Die Varusschlacht, von der Netflix mit der neuen Serie „Barbaren“ erzählt, ist ein deutscher Gründungsmythos. Er kann eine Neuerzählung brauchen. Fast nichts an der traditionellen Sicht der Ereignisse und Figuren stimmt.
Stuttgart - Sein Leben als Architekt hatte sich Ernst von Bandel anders vorgestellt. Durch permanente deutschnationale Erregtheit hatte er sich mit Kollegen und Auftraggebern überworfen. Da kam dem 30-Jährigen wie vielen Scheiternden die Idee, Nationalstolz könne ein Geschäftsmodell sein. Ab 1830 ging er mit der Idee hausieren, man müsse – natürlich mit ihm als Gestalter – ein gigantisches Denkmal für Hermann den Cherusker errichten, jenen Führer der altvorderen Germanen, der 9 nach Christus die römische Militärmacht unter Publius Quinctilius Varus vernichtend geschlagen und so das altdeutsche Schrot und Korn vor verweichlichenden fremden Einflüssen geschützt habe.