Laut dem Deutschen Alpenverein gibt es in Deutschland um die 600.000 aktiven Kletterer. Rund 70 Prozent davon betreiben den Sport auch Outdoor am Felsen. Doch wieso sollte man dies nur in der Heimat verfolgen? Für einen Aktivurlaub ist das Klettern wie geschaffen.
Stuttgart - Bei einer Online-Umfrage mit knapp 10.000 Befragten gaben rund 76 Prozent an, dass sie auf Reisen gerne klettern. Rund 18 Prozent gaben an, dass sie bisher nicht auf Reisen geklettert seien, dies aber zukünftig gerne tun würden.
Ob am Klettersteig, Trad-Klettern, Sportklettern oder auch Alpin- und Eisklettern. Es gibt verschiedenste Arten des Kletterns. Die Sportart hat in den vergangenen Jahren konstant an Beliebtheit gewonnen und immer mehr Interessierte steigen neu ein. Am beliebtesten ist das Sportklettern, ob in Hallen oder Outdoor. Doch was sollte man unbedingt über das Klettern wissen und was sind die wichtigsten Basics einer Kletterausrüstung?
Kletterschuhe
Kletterschuhe sollten eng sitzen, jedoch ist es wichtig, dass die Zehen nicht schmerzen. Bei der Wahl des Kletterschuhs empfiehlt es sich ein Modell zu wählen, dass dem Fuß genug Platz bietet, die Zehen spüren zu können. Idealerweise sollte man sich ein Modell aussuchen, dass der Form eines Fußes nachempfunden ist.
Zum Laufen sind Kletterschuhe jedoch nicht geeignet. Auf dem Weg zum Klettergebiet sollten deshalb zwingend Wanderschuhe getragen werden, um die Kletterschuhe nicht zu beschädigen. Erfahrene Kletterer tragen meist Kletterschuhe mit einer Vorspannung, der Schuh ist dann leicht gebogen. Am Anfang ist diese Art von Schuh eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, doch sie ermöglichen es mehr Druck auf die Zehen auszuüben und den Körper näher an die Wand zu bringen. Einsteiger bevorzugen meist Schuhe ohne Vorspannung.
Klettergurt
Ein Gurt stellt einen der wichtigsten Teile der Grundausrüstung fürs Klettern dar. Für die unterschiedlichen Arten des Kletterns, gibt es verschiedene Klettergurte. Ein Hüftgurt besteht aus mehreren Komponenten:
- Einem Bauchgurt, der über dem Hüftknochen sitzt. Hier sollte er gut anliegen, damit er nicht rutscht. Ist er luftdurchlässig und gepolstert, wird die Klettertour deutlich angenehmer.
- An Anseilschlaufen seilt man sich an. Bei beweglichen Bauchgurten ist die mittlere Ausrichtung möglich, was eine optimale Verteilung der Last bedeutet.
- Die Beinschlaufen fangen im Falle eines Sturzes einen großen Teil der Last ab und übertragen diese auf die Oberschenkel. Sind die Beinschlaufen verstellbar, kann man die Weite variieren, je nach dem wie viele Schichten Kleidung man trägt.
- Die Anzahl der nötigen Ausstattungsschlaufen hängt auch von der praktizierten Art des Kletterns ab. Möchte man Alpinklettern, benötigt man mehr zusätzliche Ausrüstung am Gurt.
Der richtige Kletterhelm
Die primäre Schutzfunktion der Helme liegt in dem Schutz vor herabfallenden Steinen oder Geröll. Deshalb sollte der Helm vorwiegend die Oberseite des Kopfes schützen. Die meisten Helme schützen aber auch die Seiten, Rückseite und Vorderseite des Kopfes vor den Gefahren eines möglichen Sturzes. Besonders wichtig ist, dass der Helm bequem sitzt und vor allem leicht ist.
