„Dlei Biel, bitte“: Sind es nur Vorurteile, oder fällt es Asiaten tatsächlich schwer, das R auszusprechen? Foto: dpa

„Dlei Losinenblötchen, bitte“: Besucht eine Gruppe Chinesen hierzulande eine Bäckerei, kann ihre Bestellung schon einmal für ein Lächeln sorgen – glaubt man gängigen Vorurteilen. Doch stimmt es überhaupt, dass Asiaten den Buchstaben R nicht aussprechen können?

Stuttgart - Zunächst einmal gibt es Unterschiede zwischen den Nationen. Im Japanischen existiert weder das L noch das R, so wie wir es kennen. Japaner nutzen einen Laut, der irgendwo dazwischen liegt. Deshalb unterscheiden sie oft nicht zwischen den beiden Buchstaben. Die Chinesen führen ein R in ihrem phonetischen Repertoire. Bei ihnen klingt es jedoch wie ein L oder wie ein stimmhaftes Sch. Das deutsche R fehlt in ihrem Lautbestand. Sprechen Chinesen noch nicht so gut Deutsch, verwenden sie daher in der Regel ihre eigene Version des R oder weichen auf das L aus. Beide Buchstaben gehören zu der Gruppe der Liquide – das sind Konsonanten, welchen ein fließender Klang zugesprochen wird.

Dass Asiaten das R überhaupt nicht aussprechen können, ist also ein Mythos. Bis es ihnen fehlerfrei über die Lippen geht, müssen sie es aber sehr oft üben – ähnlich wie die Deutschen das englische Th häufig wiederholen müssen, bis sie es richtig aussprechen. Doch egal, woher man kommt: Ausschlaggebend für die Aussprache sind die frühen Lebensjahre. Denn um einen bestimmten Laut richtig aussprechen zu können, muss man den Unterschied zu anderen erst einmal heraushören. Hat man eine Sprache nicht schon in der Kindheit erlernt, muss man unbekannte Laute und Betonungen meist lange trainieren, bis man sie aussprechen kann. Akzentfrei sprechen jedoch auch nach jahrelangem Aufenthalt im Zielland nur die wenigsten Nicht-Muttersprachler.