Endlich eine Familie: Nach der Geburt ihres gemeinsamen Sohnes John besucht Johnny Cash seine Frau June Carter Cash im Krankenhaus Foto: Sony BMG

Sie waren eins der größten Liebespaare der US-Showbranche: Johnny Cash und June Carter.

Nashville - Er kommt aus einer armen Farmerfamilie. Sie ist Spross einer berühmten Künstlerdynastie. Für Johnny Cash und June Carter steht bei der ersten Begegnung fest: Beide sind füreinander bestimmt.

"Wir beide, du und ich, wir werden eines Tages heiraten." Das sagt Johnny Cash, als er und June Carter sich 1956 hinter der Bühne einer Country-Radio-Show zum ersten Mal begegnen. Sie antwortet: "Ich kann's kaum erwarten." Cash hatte Carter, Spross einer legendären Countrymusic-Dynastie, bereits als Kind bewundert. Am Radio lauschte er ihrer Stimme - der Beginn einer großen Liebesgeschichte, trotz vieler Hindernisse.

Beide Musiker sind bereits verheiratet, Johnny mit Vivian Liberto, der Mutter seiner Töchter Rosanne, Kathleen, Cindy und Tara. Carters Ehe mit dem Countrysänger Carl Smith liegt bereits in Scherben. 1957 heiratet sie erneut - den Polizisten Rip Nix. Zwischen Cash und Carter entwickelt sich zunächst Freundschaft.

Cashs größter Hit stammt aus Carters Feder

Von 1961 an gehen sie gemeinsam auf Tour und beginnen eine Affäre. Cashs größter Hit "Ring of fire", aus der Feder von Carter, beschreibt neben Cashs Alkohol- und Tablettenabhängigkeit die schwierige Liebesbeziehung. Der Song entsteht eines Morgens um 4 Uhr früh im Auto. "Mir ging's elend, und ich dachte: Ich darf mich nicht in diesen Mann verlieben, aber es ist einfach wie ein Ring aus Feuer", erinnert sich Carter später.

Cash dröhnt sich zu, Carter flieht in die traute Familie - nichts davon funktioniert. Der Sänger wird gewalttätig, seine Ehe zerbricht, er muss Konzerte absagen. Auf dem Höhepunkt seiner Sucht - Cash magert auf 70 Kilo bei einer Größe von 1,87 Meter ab - will er sterben. Carter - auch ihre zweite Ehe ist mittlerweile geschieden - fängt ihn auf.

Gemeinsam mit ihren Eltern steht sie ihrem Geliebten beim Entzug zur Seite und schirmt ihn von seinen Dealern ab. Am 11.November 1967 gibt Cash wieder ein Konzert in nüchternem Zustand. Es ist das erste seit mehr als zehn Jahren. Im Februar 1968 macht Cash seiner June während eines Konzerts auf der Bühne einen Heiratsantrag. 30-mal hatte er es zuvor bereits versucht. Seine Sucht ließ Carter lange zögern. Beim 31.Versuch sagt sie endlich Ja. Schon am 1. März heiraten die beiden. Ihr gemeinsamer Sohn John Carter Cash kommt 1970 zur Welt.

Cash und Carter bilden doppelte Sybiose

Durch die Heirat rückt die Sängerin und Songschreiberin Carter in den Schatten des legendären Sängers. "Ich habe mich dafür entschieden, Mrs. Johnny Cash zu werden. Ich habe beschlossen, dass er Moses sein sollte und ich Moses Bruder Aaron, der seine Hand ergreift und ihm folgt", sagt sie. Für Cash ist seine zweite Frau sein Ein und Alles. "Sie ist mein Fels in der Brandung. Sie ist meine Antriebsfeder. Sie ist die großartigste Frau, die ich jemals kennengelernt habe. Niemand außer meiner Mutter kann ihr das Wasser reichen."

Carter und Cash sind 40 Jahre lang Bühnen- und 35 Jahre lang Ehepartner: Sie bilden eine künstlerische und private Symbiose. Seine Drogenprobleme und seine Karrieretiefs hätte er wohl kaum ohne die starke, kreative Frau an seiner Seite überstanden. Ihre Liebe inspirierte Cash zu seinen größten Songs.

Legendär sind die Konzertaufnahmen in den Gefängnissen Folsom Prison und San Quentin, bei denen June Carter mit auf der Bühne stand. Cash selbst, der wegen seiner stets schwarzen Kleidung den Spitznamen "Man in Black" trägt, wird zur Ikone: Im Lauf seiner Karriere schreibt er 500 Lieder, verkauft mehr als 53 Millionen Tonträger und wird mit 15 Grammy Awards ausgezeichnet, dem wichtigsten Musikpreis der Welt.

Als Carter stirbt, geht auch ein Teil von Cash

Die letzten gemeinsamen Jahre lebt das Paar zurückgezogen in ihrem Haus in Nashville im US-Bundesstaat Tennessee. Cash kann wegen verschiedener Krankheiten nicht mehr auftreten. Als June Carter Cash im Mai 2003 im Alter von 73 Jahren stirbt, sitzt er bereits im Rollstuhl. Mit seiner großen Liebe stirbt auch ein Teil von ihm. "Ich will nichts mehr von dieser Welt", sagt Cash nach ihrem Tod.

Nur vier Monate später stirbt auch er und wird neben seiner Frau auf dem Friedhof Memory Gardens nahe dem gemeinsamen Wohnhaus in Hendersonville bestattet. Zwei Jahre später wird dem Paar mit dem Film "Walk the line" ein Denkmal gesetzt. Millionen Zuschauer strömen auf der ganzen Welt, um sich eine der größten Liebesgeschichten anzusehen, die das amerikanische Unterhaltungsgeschäft zu bieten hat.