Nach der Derby-Pleite gegen Plattenhardt und einer Krisensitzung zieht Trainer Valentin Haug beim TV Echterdingen die Zügel an. Während andere aufatmen, wächst auch beim MTV der Druck.
Bei zwei der vier Stuttgart/Filder-Vertretern sorgen die jüngsten Ergebnisse in der Fußball-Landesliga für eine Erlösung und neu gewonnenes Selbstvertrauen. Während der TSV Bernhausen und der TSV Plattenhardt auf ihre Erfolgserlebnisse aufbauen wollen steigt beim TV Echterdingen und beim MTV Stuttgart der Druck.
TV Echterdingen – 1. FC Eislingen (Sonntag, 15 Uhr)
Nach einem kurzen, zwischenzeitlichen Höhenflug mit zwei Siegen und einem umkämpften 2:3 gegen den Spitzenreiter TSV Köngen herrscht erneut Frust an der Schimmelwiesenstraße. Die Derby-Pleite am vergangenen Sonntag gegen den TSV Plattenhardt hat die Echterdinger Verantwortlichen veranlasst, am Montag eine Krisensitzung einzuberufen. Deren Teilnehmer: Die sportliche Leitung, das Trainerteam um Valentin Haug und die gesamte Mannschaft, einschließlich der verletzten Spieler. „Es wurde mit sehr deutlichen Worten darüber gesprochen, wie es dazu kommen konnte, dass wir da stehen, wo wir stehen“, verrät der Coach. Die Inhalte der Kritik mit Blick auf die Mannschaft: Prioritäten abseits des Fußballs, Abwesenheiten von Spielern und zu einfache Fehler im Spiel. „Wir werden künftig rigoros durchgreifen“, kündigt Haug an. „Die Disziplinarstrafen werden härter und für jeden einzelnen Spieler gilt: Wer im Spiel oder im Training das Wohl des Teams nicht über das eigene stellt, ist nicht mehr lange Teil dieses Teams.“
In Zukunft weht für die Mannschaft also ein anderer Wind in Echterdingen. Doch wie sieht die Situation rund um Haug selbst aus? „Als Trainer trage ich natürlich die Hauptverantwortung, für das was auf dem Platz passiert. Aber gegen Plattenhardt hat man denke ich gesehen, dass es nicht an meiner Taktik und Ansprache lag“, konstatiert der Coach. Er weiß aber auch: „Ohne Erfolge geht es nicht ewig, auch wenn ich das Vertrauen des Vereins spüre.“
Mit Blick auf die bevorstehende Begegnung gegen den 1. FC Eislingen machte die erste Trainingseinheit nach dem Treffen am Montag Mut. „Die Mannschaft hat ein sehr engagiertes Gesicht gezeigt und das, obwohl viele Spieler gefehlt haben.“ Fraglich sind am Sonntag Leo Milutinovic und Furkan Özüdogru, beide sind aktuell krank. Hinter Giuseppe Pirracchio, der sich gegen Plattenhardt einen Bluterguss an der Ferse zuzog, und Christian Heinrich (Probleme mit dem Oberschenkel) steht ebenfalls ein Fragezeichen. Zwischen den Pfosten wird erneut Yanis Duplys den noch immer rotgesperrten Marko Gaspar vertreten. Im Derby noch einer der Unglücksraben, sagt Haug über Duplys: „Wir wissen alle, was er kann. Er wird am Sonntag ein Topspiel machen, da bin ich mir sicher.“
TSV Bernhausen – SC Geislingen (Sonntag, 15.30 Uhr)
Dieses Angebot hätte seine Mannschaft zweiffellos sofort angenommen. Nach dem erlösenden 3:1-Sieg gegen die SV Böblingen „versprach“ der Bernhauser Trainer Roko Agatic seiner Mannschaft lachend einen erneuten Wasen-Besuch. Schließlich hatte der Teamabend im Festzelt vor einer Woche wieder einmal drei Punkte nach zuvor drei Niederlagen in Folge nach sich gezogen. Fernab des Siegesrauschs rudert Agatic jedoch zurück: „Einmal reicht, sonst liegt der Fokus auch nicht mehr auf dem Fußball.“
Doch auch ohne das gemeinsame Krüge heben war die Stimmung am Fleinsbach in dieser Woche gut und gelöst. „Man hat direkt gemerkt und gesehen, dass der Sieg uns getan hat. Wir konnten befreiter atmen“, sagt Agatic. Denn zuvor hatte die Pleitenserie sichtlich am Team genagt: „Es war lange her, dass wir drei Spiele hintereinander verloren haben“, berichtet der Coach. Gegen den SC Geislingen wolle die Mannschaft nachlegen, um wieder in die Erfolgsspur des Saisonbeginns zu finden.
