Links auf der Illustration die Energiezentrale, rechts daneben das Paulaner-Gebäude, das auch ans Wärmenetz soll. Foto: D'Inka Scheible Hoffmann Lewald Architekten/Archiv Natalie Kanter

Das Wärmenetz wollen eigentlich alle, die Energiezentrale daneben hingegen nicht. Die Diskussion, die derzeit in Echterdingen läuft, liefert für andere Kommunen einen Vorgeschmack.

Sie seien schon überrascht worden vom Protest im Ort. Mit einer Bürgerinitiative hätten sie nicht gerechnet. „Wir wussten aber, wir müssen sensibel damit umgehen“, sagt Philipp Schwarz, der Leiter des Stadtplanungsamts in Leinfelden-Echterdingen. Deshalb wollen sie ja mitten im historischen Herzen von Echterdingen auch kein Funktionsgebäude mit dem Charme eines Stromverteilerhäuschens bauen. Damit es optisch zum Umfeld passt, erinnert das Geplante durch Kubatur und Holzbauweise an eine Scheune in zweiter Reihe, wie es sie noch öfters im Ortskern von Echterdingen gibt. Das Geplante ist eine Energiezentrale, am Rande eines neuen Stadtparks beim Paulaner-Gebäude.

 

Energiezentrale – das klingt technisch, vielleicht langweilig und nebensächlich. Dabei dürften Energiezentralen zu den Zweckbauten der Zukunft gehören. Sie sind der Mittelpunkt von Wärmenetzen, die derzeit allerorten geplant und teils auch schon gebaut werden. Dass es dafür immer auch eine Energiezentrale braucht und wie sie aussieht, wissen derweil vermutlich die wenigsten. Bisher. Die Diskussion, die in Echterdingen zurzeit läuft, liefert hier einen Vorgeschmack für viele Kommunen.

Das historische Ortsbild von Echterdingen Foto: Archiv Natalie Kanter

Im alten Ortskern von Echterdingen ist ein Wärmenetz geplant – neben einem weiteren beim Hallenbad in Leinfelden derzeit das einzige neue Netz in der Stadt. Die Quellen in Echterdingen sollen zu 85 Prozent Erd- und Luftwärme sowie zu 15 Prozent Gas sein. Man möchte fünf städtische Gebäude anschließen und knapp 50 Privathäuser.

Das Netz mit einem Gesamtinvest von elf Millionen Euro wird in mehrfacher Weise besonders sein. Während der Trend eher zu Niedrigtemperatur-Netzen geht, wird die Vorlauftemperatur in Echterdingen-Mitte mit 70 bis 75 Grad recht hoch sein. Uralte Gebäude wie das Alte Rathaus bekomme man nicht anders warm, erklärt der Baubürgermeister Benjamin Dihm.

Weniger Druck bei Sanierung der Gebäude

„Für die Privatleute ist das gut“, sagt Peter Friedrich, der Chef der Stadtwerke. Sie hätten weniger Zeitdruck bei der Sanierung. Sind dann einmal viele Häuser saniert und der Wärmeverbrauch sinkt, wäre es denkbar, das Netz zu erweitern, erläutert Friedrich. Doch das ist Zukunftsmusik, jetzt geht es erst einmal um den Anfang.

Dieses Netz im Zentrum von Echterdingen wollen eigentlich alle, sagen die Vertreter der Stadt und der Stadtwerke. Dagegen gebe es keinen Protest. Wohl aber gegen die Energiezentrale. Es hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die zurzeit Unterschriften gegen das Projekt sammelt. Für sie ist der Zweckbau in zu zentraler Lage.

Mit der Bürgerinitiative habe man sich getroffen und Argumente ausgetauscht, sagt Friedrich. Man habe erklärt, warum man sich so entschieden habe. Klar sei: Am Ort und an der Ausgestaltung werde sich nichts mehr ändern, sagt der Bürgermeister Dihm. Es sei alles durchgeplant und wohlüberlegt. Was nun noch fehlt: das Baurecht. Am Dienstag, 18. März, berät der Technische Ausschuss dazu, eine Woche später hat der Gemeinderat zu beschließen.

Der Wunsch der Initiative, die Energiezentrale in Richtung Messe und Flughafen – also raus aus dem Ort – zu verbannen, klappe nicht. „Dann wäre das Projekt nicht mehr finanzierbar“, sagt Peter Friedrich. Zu lang die Leitungen, zu groß der Energieverlust. Mit anderen Worten: „Sollte beschlossen werden, dass die Heizzentrale dort nicht kommt, wird es das Wärmenetz so nicht geben“, sagt der Stadtwerke-Chef. Sie rechnen nicht damit, dass es so kommt.