Der Schwarzblaue Ölkäfer ist zweifelsohne eines der größten einheimischen Insekten. Foto: Michael Eick

Der Schwarzblaue Ölkäfer gehört zu den größten einheimischen Insekten. Mit etwas Glück kann man dem Tier auch in Fellbachs Wäldern begegnen – anfassen allerdings sollte man es lieber nicht.

Fellbach - Nein, es ist keine Schabe, was da behäbig über den Waldboden krabbelt. Und vor allem ist es kein fetter Wurm. Denn Würmer haben keine Beine. Nein, dieses violett-schwarz schillernde, bizarre Wesen mit extrem dickem Hinterleib ist ein Käfer – und zwar ein ganz besonderer. An warmen Frühlingstagen kann man dem Schwarzblauen Ölkäfer an sonnigen Stellen im Wald oder sandigen, offenen Stellen begegnen. Der zweite deutsche Name „Maiwurm“ bezieht sich auf die bemerkenswerte Form, die zunächst so gar nicht zu einem Käfer passen will: Vor allem die Weibchen besitzen einen stark angeschwollenen Hinterleib, sodass die viel zu kurz wirkenden Flügeldecken nur noch alibimäßig die ersten Segmente des Hinterleibs bedecken.

Die Weibchen sind wahre Legemaschinen, die mehrere Tausend Eier ablegen

Der Grund dafür ist die außerordentliche Fortpflanzungsstrategie dieser Tiere. Die Weibchen sind wahre Legemaschinen, die nach der Paarung mehrere Tausend Eier ablegen. Aus diesen schlüpfen kleine orangefarbene Larven, die ein in der Insektenwelt exklusives Merkmal aufweisen: An ihren Füßchen befinden sich je drei Krallen, wonach diese Erstlarven auch Triungulinus-Larven heißen. Interessant ist, was diese Winzlinge nach dem Schlüpfen damit machen. Sie klettern instinktiv an einer Pflanze empor und legen sich dort auf die Lauer. Sobald ein fliegendes Insekt vorbeikommt, springen sie dieses an und klammern sich daran fest. Zu den glücklichen Gewinnern zählen aber nur diejenigen, die sich an einer Erdbiene festgekrallt haben, alle anderen Larven gehen zugrunde.

Das Lotteriespiel der Natur kann beginnen

Sobald die Erdbiene ihre unterirdische Eikammer besucht, springt der kleine Trittbrettfahrer ab und wechselt auf das Ei über, das er zugleich auffrisst. Darauf folgt die Häutung in eine schwimmfähige zweite Larvenform. Aus dieser entwickelt sich eine sogenannte Pseudonymphe, die in der alten Larvenhaut steckenbleibt und so überwintert. Im Folgejahr schlüpft dann erneut eine bewegliche Larve, die sich dann endgültig verpuppt. Schließlich schlüpft aus der Puppe im Frühjahr der Käfer. Wir haben es also mit einem der kompliziertesten Entwicklungsvorgänge bei Insekten zu tun. Das relativ unwahrscheinliche Ergebnis dieses Lotteriespiels der Natur ist ein etwa dreieinhalb Zentimeter großer Käfer.

Der Schwarzblaue Ölkäfer ist eines der größten einheimischen Insekten. Bei Gefahr kann er eine ölige Flüssigkeit absondern, die über die Beingelenke austritt. Im Grunde handelt es sich dabei um Blut, das aus dem Körperinnern herausgepresst wird. Es enthält große Mengen Cantharidin, ein berüchtigtes Gift, von dem geringste Mengen genügen, um einen Menschen zu töten. Wer bei seinem Waldspaziergang also auf einen Maiwurm stößt, sollte diesen nach Möglichkeit nicht anfassen und vor allem nicht abschlecken, sondern einfach nur bewundern.