Der Vorteil von Hartschalenhelmen liegt in ihrer Lebensdauer. Diese Sorte Helm kann auch noch genutzt werden, nachdem sie bereits einen Fall von Geröll oder Steinen abgefangen haben. Neben diesen Hartschalenhelmen gibt es auch Softshellhelme, auch Schaumhelme genannt. Insgesamt weisen diese Helme ein geringeres Gewicht auf, da sie lediglich aus einer Schaumschicht und nur einer dünnen Außenschicht bestehen. Sogenannte Hybridhelme bilden eine Mischung aus den beiden zuvor genannten Helmsorten. Der Schaumkern ist von einer dünneren und harten Kunststoffschale umgeben. Zwischen Innenschicht und Außenschicht befindet sich etwas mehr Platz für ein optimales Lüftungssystem.
Vor dem Kauf sollte ein Kletterhelm immer anprobiert werden. Setzt man den Helm auf, kann man schon vor dem Schließen des Kinnriemens den Kopf schütteln. Sitzt der Helm fest und verrutscht nicht, passt er gut. Ist anschließend der Kinnriemen geschlossen, darf dieser nicht durchhängen.
Wichtig ist: wurde ein Helm beschädigt durch Dellen, kaputte Riemen oder Risse, sollte er unter keinem Umstand weiter benutzt werden, da er keinen ausreichenden Schutz mehr bietet.
Das Kletterseil
Zum Klettern werden dynamische Seile verwendet. Diese federn Stürze ab und sind dehnbar. Für die meisten Routen ist ein 60 Meter langes Seil ausreichend. Der Trend geht aktuell jedoch in Richtung längere Seile. Der Durchmesser eines Kletterseils sollte zwischen 8,7 und zehn Millimetern liegen. Eine gut erkennbare Mittelmarkierung ist von Vorteil.
Sicherungsgerät zum Klettern
Beim Sicherungsgerät fürs Klettern kann zwischen drei Grundtypen entschieden werden: manuelle Tube-Sicherungsgeräte, Tube-Sicherungsgeräte mit Bremsassistenz und halbautomatische Sicherungsgeräte. Erstere sind die gängigsten Sicherungsgeräte. Hier wird das Seil um einen HMS-Karabiner und um das Sicherungsgerät gelegt und gebogen. Dieses Sicherungsgerät kann leicht verwendet werden und mit vielen verschiedenen Seildurchmessern funktionieren.
Die zweite Variante funktioniert ähnlich wie die erste, ist aber darauf ausgelegt den Sicherungspartner im Falle eines Sturzes beim Fangen und Halten zu unterstützen. Die Bremsassistenz bietet höhere Sicherheitsreserven und benötigt eine geringere Handbremskraft. Halbautomatische Sicherungsgeräte verfügen über eine Blockierassistenz, die das Seil komplett bremst.
Der richtige Karabiner
Beim Sichern, Anseilen, Abseilen und für Sicherungsanker werden immer Verschlusskarabiner verwendet. Normale Karabiner können beispielsweise für das Befestigen der Ausrüstung am Gurt verwendet werden. Beim Kauf und der Verwendung eines Karabiners, sollte man sich über die vier Hauptaspekte von Karabinern bewusst sein. Entscheidend ist die Form eines Karabiners, seine Stärke, sein Gewicht und der Verschluss.
Die Form von Karabinern
Bei der Form unterscheidet man zwischen HMS-Karabinern, der D-Form, der asymmetrischen D-Form und Ovalkarabinern.
- Die HMS-Karabiner verwendet man bei der Halbmastwurfsicherung gemeinsam mit Sicherungsgeräten. Durch die große Öffnung bieten sie Platz für alle gängigen Knoten, besonders den Halbmastwurf-Knoten, dem der Karabiner seinen Namen verdankt. Diese Variante eignet sich zur Sicherung in Kombination mit einem Sicherungsgerät.
- Die beliebtesten Karabiner sind sogenannte D-Form-Karabiner. Durch die charakteristische Form wird die Last zum stärksten Punkt des Karabiners und weg vom Verschluss geleitet. So wird eine versehentliche Öffnung verhindert.
