Flex-Geschäftsführer Christian Neuner hat bewegte Corona-Zeiten hinter sich. Ein Interview.
Steinheim - Das Steinheimer Unternehmen Flex mit 250 Arbeitnehmern kämpft wie viele andere Firmen gegen die Folgen der Corona-Krise. Wir haben uns darüber mit dem Geschäftsführer Christian Neuner unterhalten, der selbst von einer Covid-19-Infektion betroffen war.
Wie hat Flex als Unternehmen die Corona-Krise bis jetzt bewältigt?
Die Krise hat uns bislang auf unterschiedliche Weise gefordert. Zuoberst natürlich bezüglich des Schutzes unserer Mitarbeiter, aber ohne Frage auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Während wir schon seit einiger Zeit bei der Gesundheitsvorsorge einen Stand erreicht haben, der uns zufrieden stellt, benötigt die wirtschaftliche Herausforderung weiter unser volles Engagement. Wir sehen aber einen positiven Trend, auch wenn der sich unterschiedlich je Land ausprägt.
Können Sie Zahlen nennen, die das belegen?
Konkrete Zahlen würde ich keine nennen, allerdings kann ich sagen, dass wir in Deutschland schon im Mai unsere Planzahlen erreichen konnten. Leider trifft das größtenteils nicht auf das Ausland zu, wo noch immer starke Einschränkungen ihre Wirkung zeigen. Der Auslandsmarkt leidet immer noch, doch ist auch hier bereits eine Besserung gegenüber dem Monat April festzustellen.
Wie konnten Sie trotz der Einschränkungen in Steinheim am Werk arbeiten?
Wir haben unterschiedliche Maßnahmen getroffen. So haben wir etwa ein Zwei-Meter-Abstandskonzept für alle Abteilungen ausgearbeitet, auf Basis dessen auch unsere Montagelinien umgestaltet wurden – also nicht nur die Bürobesetzung. In der heißen Phase Ende März und Anfang April haben wir uns zudem für eine Standortschließung entschieden, die nur ein Notfallteam ausnahm. Insbesondere Funktionen wie Montage, Maschinenbedienung, Wareneingang konnten so dem Kontaktrisiko entgehen, da für diese Funktionen kein Homeoffice möglich ist.
Gab es Covid-19-Fälle – und wie haben sie sich ausgewirkt?
Auf diese Frage fühle ich mich nur zu einer Person auskunftsberechtigt. Nach einer europäischen Auslandsreise wurde ich nämlich persönlich positiv auf Covid 19 getestet, wobei letztlich ein nahezu symptomloser Verlauf folgte. Dies hatte natürlich Auswirkungen auf alle Personen, die mit mir im persönlichen Kontakt standen. Dank unserer Regeln im Covid-Team unserer Firma kann man nach zwei Monaten mit Sicherheit sagen, dass sich keiner angesteckt hat. Aber relevante Personen mussten sich natürlich ebenfalls isolieren und konnten maximal von zu Hause arbeiten.
Wie haben Sie persönlich in dieser Zeit gearbeitet und wie haben Sie die Belegschaft strukturiert, um das Infektionsrisiko gering zu halten?
Ich persönlich habe natürlich nach der Diagnose entsprechend der Vorgaben des Gesundheitsamtes die Zeit in Isolation und daher im Homeoffice verbracht. Aber durch ein gut funktionierendes Covid-Team, durch eine enge Abstimmung im Führungsteam auf nahezu täglicher Basis (per Videokonferenz) und einen engagierten Betriebsrat konnten wir den Entwicklungen immer das notwendige Quäntchen an Zeit voraussein, um geeignete Maßnahmen zu treffen. Bis heute ist kein Fall bekannt, der auf Kontakt in der Firma zurückzuführen wäre. Aber ich klopfe gleichzeitig auf Holz, dass es so bleibt.
Wie konnten Lieferketten, aus dem asiatischen, aber auch aus dem europäischen Raum so aufrecht erhalten werden, dass die Produktion im Rahmen bleiben konnte?
Auch hier klopfe ich auf Holz, bislang sind die Lieferketten weitestgehend intakt, egal ob aus Asien oder Europa. Die Produktion wurde bislang daraus nicht beeinträchtigt, aber bis zum Wiedererstarken der ausländischen Absatzmärkte haben wir dennoch derzeit auf das Instrument Kurzarbeit zurückgegriffen.
Wie war die Zusammenarbeit mit Ihrem chinesischen Mutterkonzern Chervon in dieser Zeit?
Wir konnten zum einen von den Erfahrungen der Chervon-Gruppe profitieren, denn in China war die heiße Phase natürlich schon im Gange beziehungsweise fast vorbei, als es in Deutschland losging. Viel wichtiger und konkreter war aber natürlich die Unterstützung mit Schutzmaskenlieferungen und Desinfektionsmitteln zu Zeiten, wo hier noch Engpässe vorlagen.
Konnten Sie von dem Trend profitieren, dass viele Menschen im Homeoffice auch Heimwerker-Arbeiten verrichteten?
Da wir reine Profi-Werkzeuge herstellen, die wir ausschließlich über den Fachhandel vertreiben, profitieren wir leider vom Heimwerker-Trend nur, wenn dieser professionelle Elektrowerkzeuge und Zubehör im Fachhandel kauft.
Welche Aussichten hat das Flex-Werk in den nächsten Monaten und Jahren?
Für dieses Jahr eine genaue Vorhersage zu machen, traue ich mir derzeit nicht zu. Eins ist aber sicher, unsere Produkte werden weiterhin vom Handwerk und der Industrie gebraucht, und wir sind bestens aufgestellt, um diese mit Produkten und Service zu versorgen. Daran ändert auch die Covid-Krise generell nichts. Deswegen planen wir derzeit auch keine Einschnitte durch Kündigungen oder Ähnliches, auch wenn wir temporär den Bedarf je nach Einschränkungen und Lockerungsschritten je Land noch nicht einschätzen können. Wir werden in diesem Jahr vorsichtig und konservativ vorgehen, sehen aber im Anschluss weiter Wachstum für das Unternehmen und die Marke Flex. Wir haben noch viel vor!