„Wir müssen von Anfang an fokussiert sein und die richtige Einstellung auf den Platz bringen“, fordert der Trainer. Der SC Geislingen sei deutlich besser, als der aktuelle Tabellenplatz 14 ausweist. „Ich habe sie vor der Saison unter den Top sechs erwartet“, sagt Agatic. Spielerisch seien die Geislinger um den „herausragenden Spieler der Landesliga“, Mert Özdemir, eines der besten Teams in dieser Liga. Der letztjährige Tabellensechste wartet aber seit vier Spielen auf einen Sieg. „Sie wollen die Negativbilanz gegen uns natürlich beenden“, weiß Agatic.
Personell kann der Coach aus den vollen Schöpfen. Bis auf Henry Alber, der in dieser Woche am Knie operiert wurde, stehen beim Liga-Sechsten alle Spieler zur Verfügung.
FV Neuhausen – MTV Stuttgart (Sonntag, 15 Uhr)
Der FV Neuhausen und der MTV Stuttgart, das ist bislang kein Match – zumindest aus Sicht der Nord-Stuttgarter. „Neuhausen ist eine Mannschaft, die uns bislang nicht so liegt“, sagt der MTV-Coach Björn Lorer. Weshalb? „Das weiß ich auch nicht so richtig“, sagt Lorer. Fakt ist: Gewinnen konnten die Stuttgarter gegen den aktuellen Tabellenachten noch nie. Neben einer 0:5-Testspielklatsche gab es in der vergangenen Saison eine 0:2-Auswärtsniederlage und ein 2:2-Unentschieden am Kräherwald.
Lorer hat dafür zwei Erklärungsansätze: „In Neuhausen sind wir mit dem Platz gar nicht klargekommen. Der Rasen ist nicht für feinen Fußball gemacht. Wir sind aber eine Mannschaft, die eher spielerische Lösungen sucht“, sagt der Coach. Zum anderen sei der FV Neuhausen eine sehr körperliche Mannschaft, die dem MTV Stuttgart in beiden Partien „den Schneid abgekauft hat“. Im Bereich Zweikampfführung habe die Seinen aber zuletzt deutliche Fortschritte gemacht, „daran soll es also nicht scheitern“, berichtet der Coach.
Woran es jedoch scheitern könnte, sind die vielen individuellen Aussetzer, die sich die Spieler des Tabellen-13. in den letzten Wochen immer wieder geleistet haben. „Wir haben eigentlich zwei gute Spiele gemacht, uns aber immer selber ein Bein gestellt“, weiß Lorer. Die Folge: zwei Niederlagen in Folge. „Die Reaktion im Training von den Jungs war diese Woche aber hervorragend, jeder hat den Anspruch, es besser zu machen“, berichtet Lorer. Auf den Dingen, die die Mannschaft zuletzt schon gut gemacht hat, könne man auch aufbauen. „Uns fehlt aktuell die Lockerheit und Kaltschnäutzigkeit vor dem Tor. Hinten gehen wir dagegen zu viele Risiken ein“, sagt Lorer. Verbessert sich sein Team in diesen Bereichen, könne es mit jedem mithalten.
Personell sieht es weiter düster aus. Eine komplette Elf fehlt Lorer für die Partie gegen Neuhausen. Im Vergleich zu der vorherigen Partie gegen Bad Boll fehlen Abwehrchef Philipp Weippert (gelb-rot-gesperrt), Till Flach (berufliche Gründe) und Daniel Mägerle (hat nach seiner Platzwunde Sportverbot). Immerhin kehren Kapitän Raphael Hahn und Dominik Hug zurück.
TSV Ehningen – TSV Plattenhardt (Sonntag, 15 Uhr)
Mit erhobenem Haupt haben die Kicker des TSV Plattenhardt in dieser Woche den Trainingsplatz betreten. Der Sieg im Filderderby gegen den TV Echterdingen und der damit verbundene Sprung aus der Abstiegszone haben das Selbstbewusstsein des Aufsteigers ordentlich aufpoliert. „Nach vier Wochen ohne einen Punkt sind die Köpfe etwas unten gewesen, jetzt lachen die Jungs viel mehr“, hat der Trainer Slobodan Markovic beobachtet. Auch er habe nach dem 3:1 als Trainer nun mehr Selbstvertrauen.
„Mit diesem Selbstbewusstsein müssen wir jetzt auch in Ehningen Fußball spielen“, fordert der Coach. Druck wolle er vor dem Duell mit dem Viertplatzierten jedoch keinen aufbauen, vielmehr solle sein Team mutig auftreten. „Wir haben dort gar nichts zu verlieren. Jeder Punkt auswärts ist super für uns“, weiß der Coach.
Ab diesem Freitag hat Markovic alle Spieler zur Verfügung. Dann kehrt mit Oliver Grun der letzte Spieler aus dem Urlaub zurück. Zuletzt fehlten ebenfalls Nemanja Markovic, Emre Göcer, Kevin Pein und Jamie Luke Straub. Sie alle sind in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. „Jetzt bete ich, dass alle gesund bleiben“, sagt Slobodan Markovic.