Bereit für den Einsatz zwischen den Pfosten. Von links: Kristian Grbic (TSV Plattenhardt) und Fabian Rottmann (MTV Stuttgart). Foto: Archiv/Günter Bergmann

An diesem Spieltag folgen das Aufsteigerduell der Torknauserer und voraussichtlich zwei Torhüterwechsel. Der MTV-Trainer Lorer kritisiert ein „teils inakzeptables Verhalten“.

Auch wenn es weh tut, und auch wenn man damit in einer Wunde bohrt – man kommt nicht umhin, es an dieser Stelle noch einmal zu erwähnen. 0:7 und 0:8! Das waren die Ergebnisse des TSV Plattenhardt und des MTV Stuttgart am vergangenen Wochenende in der Fußball-Landesliga. Zwei Mannschaften am bisherigen Tiefpunkt ihrer jeweiligen Krisen. Zwei Teams auf der bangen Suche nach dem Bremsfallschirm. An diesem Sonntag treten nun beide zu Heimspielen an und es wird zu klären sein, was größer ist: die Entschlossenheit zur Wiedergutmachung oder der Schrecken, der in den Gliedern sitzt.

 

TSV Plattenhardt – FV Sontheim/Brenz (Sonntag, 14.30 Uhr)

Auf ein Offensivspektakel sollte wohl besser keiner spekulieren. Das Aufsteigerduell ist die Begegnung der beiden Torknauserer der Staffel. Neun Saisontreffer für Plattenhardt, vier Saisontreffer für Sontheim – so lautet die beiderseits kärgliche Zwischenbilanz nach elf Spieltagen. Während die Filderstädter Gastgeber in ihren vergangenen sechs Partien fünfmal ohne Torerfolg geblieben sind, kommt für ihren Kontrahenten von der Ostalb noch eine ernüchternde Komponente hinzu: Bei ihm steht auch noch auf dem Punktekonto die Null. Elf Spiele, elf Niederlagen, gleichbedeutend mit dem letzten Tabellenplatz.

Insofern kann es auf Plattenhardter Seite an diesem Sonntag eigentlich nur ein Motto geben: Wenn nicht jetzt, wann dann? „Die Partie ist eine sehr wichtige Prüfung für uns. Keine Frage: Wir haben Druck“, sagt der Trainer Slobodan Markovic. Es geht nicht nur um Wiedergutmachung für das Böblingen-Debakel, sondern ganz unabhängig davon um drei Pflichtpunkte, wenn sich das Weilerhau-Team nicht vorzeitig in der Abstiegszone festfahren will. Doch warnt Markovic vor zu großen Erwartungen. „Gelingt uns kein frühes 1:0, wird es wohl ein schwieriges und nervöses Spiel“, ahnt der Coach.

Hoffnung macht die Personalsituation. Der Stammkeeper Kristian Grbic war nach seinem Italien-Trip diese Woche wieder komplett im Training, und auch die zuletzt angeschlagenen Leistungsträger Pierre Eiberger und Aristidis Perhanidis sind wieder fit. So wird einige Routine in die Startelf zurückkehren. Vor Wochenfrist hatte es nicht zuletzt daran gefehlt. Mit acht Spielern im Alter von höchstens 23 Jahren hatte Markovic eines der jüngsten Plattenhardter Erste-Mannschaft-Aufgebote aller Zeiten auf dem Platz. Ein notgedrungenes Jugend-forsch-Experiment, das schief gegangen ist. Im Umfeld unkt manch einer schon jetzt: War es ein Fehler, nach dem Aufstieg nicht intensiver auf Suche nach Verstärkungen zu gehen? War es zu naiv, fast ausschließlich dem Meisterkader zu vertrauen? Die Gelegenheit zum Nachbessern wird es nun erst in der Winterpause wieder geben.

Einstweilen schwacher Trost für Markovic: Schlappen im Ausmaß vom vergangenen Spieltag mussten vor ihm auch schon andere im Verein hinnehmen. Vor zweieinhalb Jahren etwa gab es unter dem damaligen Interimstrainer Sascha Krammer gegen die TSV Oberensingen gar ein 0:8.

MTV Stuttgart – TSGV Waldstetten (Sonntag, 14.30 Uhr)

Weiter muss man beim MTV Stuttgart zurückblättern, um ein Ergebnis zu finden, das es im Minusranking mit dem aktuellen Debakel aufnehmen kann. Für die Kräherwald-Kicker war ihr 0:8 in Ehningen die höchste Punktspielniederlage seit gut 14 Jahren. Seinerzeit, im September 2011, gingen sie noch als Bezirksligist auf eigenem Platz gegen Croatia Stuttgart mit 1:9 unter.

Aktuell macht der Trainer Björn Lorer aus seiner Erschütterung keinen Hehl. „Nach so etwas sitzt der Stachel schon tief“, sagt der Coach, der dann aber in dieser Woche immerhin für die Abteilungsverantwortlichen ein Stück weit Beruhigungspillen hatte. Deren Befürchtung, Lorer könnte nun doch die Brocken hinwerfen? Nach wie vor kein Thema, wenn man dem 35-Jährigen glauben darf. „Aufgeben findet in meinem Kopf nicht statt“, betont er – und bekräftigt: „Ich tue weiter alles in meiner Macht Stehende, um die Wende einzuleiten.“

Die Frage freilich ist: welche Mittel bleiben ihm? Momentan kommt bei seinem Team das eine zum anderen. Ein nach fünf Niederlagen in Serie auf den Nullpunkt gesacktes Selbstvertrauen, ein weiterhin von Ausfällen gebeutelter Kader – und auf dem Platz eine Mannschaft, die gerade einer einzigen Baustelle gleicht. „Wir wollen hier nicht jammern“, sagt Lorer, „aber auch in dieser Woche sind wir im Training nur auf 14, 15 Spieler gekommen.“ Die Fehlenden geben sich wechselweise die Klinke in die Hand. Unter diesen Umständen werde es „schwierig, sich einzuspielen und taktische Dinge einzustudieren“.

Zur Aufstellung für Sonntag lautet Lorers Kommentar: „Auf meiner Stirn steht noch ein großes Fragezeichen.“ Schlecht sieht es nun zudem beim Abwehrchef Philipp Weippert (Fußprellung) und beim Torhüter Khalil Lalo (grippaler Infekt) aus. Damit zwischen den Pfosten also jetzt doch das Comeback des Routiniers Carl-Anders Zimmermann? Irrtum. Jener weilt im Urlaub. Die Tendenz geht zu Fabian Rottmann aus der zweiten Mannschaft. Jener bringt es immerhin schon auf vier Landesliga-Einsätze aus der Saison 2023/24.

Gleichwohl hofft Lorer gegen den Tabellenvierten Waldstetten auf einen Ruck zum Besseren. „Die Art, wie einige Spieker zuletzt resigniert haben, das darf nicht mehr vorkommen. Das war teils inakzeptabel“, sagt er. Zweikampfführung und der Umgang mit Rückschlägen innerhalb eines Spiels – das waren die Trainingsschwerpunkte nach dem vergangenen schwarzen Sonntag. Die Statistik des Gegners hat Lorer dabei lieber mal weggelassen: Jener zählt zu den auswärtsstärksten Teams der Liga. Auf gegnerischen Plätzen hat die Truppe um den Ex-Bundesliga-Spieler Tim Schraml (SC Freiburg) in dieser Saison zwölf von bisher 15 möglichen Punkten geholt.