Longplayer: Smudo (links) Thomas D. beim Weihnachtskonzert in der Schleyerhalle Foto: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Maxi Saier

Die Fantastischen Vier haben am Sonntag in Stuttgart ihr Tourfinale gefeiert: Bilder, Setlist und Kritik vom Konzert in der ausverkauften Schleyerhalle.

Natürlich erzählen sie wieder von der Frau, die freitags nicht kann, reimen „VfB“ auf „Olé Olé“, verwandeln sich in Picknicker, versprechen troy zu bleiben, träumen vom Tag am Meer und behaupten, dass alles so einfach sein könnte. Doch obwohl – außer kurioser Weise „Frohes Fest“ – kaum ein Hit aus der doch sehr langen Geschichte dieses Stuttgarter Hip-Hop-Quartetts am Sonntagabend beim ausverkauften Heimspiel in der Stuttgarter Schleyerhalle fehlt, ist irgendetwas anders beim traditionellen Weihnachtskonzert der Fantastischen Vier.

 

Bereiten die Fantastischen Vier ihren Abschied vor?

Der Auftritt, der den Abschluss der aktuellen „Longplayer“-Tour darstellt, ist in etwas Wehmut und Nostalgie getaucht. Zum einen weil auf dem aktuellen Album trotz all der Durchhalteparolen, die in den Songs lauern, die Ahnung eines Abschieds kaum zu überhören ist, zum anderen, weil Michi Beck in einer SWR-Dokumentation, die kurz vor dem Konzert gesendet wurde, behauptet hat: „Es wird in absehbarer Zukunft eine Abschiedstournee von uns geben.“

Irgendwann ist’s aus und vorbei

Zwar relativiert das Thomas D. am Sonntagabend, indem er verspricht, dass die Fantastischen Vier „ganz bestimmt heute nicht zum letzten Mal in der Schleyerhalle auftreten“: Doch trotzdem klingt beispielsweise die Zeile „Irgendwann ist’s aus und vorbei“ aus „Danke“ an diesem Abend irgendwie anders als sonst.

Wie schade es aber wäre, falls es tatsächlich mal eine Zeit ohne Michi Beck, Smudo, Thomas D. und And.Ypsilon als die Fantastischen Vier gibt, macht dieses Konzert deutlich. Nachdem der fürs Vorprogramm gebuchte DJ Thomilla in seinem kuriosen Partymix Kool & The Gang auf Nirvana und De La Soul treffen lässt, liefern die Fantas mit ihrer Begleitband eine grandiose zweistündige Show ab, bei der sich Party und Statements gegen rechten Populismus („Endzeitstimmung“) nicht ausschließen.

Nach einem eher verhaltenen Auftakt mit dem Titelsong des aktuellen Albums („Sollte es uns irgendwann nicht mehr geben / Dann werden unsere Lieder uns wiederbeleben“) geht das Konzert mit „Die da?!“ erst richtig los. „Es ist wieder Fanta-Zeit“ heißt es dann in „Hitisn“. Und Fanta-Zeit ist, wenn rasante Versionen von Hits wie „Populär“, „Troy“ und vor allem „Ernten was wir säen“, das als krachiger Rocker den regulären Teil des Konzerts beendet, auf dem Programm stehen, wenn zu dem perlenden E-Piano von „Tag am Meer“ der quadratische Bühnenkasten in Lila und die Halle in ein Handylichtermeer getaucht werden, wenn Thomas D. vor „Zusammen“ sagt: „Wir wären nichts ohne euch, Stuttgart!“

„Die da?!“, „MfG“, „Troy“, „Populär“

Von den neuen Songs überzeugen am meisten „Weekendfeeling“, das sich wunderbar um einen twistenden Beat windet, und „Wie weit“, das sich ausgehend von einem Sample aus der Mia-Nummer „Hungriges Herz“ in einen spektakulär von Disco und Soul beseelten Hip-Hop-Track verwandelt.

Aufhör’n, was war das nochmal?

Kaum eine Atempause gönnen die vier sich und ihrem Publikum. Ständig gehen Songs ineinander über. Ab und zu hat man zwar den Eindruck, dass sie ihr Programm ein bisschen routinierter als sonst abspulen, dass den Jungs, die nun auch schon zwischen 55 und 57 Jahre alt sind, mitunter auch mal die Kraft ausgeht und dass die Schnellsprech-Einlagen nicht mehr so knackig daherkommen wie damals, als sie Anfang der 1990er Jahre den Deutschrap zwar nicht erfunden aber populär gemacht haben. Dennoch können sich die Hip-Hop-Newcomer der letzten Jahre von diesen alten weißen Männern des Sprechgesangs in Sachen Entertainment noch viel abschauen.

Und bevor das Konzert mit den Zugaben „Einfach sein“, „Smudo in der Zukunft“ und „Zusammen“ zu Ende geht, spielen die Fantastischen Vier noch „Aufhören“, einen Song, der dann doch trotz des Titels Mut macht, wenn Michi Beck behauptet: „Es ist ja nicht so als wär’s uns egal / Als würden wir nicht drüber reden, normal / Als hätten wir nicht tausend Zweifel pro Jahr / Doch aufhör’n, was war das nochmal?“

Zumindest steht schon fest, dass die Fantastischen Vier am 20. Dezember 2025 wieder in der Schleyerhalle auftreten werden.

Die Fantastischen Vier: Setlist in Stuttgart

  • Long Player/Neues Land
  • Die da?!r
  • Weekendfeeling
  • Heute
  • 44 Tausend
  • Danke
  • Aller Anfang ist Yeah
  • Hitisn
  • Bestandsaufnahme
  • Populär
  • Dann mach doch mal
  • Du mich auch
  • Endzeitstimmung
  • Win Win Win
  • Der Picknicker
  • Le Smou
  • 25
  • Troy
  • Mehr nehmen
  • Was man will
  • Tag am Meer
  • Endstation Erde
  • Inferno
  • Wie weit
  • Sie ist weg
  • Projekt Y
  • MfG
  • Ernten was wir säen
  • Zugaben:
  • Aufhören
  • Einfach sein
  • Smudo in Zukunft
  • Zusammen