachpersonal kämpfen müssen? „Wir haben die Ausschreibungen zügig vorangebracht und konnten alle Stellen besetzen“, sagt Ilona Rauschopf. Da der Träger In Via attraktive Bedingungen biete und sich um die berufliche Weiterentwicklung kümmere, habe man einige Bewerbungen gehabt.
Ausbildungsplätze gegen Fachkräftemangel
Im „Blütenzauber“ werden 75 Jungen und Mädchen in drei Gruppen betreut. Dass die In Via auch Ausbildungsplätze anbietet, ist für Schöberl ein großes Plus. Den Fachkräftemangel sei das zentrale Problem, betont die Mutter. Da setzt die In Via auf Nachwuchsarbeit. In Stuttgart betreibt der Sozialverband bereits die Kindertagesstätte und das Familienzentrum Wilde Hilde. „Bei uns sind Kinder aus bis zu 40 Nationen vertreten“, sagt Rauschopf. Diese kulturelle und religiöse Vielfalt will auch das Team des Kindergartens „Blütenzauber“ in Nellingen leben.
In der Tradition der Universalgelehrten Hildegard von Bingen ist der Sozialverband In Via in vielen Bereichen tätig. „Wir sind an der Seite von Frauen und Familien“, bringt Rauschopf das Konzept auf den Punkt. Ein Schwerpunkt sind Bahnhofsmissionen. „Als wir vor mehr als 100 Jahren gegründet wurden, stand die Hilfe für junge Frauen im Fokus, die in die Stadt kamen, um sich ein neues Leben aufzubauen“, sagt Rauschopf. Damit sie nicht an die falschen Leute gerieten, fingen die Mitarbeitenden von In Via sie auf. Heute wiederhole sich die Geschichte: „Wir betreuen immer mehr junge Frauen aus der Ukraine, die vor dem Krieg flüchten.“
Zukunft des Kindergartens: Sanierung oder Neubau?
In der Arbeit mit Kindern ist In Via an einem ganzheitlichen Konzept gelegen. Dass alle Kinder in der Einrichtung frühstücken, vespern und gemeinsam zum Mittag essen, hat für Rauschopf auch mit sozialer Gerechtigkeit zu tun. „Nicht alle Jungs und Mädchen bekommen von daheim gutes, gesundes Essen mit.“ Da will die Kita auch den Eltern Impulse geben. Im Zusammenspiel mit den Vorgaben des Orientierungsplans des Landes Baden-Württemberg orientiert sich die Einrichtung in der täglichen Arbeit an dem EEC-Ansatz (Early Excellent Centres). „Jedes Kind ist exzellent“ lautet die Philosophie, die dahinter steckt.
Dass In Via in Ostfildern an einer langfristigen Perspektive interessiert ist, steht für Rauschopf außer Frage. Das Gebäude hinter der Versöhnungskirche in Nellingen mit der großen Gartenanlage ist in die Jahre gekommen. Ob die Räume saniert werden, oder ob ein Neubau kommt, ist offen.