Der Sparkurs der Evangelischen Kirche hat zur Folge, dass die Andreä- und die Sommerrainkirche abgerissen werden. Anfang Februar können sich die Gemeindemitglieder in einem Gottesdienst von der Andreäkirche verabschieden.
Die Lenore-Volz-Gemeinde, die am 1. Januar 2019 als Zusammenschluss der Cannstatter Kirchengemeinden Wichern, Sommerrain, Andreä und Stephanus gegründet wurde, steht nun vor weiteren Umbrüchen. Jetzt muss sich die Kirche von zwei Gebäuden trennen: der Andreäkirche und der Sommerrainkirche. Und das ausgerechnet in ihrem Jubiläumsjahr.
Denn vor 75 Jahren wurde die Namensgeberin der Gemeinde, Lenore Volz (1913 bis 2009), in der Cannstatter Stadtkirche eingesegnet – zunächst als Pfarrvikarin, bevor die Theologin als eine der ersten Frauen in Württemberg im Jahr 1970 Gemeindepfarrerin wurde. Heute hat die nach ihr benannte Gemeinde „mit zurückgehenden Mitgliederzahlen zu kämpfen“, erläutert Dekan Eckart Schultz-Berg. Die Zahlen seien auf dem Stand von vor Jahren, „als wir nur Stadtkirche und Lutherkirche hatten“. Die Lenore-Volz-Gemeinde zählt 4485 Gemeindemitglieder, 2005 waren es noch 7091.
Enttäuschung und Abschiedsschmerz
„Rückläufige Mitgliederzahlen, sinkende Kirchensteuereinnahmen, eine schwierige Haushaltslage und ein hoher Sanierungsbedarf der Gebäude machen eine Veränderung notwendig“, erklärt Olaf Creß, der geschäftsführende Pfarrer der Lenore-Volz-Gemeinde. Dekan Schultz-Berg betont: „Mir und allen Beteiligten fällt es sehr schwer. Ich kann mich gut in die Enttäuschung und den Abschiedsschmerz hineindenken, den viele Gemeindeglieder haben.“
Am Sonntag, 9. Februar, wird um 10 Uhr der Abschied von der Andreäkirche an der Andreästraße in einem Gottesdienst gefeiert, und am 5. April gibt es noch einen Erinnerungstag. Das Gebäude des Andreä-Kindergartens bleibt im Besitz der Gesamtkirchengemeinde.
Die Andreäkirche samt Pfarrhaus soll laut Creß an die Stadt verkauft werden. „Nach dem Abriss der Andreäkirche wird das Gelände der Stadt Stuttgart übergeben, die es für die benachbarte Eichendorffschule nutzen will“, sagt Creß.
Stephanuskirche wird saniert
Zu den genaueren Plänen für die Sommerrainkirche befragt, sagt der Dekan. „Wir sind in Sommerrain noch nicht so weit. Wir sind in relativ erfolgversprechenden Gesprächen für eine richtig gute Lösung. Aber im Moment ist noch nichts spruchreif.“ Klar sei, dass auch diese Kirche geschlossen und rückgebaut wird. Die Wichernkirche in der Theodor-Veiel-Straße soll mit einem Partner dann ein kleiner Standort werden.