Luca Jaquez (re.) steigt am höchsten – und trifft für den VfB zur 1:0-Führung in Mainz. Foto: IMAGO/Jan Hübner

Im Pokal in Mainz hat Luca Jaquez zum 1:0 eingeköpft – der erste Treffer im VfB-Trikot für den Verteidiger aus der Schweiz, der eine erstaunliche Entwicklung genommen hat.

Geht es um die Zuneigung der Fans, so erreichte diese nach Spielschluss in Mainz in Bezug auf Deniz Undav eine neue Qualitätsstufe. Denn es regnete auf dem Weg in den Kabinentrakt aus Kinderhänden Schokoriegel auf den VfB-Stürmer. Der schrieb seiner jungen Anhängerschaft auf der Tribüne noch fleißig Autogramme, schmiss sein Trikot einem hoch erfreuten Undav-Fan in die Arme – und trabte dann zufrieden vom Platz.

 

Würde man im Team der Stuttgarter nach charakterlichen Gegenpolen suchen, dann wäre das Pärchen Undav und Luca Jaquez so etwas wie das Perfect Match. Denn anders als Stürmer, Rolls-Royce-Fahrer und Massenliebling Undav ist der Innenverteidiger Jaquez mit einer Schweizer Grundruhe gepaart mit einer natürlichen Zurückhaltung ausgestattet. Der ehemalige Kapitän des FC Luzern ist einer, der nicht gerade auf der Suche nach dem Rampenlicht ist.

Aber Achtung – eine Art kuscheliger Gemütsbär in Kickstiefeln ist Jaquez keinesfalls. „Ich habe mich gefreut zu sehen, dass er auch anders kann“, sagte der VfB-Cheftrainer Sebastian Hoeneß einst, als die Kennenlernphase zwischen Trainer und Spieler abgeschlossen war. „Luca ist ein ruhiger Typ. Aber wenn es sein muss, dann kann er auf dem Platz auch richtig den Mund aufmachen und explodieren.“

Weniger verbal, dafür aber mit Wucht und Köpfchen ist Luca Jaquez im Zweitrunden-Pokalspiel des VfB beim 1. FSV Mainz bereits in der sechsten Spielminute zur Stelle gewesen. Nach einem Eckball stieg der 22-Jährige am höchsten – und köpfte den Ball rechts oben zum 1:0 für den Pokalsieger ins gegnerische Tor. Es war der erste Treffer von Jaquez im Trikot der Stuttgarter.

Seinen Trainer wundert dies nicht: „Luca war auch in der Schweiz für seine Torgefahr bekannt, gerade per Kopf“, sagte Sebastian Hoeneß, „sein Treffer hat uns in Mainz den Weg geebnet.“ Schließlich hatten die Rheinhessen zunächst ihr Heil in aggressivem Pressing gesucht – und gingen dabei im Zweikampf auch bis an die körperliche Schmerzgrenze. Da kam die Führung aus Stuttgarter Sicht gerade recht.

Der VfB bekam das Spiel in der Folgezeit immer besser in den Griff – und kann sich derzeit ohnehin auf seine Abwehr verlassen. So ist der 1:0-Führungstreffer des Kölners Jakub Kaminski beim 2:1-Erfolg in der Domstadt das letzte Tor gewesen, das der VfB aus dem Spiel heraus bekommen hat. Das war Ende September. Es folgten fünf Partien mit in Summe nur zwei Gegentoren, beide via Elfmeter.

„Wir sind hinten stabil – und da hat sicher auch Luca seinen Anteil“, sagte Hoeneß, der seit dem Wolfsburg-Spiel auf eine Dreierkette mit zwei zusätzlichen Außenbahnspielern setzt. Denn im Abwehrzentrum, das in der Vorrunde der Vorsaison noch die große Stuttgarter Achillesferse gewesen ist, wimmelt es inzwischen an guten und spielbereiten Abwehrkanten.

Also muss sich auch Luca Jaquez im Kreise von Jeff Chabot, Dan-Axel Zagadou, Finn Jeltsch, Ameen Al-Dakhil oder Ramon Hendriks stets dem Wettbewerb stellen. Geht es um seine Lieblingsposition, die rechte in der Kette, so hat der Schweizer aktuell im Duell mit dem deutschen U-21-Kapitän Jeltsch die Nase leicht vorne. Doch das kann sich auch schnell ändern. Jaquez weiß das.

Momentan aber segelt der 22-Jährige gelassen in der Erfolgsspur. „Ich habe das Ziel, beim VfB so viele Einsatzminuten wie möglich zu bekommen. Dafür gebe ich jeden Tag im Training alles“, sagt der ehemalige Vereinskollege des heutigen VfB-Sportdirektors Christian Gentner beim FC Luzern. Anfang des Monats hatte ihn der Schweizer Trainer Murat Yakin als Debütant Nummer 28 seiner Amtszeit zum Nationalspieler gemacht. In Stockholm gegen Schweden machte Jaquez sein erstes Spiel für die Eidgenossen. Und bekam dafür viel Lob.

Auf dem Weg zum Erfolg hatte Jaquez als Teenager allerdings erst einmal grundlegend umdenken müssen. Denn er spielte in der Jugend des FCL bis zur U 18 im Sturm, wurde dann zum Innenverteidiger umgeschult. „Am Anfang hat es mir gar nicht gepasst. Ich habe immer von einer offensiven Karriere geträumt“, sagt Jaquez, dessen Idol der Brasilianer Neymar war. Zumindest in Mainz hat es mit dem Toreschießen aber auch so geklappt.