Kein Team hat den deutschen Frauenhandball zuletzt derart geprägt wie die Mannschaft von HB Ludwigsburg (davor SGBBM Bietigheim). Nun steht das Erfolgsprojekt offenbar auf der Kippe.
2025 ist ein wichtiges Jahr für den deutschen Frauenhandball. Von 26. November bis 14. Dezember findet in Deutschland und den Niederlanden die Weltmeisterschaft statt, einer der Spielorte ist Stuttgart. Das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch hat sich fest vorgenommen, während des Turniers positive Schlagzeilen zu schreiben – negative Nachrichten im Vorfeld kann daher niemand brauchen.
Doch nun sind dunkle Wolken aufgezogen – ausgerechnet am zuletzt erfolgreichsten deutschen Standort im Frauenhandball.
Mit 36:29 und 26:22 hat HB Ludwigsburg Ende Mai die Finalspiele in der Handball-Bundesliga der Frauen gegen die HSG Blomberg-Lippe gewonnen. Und sich damit die sechste Meisterschaft seit der Saison 2016/2017 gesichert. Dazu kommen vier Pokalsiege (unter anderem in diesem Jahr), sechs Erfolge im Supercup, der Triumph in der European League und die sieben Teilnahmen an der Champions League. Vor einem Jahr noch stand die Mannschaft im Finale der Königsklasse.
Das nächste Endspiel steigt am 23. August – als Neuauflage des Meisterschaftsfinals geht es in München um den Supercup. Plötzlich stellt sich aber die Frage: mit HB Ludwigsburg?
Am 30. August startet die Bundesligasaison
Der Meister ist logischerweise gesetzt, wenn es um den ersten Titel der Saison geht. Doch drücken das bisherige Erfolgsprojekt nun finanzielle Sorgen – die offenbar derart groß sind, dass nun beim Amtsgericht Ludwigsburg ein Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens über das eigene Vermögen gestellt worden ist. Eine entsprechende Bekanntmachung (www.insolvenzbekanntmachungen.de) trägt das Datum des Montags dieser Woche (21.07.2025/Aktenzeichen 6 IN 510/25).
Noch ist es lediglich ein Antrag, ein Insolvenzverfahren der HB Ludwigsburg GmbH & Co. KG ist damit nicht zwangsläufig. Wie es kurzfristig weiter geht mit dem Spitzenhandball in Ludwigsburg ist nun auch Sache der Anwälte. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Stuttgarter Jurist Holger Leichtle (Kanzlei Görg) bestellt.
Bis Mitte 2024 war das Team noch als SG BBM Bietigheim erfolgreich gewesen, wichtigster Partner und Geldgeber war und ist das Textilunternehmen Olymp. Dann wechselte die SG BBM Frauen GmbH & Co. KG unter das Dach von HB Ludwigsburg, seitdem ist die HB Ludwigsburg GmbH & Co. KG die Betreibergesellschaft. Über einen Geschäftsführer verfügt diese nach dem schon länger geplanten Ausscheiden von Sebastian Götz zum 30. Juni 2025 derzeit nicht. Weder er, noch Christian Köhle, der Vorsitzende des HB Ludwigsburg e. V., und die beteiligten Juristen waren bis Dienstagnachmittag für Rückfragen zu erreichen.
Die Mannschaft für die neue Saison dagegen steht, Trainingsauftakt war am 7. Juli. Eine Woche nach dem Supercup soll das Team des neuen Trainers Tomás Hlavatý am 30. August bei Frisch Auf Göppingen in die Bundesligasaison starten. Davor jedoch liegen nun entscheidende Tage und Wochen abseits der Sporthalle. Am Dienstagabend sollte es nach Recherchen unserer Zeitung eine erste Informationsveranstaltung mit allen Beteiligten geben.