Julian Schmitt, hier im Wald in Plüderhausen, ist von Juli an auch für den Forst in Fellbach und Kernen zuständig. Foto: Gottfried Stoppel

Die beiden Großen Kreisstädte im Remstal starten eine ungewöhnliche Kooperation. Forstingenieur Julian Schmitt lobt den gut erhaltenen Waldbestand auf dem Kappelberg.

Offiziell in Kraft getreten ist der Deal erst durch die Zustimmung des Fellbacher Gemeinderats. Die Wälder auf dem Kappelberg hat Julian Schmitt allerdings bereits in den vergangenen Monaten intensiv durchstreift. Denn die neue internationale Kooperation, wonach der Förster der Stadt Schorndorf nun auch für Fellbach zuständig ist, haben beide großen Kreisstädte schon länger im Visier.

 

Auf derartige Überlegungen ist man im Fellbacher Rathaus durch das Ausscheiden des bisherigen Revierförsters Stefan Baranek gekommen. Drei Jahrzehnte lang hatte er zum Beispiel klimaresiliente Baumarten angesiedelt oder mit Waldpädagogik den Forst vielen Generationen nähergebracht.

Fellbach spart deutlich an Kosten

Baubürgermeisterin Beatrice Soltys hob im Gemeinderat die Chancen hervor, weitere Synergien für den Landschaftsraum Remstal zu schaffen und gleichzeitig an die erfolgreiche Arbeit des bisherigen Revierleiters anzuknüpfen. Wesentlicher Kernpunkt der von Soltys genannten „vielen Vorteile“ einer solchen Kooperation: Es gibt eine spürbare Kostenreduzierung, Fellbach spart also Geld.

Bisher lagen die Personalkosten fürs Revier 44, wie es offiziell heißt und zu dem auch der Wald in der Nachbargemeinde Kernen gehört, bei 119 000 Euro. Wenn der Schorndorfer Förster Fellbach übernimmt, müssen aus der Stadtkasse 53 000 Euro die Rems aufwärts überwiesen werden. Macht also eine Ersparnis von rund 65 700 Euro für Fellbach.

Zweiter positiver Effekt: Das Forstpersonal wird besser ausgelastet. Denn in Schorndorf sind mehrere Forstmitarbeiter im Einsatz, sodass bei Urlaubszeiten oder im Krankheitsfall keine mehrwöchige Vakanz in Fellbach mehr anfällt.

Die Stadt Schorndorf betreibt bereits seit 2016 ein eigenes kommunales Forstrevier, das 625 Hektar umfasst, und führt seit 2020 ein gemeinsames mit Plüderhausen (weitere 135 Hektar). Die Waldfläche in Fellbach liegt bei 262 Hektar, Kernen ist noch etwas größer mit 286 Hektar. Macht in der Summe fürs Komplettrevier Plüderhausen, Schorndorf, Kernen, Fellbach exakt 1309 Hektar. Das ist fast genau die durchschnittliche Betriebsfläche eines Forstreviers in Baden-Württemberg, die bei 1300 Hektar liegt.

Räumliche Entfernung ist kein Problem

Fellbach und Schorndorf liegen zwar knapp 20 Kilometer voneinander entfernt, doch „die räumliche Entfernung zwischen den Forstbetrieben ist in vielen Revieren seit der Forstreform gängig, teils noch deutlich größer, und stellt keinen Hinderungsgrund dar“, erläutert Soltys.

Gerade in Fellbach sind die hohe Nutzung des Waldes durch Erholungssuchende und Freizeitaktivitäten wie Mountainbiking oder Nutzer des Trimm-dich-Pfads zu berücksichtigen, führt Soltys aus. Gerade die Nutzung durch Mountainbiker sei „kritisch zu begleiten und erfordert gegebenenfalls auch eine erhöhte Präsenz des Forstpersonals“.

Auch Mountainbiker sind im Fellbacher Wald häufig unterwegs. Foto: Gottfried Stoppel

Bei den waldpädagogischen Angeboten ist das Ziel, besonders Kindern die Bedeutung des Waldes und den Schutz der natürlichen Ökosysteme näherzubringen. Gerade hierfür gilt der Schorndorfer Forstrevierleiter und zweifache Vater dank seiner Erfahrungen und seiner Fähigkeiten, jüngere Zielgruppen etwa auf der Plattform Youtube zu begeistern, als bestens geeignet.

In Fellbach verfolgte Schmitt die Sitzung und das Votum des Gemeinderats – die Fraktionssprecher zeigten sich unisono zufrieden mit dem neuen Kooperationsmodell – von den Zuschauerbänken aus. Anschließend ließ er sich bereitwillig neben dem Rathaus in dem zumindest an einen Wald erinnernden Schaugarten fotografieren und gab einige Erläuterungen zu seiner Person.

Sanfte Eingriffe in Fellbachs Wäldern

Demnach tritt der 37-jährige Forstingenieur seinen Dienst als Baraneks Nachfolger im Forstrevier Fellbach-Kernen zum 1. Juli an. Schmitt hat Forstingenieurwesen an der Hochschule Weihenstephan studiert. Seit 2016 ist er bei der Stadt Schorndorf tätig und war maßgeblich an der Gründung des kommunalen Forstreviers Schorndorf-Plüderhausen im Jahr 2020 beteiligt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Fritz Zauser wird er sich künftig um die Wälder in Schorndorf, Plüderhausen und Fellbach kümmern. Unterstützung erhalten sie dabei regelmäßig von Forststudenten.

Die Unterschiede der Wälder von Fellbach-Kernen und Schorndorf hat Schmitt in den vergangenen Wochen noch intensiver erforscht: „In Schorndorf kämpfen wir mit absterbenden Buchen und Fichten – dort ist eine großflächige Aufforstung nötig.“ In Fellbach und Kernen seien die Wälder hingegen geschlossen und intakt, mit einem hohen Eichenanteil und sehr gut erhaltenem Bestand. Schmitt: „Hier kann man noch gestalten, ohne der Natur hinterherlaufen zu müssen. Wir setzen weiterhin auf sanfte Eingriffe – so, wie es bisher erfolgreich gemacht wurde.“

Die Nähe zu Stuttgart sieht Schmitt als besondere Herausforderung und Chance: „Fellbach liegt noch näher am Ballungsraum – das macht die Arbeit spannend. Die Nähe zu den vielen Erholungssuchenden ist eine Aufgabe, die ich gerne annehme.“