Vor allem in einem Zeitfenster steht oft nur eine kleinere Besetzung bereit. In Bietigheim-Bissingen (Kreis Ludwigsburg) wirbt die Wehr nun massiv um Verstärkung.
Wenn es brennt, ist Eile geboten. An 24 Stunden am Tag. Im Kreis Ludwigsburg gibt es ein ausgeklügeltes System, damit die Feuerwehren schnell an Ort und Stelle sind. Doch in einem Zeitfenster wird es regelmäßig eng. Um künftig nicht in Bedrängnis zu kommen, wird vor allem in Bietigheim-Bissingen momentan kräftig für Verstärkung getrommelt.
Mit einem Imagefilm werben die Abteilungen Bietigheim und Bissingen um weitere Mitglieder. „Wir suchen dich“, steht auf einem großen Transparent und auf der Internetseite der Feuerwehr geschrieben. Seit etwa einem halben Jahr machen sich die Wehrleute Gedanken, wie sie neue Mitstreiter gewinnen können. „Die Lage ist noch nicht brenzlig, aber schon ernst“, erklärt Andreas Koch, der stellvertretende Abteilungskommandant in Bietigheim. Hauptberuflich arbeitet er bei der Stuttgarter Wehr, in seiner Freizeit hilft er seit rund 30 Jahren in seiner Heimatstadt.
Kampagne soll fünf bis sechs neue Leute bringen
75 Männer und Frauen meistern im Jahr rund 300 Einsätze in der Stadt an Enz und Metter. Doch tagsüber kann es manchmal knapp werden. „Früher standen werktags etwa 30 Leute zur Verfügung, nun sind es nur noch etwa 20“, sagt Koch. Das Problem besteht vor allem zwischen 9 und 16 Uhr, also dann, wenn viele Mitglieder der Wehr an ihren Arbeitsstätten außerhalb der Stadt sind. So steht in Bietigheim manchmal nur eine kleinere Besetzung bereit.
Kritisch wird es in diesen Zeiten bisher noch nicht, betont Koch. Schließlich stehen dann auch die Fahrzeuge und Einsatzkräfte aus Bissingen zur Verfügung. Dennoch treibt den stellvertretenden Kommandanten die Sorge um, dass in einigen Jahren nicht mehr genügend Ehrenamtliche bereitstehen könnten. Mit der aktuellen Kampagne erhofft sich die Abteilung, fünf bis sechs neue Leute anwerben zu können.
Bisherige Resonanz ist dürftig
Bis jetzt ist die Resonanz allerdings sehr dürftig, sagt Koch. Vor Kurzem meldete sich beim Feuerwehrfest nur ein einziger Interessent. Bei einem Schnuppertag tauchte jüngst niemand auf. Am Samstag, 12. Juli, gibt es einen weiteren Versuch. Von 9.30 Uhr an können sich Interessierte im Bietigheimer Feuerwehrhaus informieren.
Warum ist die Nachwuchsarbeit so schwierig? Andreas Koch erklärt es sich mit einem veränderten Freizeitverhalten. „Unsere Aufgaben sind zwar spannend, aber für manche sind die die Übungen alle zwei Wochen und die Lehrgänge mittlerweile zu viel“, sagt er. Auch die Konfrontation mit schlechten Gerüchen und Blut sei nicht jedermanns Sache. Deshalb müssten sich auch andere Feuerwehren um neue Mitglieder kräftig bemühen.
Kooperationen können Engpässe ausgleichen
„Wir müssen schon schauen, dass wir Nachwuchs generieren“, bestätigt Klaus Haug, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Ludwigsburg. Im gesamten Landkreis gebe es aber bis jetzt noch keine akute Personalnot. Die Zahl der Ehrenamtlichen bewege sich in jüngster Zeit insgesamt „auf relativ gleichbleibendem Niveau“. Rund 3800 Angehörige zählen die 43 freiwilligen Feuerwehren mit ihren 76 Abteilungen im Kreis Ludwigsburg. „Manche Wehren schauen sich allerdings um“, sagt Haug.
Auch der Verbandsvorsitzende aus Hessigheim sieht, dass es tagsüber eng werden kann. „Dafür gibt es aber die überörtliche Zusammenarbeit“, betont er. Diese Kooperationen, die vor rund 15 Jahren begonnen haben, funktionieren nach seiner Erfahrung gut. „Auch die Nachbarschaften sind innerhalb weniger Minuten da.“
Ausnahmesituation in Kornwestheim
Ein Luxusproblem hat die Feuerwehr in Kornwestheim. Dort herrscht eine Ausnahmesituation. „Wir können niemanden mehr aufnehmen“, sagt Pressesprecher Peter Schraud. Seit Jahren erfährt die Mannschaft massiven Zulauf. „Die tolle Kameradschaft bei uns spricht sich rum“, erklärt sich Schraud das Phänomen.