Der Esslinger Bahnhof wird als unsicher empfunden. Foto: /Ines Rudel

In Esslingen ist 2023 die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Vor allem Körperverletzungsdelikte und Diebstähle haben zugenommen. Unter den Tatverdächtigen sind immer mehr Kinder und Jugendliche.

Wenn Gewalt im öffentlichen Raum passiert, verunsichert das die Menschen. Doch deckt sich das Gefühl auch mit den Fakten? In Esslingen hat jetzt Rochus Denzel, Leiter des Polizeireviers Esslingen, die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik (PKS) für das 2023 vorgestellt. „Die Gesamtzahl der Straftaten war im Jahr 2023 größer als im Vorjahr“, berichtete Denzel. Konkret wurden im vergangenen Jahr 4507 Straftaten angezeigt, im Vorjahr waren es noch 4171.

 

Hohe Steigerungen gab es vor allem im Bereich Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikte, gesunken ist dagegen die Anzahl an Wohnungseinbrüchen, an allgemeinen Sachbeschädigungen und Sachbeschädigungen an Fahrzeugen. Die Aufklärungsquote sei mit 63,5 Prozent die zweitbeste seit 2018. Trotz des Anstiegs der Delikte sei Esslingen sicherer als vergleichbar große Städte wie Ludwigsburg, Reutlingen oder Tübingen, so Denzel, in Esslingen gebe es wesentlich weniger Straftaten.

Immer mehr Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige in Esslingen

Nicht zuletzt sei der Anstieg auch der Normalisierung nach der Pandemie geschuldet. „Es gibt wieder mehr Feste und Veranstaltungen mit den damit verbundenen Auswirkungen“, so Denzel, die Zahl der Straftaten nähere sich wieder dem Durchschnitt der vergangenen Jahre an. So sei auch zu erklären, dass die Zahl der Verkehrsunfälle von 2718 auf 2843 gestiegen ist.

Aufhorchen lässt aber, dass immer häufiger Kinder und Jugendliche unter den Tatverdächtigen sind. Konkret ist die Anzahl der tatverdächtigen Kinder von 62 auf 141 und damit um 127 Prozent gestiegen, die von Jugendlichen von 193 auf 253. Angezeigt werden diese vor allem wegen Körperverletzungs- und Diebstahlsdelikten. „Wir hoffen, dass diese Zahlen nur eine statistische Besonderheit des Jahres 2023 sind“, sagt Rochus Denzel.

Mobile Wache am Bahnhof Esslingen

Aktiv ist die Stadt auch im Bereich rund um den Bahnhof, der von vielen Bürgerinnen und Bürgern als unsicher empfunden wird. Dort war zwischen Mitte April und Mitte Oktober zum ersten Mal eine „Mobile Wache“ der Stadt tätig. Zwei Mitarbeitende des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) zeigten donnerstags bis samstags ab dem Nachmittag bis in die frühen Morgenstunden Präsenz am Bahnhofplatz und den umliegenden Bereichen. Bis Ende September wurden 334 Verstöße gegen die Polizeiverordnung und das Jugendschutzgesetz festgestellt. Das entspricht pro Einsatztag etwas mehr als fünf Verstößen.

Zudem wurden in diesem Zeitraum 280 Bürgeranliegen bearbeitet, die von Wegbeschreibungen bis hin zur Unterstützung bei Erste-Hilfe-Maßnahmen reichten. „Die Zusammenarbeit mit dem Kommunalen Ordnungsdienst ist modellhaft und für uns sehr wichtig“, sagt Revierleiter Denzel. 2023 konnten aufgrund von Personalknappheit aber nicht alle Einsatztage der Mobilen Wache besetzt werden. „Mittlerweile sind alle Stellen beim Kommunalen Ordnungsdienst besetzt“, berichtet Bürgermeister Yalcin Bayraktar.

Neuer Blitzer – mehr Strafzettel in Esslingen

Im jüngsten Verwaltungsausschuss wurde ebenfalls vorgestellt, wie sich die Anzahl der Ordnungswidrigkeiten im Jahr 2023 entwickelt hat. Die Parkverstöße sind von 41 011 (2022) auf 35 312 gesunken. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich mehr Menschen an die Verkehrsregeln halten, sondern hat vor allem mit der Personalknappheit beim Kommunalen Ordnungsdienst zu tun. Aus dem gleichen Grund wurden auch wesentlich weniger Fälle verzeichnet, in denen gegen das Rauchverbot auf Spielplätzen oder das Alkoholverbot am Bahnhof verstoßen wurde.

Die Zahl der Parkverstöße in Esslingen ist gesunken. Foto: Roberto Bulgrin

Ähnlich ist es bei den Abschleppfällen, die ebenfalls von 1713 auf 1262 zurückgingen. Dies sei dem Umstand geschuldet, dass es oft schwierig ist, ein Abschleppunternehmen an Ort und Stelle zu bekommen, heißt es von der Stadt. Die Zahl der Geschwindigkeitsverstöße ist dagegen deutlich gestiegen – von 134 527 auf 142 683. Das liege laut Verwaltung vor allem am neuen stationären Blitzer an der Kiesstraße. Hier rechnet die Stadt aber mit einem Gewöhnungseffekt und dadurch wieder mit sinkenden Zahlen.