Eine Person hält zwölf Euro in der Hand: Das Bundeskabinett bringt die geplante Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro auf den Weg. Foto: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez

2015 wurde der gesetzliche Mindestlohn in Höhe von 8,50 Euro eingeführt. Seitdem ist er auf 9,82 Euro gestiegen. Viele Menschen sind nicht sicher, ob sie das Geld aus dem Mindestlohn brutto oder netto verdienen. Hierzu die wichtigsten Fragen und Antworten.

Ist der Mindestlohn brutto oder netto? Diese Frage stellen sich wahrscheinlich nicht wenige. Wir klären Sie darüber auf:

Der Mindestlohn ist immer brutto

Der gesetzliche Mindestlohn wird immer brutto angegeben. Der Betrag ist das Gehalt vor Abzügen wie Sozialversicherungsbeiträge oder Steuern. Das bedeutet: Wer einer versicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht – und dazu gehört auch eine Arbeit auf Basis des Mindestlohns – muss auf sein Bruttogehalt anteilig Steuern und andere Pflichtbeiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung sowie zur Renten- und Arbeitslosenversicherung bezahlen.

Zu den Steuern zählen die Einkommenssteuer, die Kirchensteuer (so man Mitglied in einer Glaubensgemeinschaft ist) und der Solidaritätszuschlag. Die Höhe der zu zahlenden Steuern hängt von der Steuerklasse des Arbeiters ab.

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Wie kann man das Netto-Gehalt berechnen?

Mit einem Online-Gehaltsrechner – etwa des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales – kann man ausrechnen, was für ein Netto-Gehalt nach Abzug aller Abgaben und Steuern übrigbleibt.

Wer Mindestlohn erhält – seit 1. Januar 2022 sind dies 9,82 Euro – dem wird dieser Betrag brutto pro Stunde bezahlt. Ein Beispiel:

Bei einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden und derzeit 9,82 Euro Mindestlohn ergibt sich ein Bruttoeinkommen von 1702 Euro.

Ab dem 1. Oktober 2022 steigt der Mindestlohn auf zwölf Euro und das Bruttogehalt bei 40 Stunden damit auf 2080 Euro. Dieses Monatsgehalt liegt also 378 Euro oberhalb des Mindestlohns von 1702 Euro, der derzeit gilt.

Der Arbeitgeber führt von diesem Bruttobetrag Steuern und Beiträge zur Sozialversicherung ab. Der Mitarbeiter selbst zahlt außer Beiträgen zur Rentenversicherung keine anderen Versicherungsbeiträge oder Steuern auf den Bruttobetrag.

Wann wurde der Mindestlohn eingeführt?

2015 wurde die gesetzliche Lohnuntergrenze – der sogenannte Mindestlohn - mit 8,50 Euro brutto pro Stunde eingeführt.

Nach dem Mindestlohngesetz beschließt die Mindestlohnkommission, in der Gewerkschaften und Arbeitgeber vertreten sind, die Mindestlohnentwicklung. Per Rechtsverordnung werden die Schritte dann verbindlich.

Wie hat sich der Mindestlohn seitdem entwickelt?

Nach 2015 erfolgte die Erhöhung des Mindestlohns in mehreren Schritten: 8,84 Euro, 9,19 Euro, 9,35 Euro, 9,50 Euro, 9,60 Euro und seit 1. Januar diesen Jahres 9,82 Euro.

Zum 1. Juli 2022 ist eine Anpassung auf 10,45 Euro geplant. Zum 1. Oktober 2022 soll der Mindestlohn nach einem Gesetzentwurf der Bundesregierung einmalig auf zwölf Euro angehoben werden. Die Bundesregierung löst damit ein zentrales Versprechen aus dem Koalitionsvertrag ein.

Neben dem gesetzlichen Mindestlohn, der grundsätzlich für alle Branchen und Regionen gilt, existieren branchenspezifische Mindestlöhne.

Warum soll das bisherige Erhöhungsverfahren umgangen werden?

Gewerkschafter kritisieren, der Mindestlohn in Deutschland sei vom Start weg zu niedrig gewesen, „um davon auskömmlich zu leben“.Sie fordern deshalb seit Jahren einen einmaligen Erhöhungsschritt über die üblichen Stufen hinaus.

Wer soll von 12 Euro Mindestlohn profitieren?

6,2 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten laut Gesetzentwurf einen Stundenlohn unter zwölf Euro. Rund 111 000 sind demnach sogar trotz Vollzeitbeschäftigung auf Grundsicherung angewiesen. Mit den zwölf Euro soll der Anspruch erfüllt werden, dass man mit seiner Arbeit auf 60 Prozent des mittleren Bruttolohns kommt.

Wie soll es mit dem Mindestlohn weitergehen?

Über künftige Anpassungen soll laut den Regierungsplänen weiter die Mindestlohnkommission entscheiden. Ihre nächste Entscheidung soll es zum 30. Juni 2023 geben – für die Erhöhungsstufe 1. Januar 2024.

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