- Karabiner in asymmetrischer D-Form, oder auch Basiskarabiner genannt, sind ein Allround-Talent unter den Karabinern. Karabiner dieser Form sind deutlich leichter, können aber einer sehr hohen Belastung standhalten. Durch die asymmetrische Form ist außerdem eine größere Öffnung möglich.
- Ovale Karabiner werden meist nur in speziellen Situationen, wie beim technischen Klettern verwendet. Zwar können sie besonders viel Material tragen, jedoch ist die Belastungsgrenze deutlich niedriger und sie sind schwerer zu bedienen als andere Karabiner.
Der Verschluss des Karabiners
Es gibt verschiedene Arten von Karabinerverschlüssen. Verschlusskarabiner sind durch Schnapper gesichert, die vor versehentlichem Öffnen schützen. Hierbei wird zwischen den beiden Haupttypen Schraubverschluss und Sicherheitskarabinern unterschieden.
Karabiner mit Drahtschnapper sind leichter und weisen ein geringeres Risiko auf, dass sich der Schnapper während eines Sturzes durch Vibration öffnet. Karabiner mit massivem Schnapper weisen meist entweder einen geraden oder gebogenen Schnapper auf. Bei gebogenen Schnappern lässt sich das Seil einfacher am Expressset befestigen, ohne hängen zu bleiben. Gerade Schnapper hingegen werden beispielsweise an Bohrhaken geklippt, da die gerade Form ein Verfangen verhindert.
Die Stärke eines Karabiners
Kletterkarabiner unterliegen strengen Richtlinien und haben eine Mindestbruchlast. Diese beträgt 20 Kilonewton in Längsrichtung, sieben Kilonewton in Querrichtung und ebenfalls sieben Kilonewton bei einem offenen Schnapper. Einige Karabiner übersteigen die Mindestbruchlast nach Europa Norm und geben gerne ihre genauen Werte der Bruchlast auf dem Karabiner an. Die drei Werte der Längsbelastung, Querbelastung und Belastung bei offenem Schnapper finden sich stets auf der Längsseite des Karabiners eingraviert.
Expressen
Klettert man in einer Halle, hängen dort dauerhaft Expressen. Möchte man jedoch in freier Natur klettern gehen, müssen alle nötigen Expressen selbst mitgebracht werden. Bevor man eine Route antritt, wird die Anzahl der benötigten Expressen am Klettergurt befestigt. Diese sind in verschiedenen Längen verfügbar.
Keine schwitzigen Hände: die Chalk-Bag
Kommen die Hände ins Schwitzen, kann dies beim Klettern hinderlich sein. Deshalb sollte man immer eine Chalk-Bag bei sich haben. In dieser möglichst kompakten Tasche, die am Klettergurt befestigt werden kann, befindet sich Magnesiumcarbonat für die Hände. Das Pulver saugt gebildeten Schweiß auf und sorgt dafür, dass man immer den richtigen Grip beim Klettern hat.
Eine Griffbürste
Manchmal sind die Griffe an Felsen schmierig und verlieren dadurch an Halt für den Kletterer. Um die schmierigen Rückstände zu entfernen und mehr Sicherheit beim Greifen zu erlangen, kann mit einer Griffbürste entgegengewirkt werden. Sie ist nicht größer als eine Zahnbürste und ist so besonders leicht zu tragen.
Kleidung fürs Klettern
Wie beim Wandern sollte man auch beim Klettern auf alle Wetterlagen vorbereitet sein, weshalb sich das Zwiebelprinzip für die Wahl der Kleidung anbietet.
- Funktionsunterwäsche
- Kletterhose
- T-Shirt und Longsleeve
- Fleecejacke
- Regenjacke oder Hardshelljacke
- Zustiegsschuhe
- Im Winter: Mütze, Fingerhandschuhe und Daunenjacke
Klettern macht Freude und kann auch eine tolle Aktivität für den Aktivurlaub sein. Egal ob mit Freunden oder der Familie. Empfehlenswert für Anfänger sind auch Kletterurlaube, die man für eine Gruppe buchen kann. So hat man einen erfahrenen Guide an seiner Seite und bekommt die richtigen Tipps und Ratschläge.