Markus Kleemann wird neuer Oberbürgermeister von Sindelfingen – und verlässt somit Oberstenfeld (Kreis Ludwigsburg). Was bedeutet sein Wechsel für die Gemeinde?
Am Ende entschieden wenige Stimmen über das Wahlergebnis: Markus Kleemann hat mit 79 Stimmen Vorsprung die Stichwahl um das Oberbürgermeisteramt in Sindelfingen gewonnen. Der 40-jährige Politik- und Verwaltungswissenschaftler erhielt am Sonntag 50,25 Prozent der Stimmen, sein 25-jähriger FDP-Herausforderer Max Reinhardt kam auf 49,75 Prozent.
Der CDU-Politiker ist seit zehn Jahren Bürgermeister in Oberstenfeld. Mit seinem Wahlsieg in Sindelfingen verabschiedet er sich voraussichtlich Ende Juli aus der 7500-Einwohner-Gemeinde. „Das war eine der schwersten Entscheidungen, mich in Sindelfingen zu bewerben“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Man würde sich im Oberstenfelder Gemeinderat und in der Verwaltung wunderbar verstehen, hätte spannende Projekte gehabt und viel erreicht.
Kleemann bekommt Rückhalt aus Oberstenfeld
Markus Kleemann begleitete in den vergangenen zehn Jahren unter anderem die Inbetriebnahme einer Flüchtlingsunterkunft und die Schließung einer Grundschule. Er setzte sich stark für das Ehrenamt ein – und musste sich gleichzeitig mit einer angespannten Haushaltslage auseinandersetzen. In Oberstenfeld habe es jeder verstanden, dass er sich mit 40 Jahren eine neue Herausforderung suche, sagt Kleemann. Der Beweis für den Rückhalt, den er in seiner Gemeinde genießt: Bei der Stichwahl im Sindelfinger Rathaus waren rund 20 Oberstenfelder dabei, um ihn zu unterstützen.
Aber auch in Sindelfingen sei er freundlich aufgenommen worden und habe viele Unterstützer hinter sich gehabt, der Wahlsieg sei eine „wunderbare Teamleistung“ gewesen. Ob seine Erfahrung als Bürgermeister schlussendlich das Zünglein an der Waage war, bleibt offen. Viele Aufgaben seien ähnlich, „aber ich habe schon auch Respekt davor“, sagt Kleemann. Denn natürlich sei in Sindelfingen alles größer: mehr Einrichtungen, mehr Menschen.
In seiner neuen beruflichen Heimat will er den Einzelhandel und das Handwerk stärken, mehr Start-ups anlocken und ein verlässlicher Partner der Wirtschaft sein. Gleichzeitig kündigte der 40-Jährige an, Sindelfingen sauberer und sicherer zu machen, und die Straßensanierung vorantreiben zu wollen. Das knappe Wahlergebnis hat sich bereits im ersten Wahlgang abgezeichnet: Kleemann hatte 273 Stimmen beziehungsweise 1,6 Prozent weniger geholt als FDP-Stadtrat Max Reinhardt. Den CDU-Mann wählten 35,36 Prozent.
„Das knappe Wahlergebnis ist ein Ansporn“
Im Gespräch zeigt sich Markus Kleemann bekannt selbstbewusst, er weiß, seine Erfolge für sich sprechen zu lassen. Als er das Amt in Oberstenfeld übernommen habe, hätte es ebenfalls viele Erwartungen gegeben und sie hätten in den letzten Jahren viele Krisen bewältigt: Corona, Energie, Haushalt, die Unterbringung von Flüchtlingen. 2023 wurde er mit mehr als 95 Prozent in Oberstenfeld wiedergewählt. In Sindelfingen genießt er dieses Vertrauen noch nicht. Dazu schreibt er auf seiner Webseite: „Das knappe Wahlergebnis ist mir aber Ansporn, gerade die zu überzeugen, die mich nicht gewählt haben.“
In Oberstenfeld steht nach zehn Jahren ein Wechsel bevor. Wann die Bürgerinnen und Bürger ihren neuen Bürgermeister wählen, steht noch nicht fest. Markus Kleemann rechnet damit, dass es Herbst wird, im August werde nicht gewählt. Er selbst will noch „einige Dinge mit Leidenschaft abschließen“, oder zumindest so übergeben, dass es danach flüssig weitergehen kann. Ein Beispiel: das neue Gebiet Bottwarwiesen auf dem ehemaligen Werzalit-Gelände. Entstehen sollen dort unter anderem Wohnraum für 1300 Menschen, zwei Kinderhäuser, ein Seniorenheim und vielleicht ein Hotel.