Alte Banknoten kommen verschmutzt, zerfleddert oder auch verbrannt bei der Bundesbank an – dort werden sie geprüft und mitunter ersetzt. Foto: Bundesbank/Nils Thies

Erstaunlich, was Banknoten so widerfährt: Sie verbrennen im Toaster, werden von Kühen gefressen und vermodern in Gummistiefeln. Bundesbank-Experte Simon Schimetschka rettet und ersetzt das Geld. Hier erklärt er, warum er dafür auch mal einen Wäschetrockner braucht.

Verbrannt, verschimmelt, geschreddert: Geldscheinen wird übel mitgespielt. Die Bundesbank hat eine eigene Abteilung, die beschädigtes Bargeld rettet. Experte Simon Schimetschka, 43, erklärt hier, was man dabei erlebt.

Herr Schimetschka, was haben die Geldscheine so erlebt, die bei Ihnen aufschlagen?

Viele der Banknoten, die uns Bürger zusenden, lagen seit Jahrzehnten in Verstecken oder an ungewöhnlichen Orten, und werden irgendwann gefunden. Mal von den Menschen, die sie dort deponiert haben, mal von Erben, die beim Ausräumen des Hauses der verstorbenen Oma darauf stoßen. Ein Klassiker ist verschimmeltes Geld, das unter Dielenbrettern, in Töpfen oder hinter Bodenleisten deponiert wurde. Oder im Garten vergrabene Geldsummen in Behältern, die die Feuchtigkeit nicht genug abhalten. Einmal hat jemand Scheine unter Einlegesohlen in Gummistiefeln versteckt, die dann im Schuppen viele Jahre vermoderten. Aber es gab auch schon Toaster, in denen Geld verkokelt. Und Hunde oder Kühe, die Banknoten fressen und ausscheiden.

Warum landet beschädigtes Geld bei Ihnen?

Mit neun anderen Kollegen arbeite ich im Analysezentrum für beschädigtes Bargeld der Bundesbank in Mainz. Hier kann jeder seine beschädigten Euro- oder D-Mark-Scheine und Münzen hinschicken. Wir prüfen das Geld, vernichten die Reste und erstatten den Gegenwert.

Sie sind also ein Geldvernichter?

Zunächst mal eher Geldwäscher und Geldretter. Die beschädigten Teile, vor allem die kontaminierten, gehen an eine Spezialfirma, die die Scheine verbrennt.

Was heißt „kontaminiert“?

Manche Scheine, die bei uns ankommen, sind verschimmelt, oder sie lagen in Heizöl oder Farbe oder anderen Chemikalien. Beim Auspacken tragen wir deshalb Handschuhe, Schutzmaske und Brille. Unter einer Abzugsanlage gucken wir uns das Material genauer an und analysieren es. Oft sind die Teile kaum noch erkennbar. Verbackene Papierklumpen, hart wie Beton, oder verfärbte Fetzen oder geschredderte Streifen oder auch nur ein Haufen Asche, bei dem man nur erahnen kann, dass es sich mal um Geld gehandelt hat.

Und das wird ersetzt?

Wir ersetzen Geldscheine, wenn mehr als 50 Prozent des Scheines eingereicht wird und der Schein nicht vorsätzlich beschädigt wurde. Wobei es oft anhand der Asche schwer nachzuweisen ist, ob sich zum Beispiel jemand mit der Banknote eine Zigarette angezündet hat. Einmal haben wir einen siebenstelligen Betrag ersetzt, ein anderes Mal auch nur eine beschädigte 20-Cent-Münze. Jedes Jahr erhalten wir im Durchschnitt etwa 850 000 Banknoten und erstatten etwa 40 Millionen Euro. 2021 war unser Rekordjahr, wir haben 136 Millionen Euro ersetzt.

Wieso?

Die Flutkatastrophe hat die Bargeldbestände vieler Privathaushalte, aber auch vieler Bankfilialen zerstört. Es kamen Hunderte Kilos an durchweichten Packen aus zusammengeklebten Scheinen bei uns an. Wir mussten sechs zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen, um das zügig abzuwickeln, schließlich brauchten die Menschen das Geld so schnell wie möglich wieder. Um die verklebten Banknoten auseinanderzubekommen, haben wir zwei Wäschetrockner eingesetzt und schon mal 200 000 Euro in Scheinen zwei Stunden lang bei 40 Grad mit Knitterschutz getrocknet. Das ging prima. Wir haben sogar Duftkugeln in die Trommel gelegt, damit das Geld nicht so stinkt. Einer der Trockner wandert jetzt ins Haus der Geschichte nach Bonn, als Zeitdokument.

Wie gehen Sie im Normalfall vor?

Sowohl beim Öffnen der ankommenden Briefe wie auch bei der Analyse arbeiten wir in Zweierteams, wegen des Vieraugenprinzips. Es muss immer ein Zeuge dabei sein, sonst könnte ja jemand schreiben, er habe 1000 Euro geschickt, es waren aber nur die Überreste von 20 Euro im Umschlag. Dann versuchen wir herauszufinden, was dieser Klumpen oder das winzige Fragment mal hätte gewesen sein können. Einmal haben wir einen Haufen Fetzchen, jedes davon gerade mal zwei mal zwei Millimeter groß, eingehend mit der Lupe untersucht. Ein Kollege hat an einigen Linien auf dem Papier erkannt, dass es sich um einen Fünf-Euro-Schein gehandelt haben muss. Wir geben alles für die Bürger! Ist der Wert festgestellt, überweisen wir den Betrag.

Was braucht man für Ihren Job?

Ein gutes Gedächtnis, einen Blick für Farben und Strukturen, eine ruhige Hand. Es hilft natürlich, schon lange mit Geld gearbeitet zu haben, wie wir das alle hier in der Bundesbank gewohnt sind. Es gibt einen nicht unerheblichen Bewerberandrang auf die Analystenstellen. Ohne prahlen zu wollen: Wir sind echte Spezialisten, und wenn Sie beschädigtes Geld zu Hause haben, probieren Sie erst gar nicht, es zu waschen oder wieder herzustellen. Schicken Sie es uns zu. Es gibt fast immer was zu retten!

Der Geldretter

Karriere
Simon Schimetschka ist bei der Deutschen Bundesbank dafür zuständig, eingesendetes Geld zu prüfen und gegebenenfalls zu ersetzen. Zerstörtes Geld können alle Bürger in Deutschland einsenden.

Geld ersetzen
Das Nationale Analysezentrum für beschädigtes Bargeld der Deutschen Bundesbank in Mainz erstattet beschädigtes Geld. Verpacken Sie alle Teile gut in einer Plastiktüte. Beschreiben Sie dann in einem Antrag (www.bundesbank.de) wie das Geld beschädigt wurde und was mit den fehlenden Notenteilen passiert ist. Hausbanken sind meist bereit, das Geld an eine Bundesbank-Filiale weiterzuleiten. Sie können auch das Geld bei einer Filiale der Bundesbank abgeben oder direkt senden an: Deutsche Bundesbank, Hegelstraße 65, H 313,55122 Mainz.