Personalnot im Amt? Rotmilane in Gefahr? In Stuttgart könnte Künstliche Intelligenz drängende Probleme lösen.
Kann ein Roboterkopf die Personalengpässe bei der Ausländerbehörde oder in den Bürgerbüros lösen? Und kann eine Maschine den geschützten Rotmilan vor dem sicheren Tod in einer Windkraftanlage retten? Dank Künstlicher Intelligenz (KI) ist das und noch vieles mehr vorstellbar und auch teilweise heute schon möglich – auch Dank vieler Unternehmen und Start-ups aus Stuttgart und der Region. Gerade, wenn es um Green AI – also um Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit bei der KI – geht, biete Stuttgart „hervorragende Voraussetzungen“, sagt Sarah Schuhbauer von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Mit 47 Millionen Euro Fördervolumen und vielen Projekten liege die Landeshauptstadt im bundesweiten Vergleich sogar vor München.
Green-AI-Projekte im Perkins Park vorgestellt
Oft beschäftige man sich mit E-Mobilität, autonomem Fahren oder energieeffizienteren Produktionsmethoden. Aber Stuttgart und die Region haben mehr zu bieten. Das soll der 3. Green AI Day am 25. September im Perkins Park zeigen, zu dem die Wirtschaftsförderungen aus Stuttgart, der Region und die KI-Allianz Baden-Württemberg laden. Rund 300 Gäste werden erwartet. Noch gibt es einige wenige freie Plätze. Wer schnell ist, kann vielleicht noch einen ergattern.
Bei diesem Netzwerktreffen wird unter anderem auch der schon erwähnte Roboterkopf der Hochschule der Medien Stuttgart zu sehen sein. „Ich bin Kim. Wenn Ihr Fragen habt, einfach fragen. Ein bisschen Japan steckt in mir, aber mein Herz schlägt für Stuttgart.“ So hat sich der Roboterkopf im Mai im i-Punkt an der Königstraße vorgestellt, als er für ein paar Tage in der Praxis getestet wurde. Kim spricht viele verschiedene Sprachen und konnte den Touristen aus den unterschiedlichsten Ländern Vorschläge zu Sehenswürdigkeiten im Raum Stuttgart machen. Auch beim Bürgerservice Bauen in der Eberhardstraße 33 und in der Stadtbibliothek am Mailänder Platz hat Kim gearbeitet. „Wir sind gerade dabei, detaillierte Geschäftsmodelle für ihn zu entwickeln“, sagt der Professor für Medieninformatik, Informatik und Medien, Christian Becker-Asano.
Den Rotmilan vor dem sicheren Tod schützen
Schon etwas klarer sieht man beim Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW), wenn es um den Bird-Recorder geht. „Es gibt Windkraftanlagen, die drei Monate im Jahr abgeschaltet werden müssen, weil zum Beispiel der geschützte Rotmilan in der Nähe gesichtet wurde“, sagt Nico Klar vom ZSW. Mit dem Bird-Recorder könnte man solche Ausfallzeiten vermeiden und gleichzeitig die Vögel vor der Kollision und dem Tod schützen. Unter dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz und Maschinellem Lernen können anfliegende Vögel frühzeitig erkannt, die Vogelart bestimmt sowie die voraussichtliche Flugroute errechnet werden, sodass die Anlagen rechtzeitig abgeschaltet werden können. Die KI-Experten des ZSW haben am Standort ihres Windenergietestfelds auf der Schwäbischen Alb bisher mehr als 25 Millionen Bilder von Objekten im Luftraum aufgenommen und mit Hilfe von Maschinellen Lernverfahren ausgewertet.
„Mit dem Green AI Day schaffen wir eine Bühne und Austauschräume für alle, die Künstliche Intelligenz verantwortungsvoll und nachhaltig gestalten wollen. Unser Ziel ist es, Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Forschung, öffentliche Verwaltung und Politik zu vernetzen – und gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die unsere Region und das Land Baden-Württemberg zukunftsfähig machen. Das Potenzial für diese Transformation liegt direkt vor Ort – wir müssen es nur nutzen“, sagt Anna Friederike Steiff, von der KI-Allianz.
Weitere Informationen zum 3. Green AI Day am 25. September gibt es im Internet unter: www.green-ai-day.de