Klimaaktivisten der Gruppe Letzte Generation protestieren am Samstagmittag am Stuttgarter Flughafen. Den Flugbetrieb stört der kleine Protest nicht – aber er soll ein Zeichen setzen gegen hohe Emissionen und die Kriminalisierung von Aktivisten.
Vierzehn Aktivisten der Klimagruppe Letzte Generation haben am Samstagmittag am Stuttgarter Flughafen protestiert. Die Versammlung stand unter dem Motto „Oil kills – Verbrennung stoppen statt KlimaschützerInnen kriminalisieren“, wie die Gruppe zuvor der Presse mitteilte. Mit der Aktion wollen die Aktivisten zum einen auf die Umweltschädlichkeit des Fliegens hinweisen, zum anderen ein Zeichen gegen die Kriminalisierung von Klimaaktivisten setzen.
Um kurz vor 12 Uhr stellen sich die Aktivisten mit orangenen Plakaten vor dem Sicherheitscheck am Terminal 3 auf. „Schöne heile Welt hier – wie lange noch?“ steht auf einem. „Klima schützen ist kein Verbrechen“ auf einem anderen. Ein Transparent mit den Worten „Runter mit: Privatjets, Kurzstreckenflügen und subventioniertem Kerosin“ hängt von der Empore herunter. Der Protest ist auffällig, aber am Fliegen hindert er niemanden – der Weg zum Gate ist frei.
Leuchtwesten, Plakate und eine Gitarre
Neben den Plakaten ist die Gruppe mit leuchtenden Warnwesten und einer Gitarre bewaffnet. Ein Aktivist singt umgedichtete Texte auf Lieder wie „Blowing in the wind“ oder „Que será, será“. Da heißt es etwa „Wenn es der Staatsmacht nicht gefällt, wird gleich Strafantrag gestellt“.
„Es ist Urlaubszeit, und wir werden Sie nicht aufhalten, in den Urlaub zu fliegen“, sagt ein Aktivist durchs Mikrofon. Man wolle den Passagieren kein schlechtes Gewissen machen. Nicht alle Flüge könne man ersetzen. Der Protest richte sich vor allem gegen die „unfairsten Flüge“: Kurzstrecken- und Inlandsflüge und Flüge in Privatjets.
Die Verantwortung dafür sieht die Gruppe vor allem bei der Politik. Trotz der Verpflichtung zum Klimaschutz durch das Bundesverfassungsgericht passiere viel zu wenig. Etwa sei der Flughafen Stuttgart immer noch auf Wachstumskurs. Die Landesregierung gebe Airlines Rabatte, damit sie noch mehr von Stuttgart aus fliegen.„Achtung, Achtung. Bitte lassen Sie Ihre Bundesregierung nicht unbeaufsichtigt“, so fassen die Aktivisten das zusammen.
Wie aus dem Motto des Protests hervorgeht, kritisiert die Gruppe außerdem, dass Aktivisten kriminalisiert und Proteste immer wieder als terroristisch dargestellt würden. Am Donnerstag gab es Hausdurchsuchungen bei Mitgliedern der Letzten Generation, die mit einer Aktion vor Kurzem den Frankfurter Flughafen lahmgelegt hatten. Für die würden nun überall in Deutschland Soli-Kundgebungen organisiert. „Nicht die Überbringer der schlechten Nachricht sind die Kriminellen“, sagt der Aktivist.
Manche machen Fotos, andere murmeln verärgert vor sich hin
Ein Passagier klatscht im Vorbeigehen, manche bleiben stehen und hören zu, machen Fotos. Viele schütteln den Kopf, murmeln verärgert vor sich hin. Martin Strehober aus Neuffen und seine Familie wollen an diesem Tag nach China fliegen, wo sie Verwandte besuchen. Trotzdem hält nicht allzu viel von dem Protest. Der Einzelne könne nichts am Klimawandel ändern. Auch Deutschland könne das alleine nicht. Er findet nicht, dass das pessimistisch ist. „Ich denke, ich sehe das realistisch“, sagt er.