Wieder geht ein Traditionsunternehmen: Das Einrichtungshaus Firnhaber schließt. Aber nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Inhaber Frank Firnhaber braucht mehr Zeit für die Familie.
Stuttgart - Firnhaber schließt. Die Nachricht macht betroffen – Stuttgarter und Kunden des traditionsreichen Einrichtungshauses Firnhaber, da wieder ein Inhaber geführtes Unternehmen aufgibt. Aber noch härter trifft es die 18 Mitarbeiter. Bei ihnen geht nicht um Nostalgie oder Wehmut, sondern um Arbeitsplätze.
„Sie waren sehr geknickt“, sagt Frank Firnhaber. Am vergangenen Freitag hatte der Chef seinen Angestellten mitgeteilt: „Mitte nächsten Jahres ist Schluss!“ Die Ära Firnhaber in Stuttgart endet. Manche zeigten Verständnis, manche reagierten fassungslos, andere gar wütend. Firnhaber kann die ganze Palette der Gefühle nachvollziehen. Nicht zuletzt deshalb will der geschäftsführende Gesellschafter dafür sorgen, dass alle 18 Mitarbeiter Mitte 2016 wieder bei einem anderen Betrieb unterkommen. „Dafür werde ich mich persönlich einsetzen. Alle sollen möglichst nahtlos ein neues Beschäftigungsverhältnis bekommen. Jedem Einzelnen soll bei der Jobsuche geholfen werden.“ Firnhaber sieht gute Chancen für seine Mitarbeiter: „Wir haben gute Leute, und wer gut ist, wird auch etwas finden.“
Gründe lägen im privaten Bereich
Qualität ist das Stichwort. Firnhaber hatte sich zuletzt in der Möbel-Branche etabliert. Vor allem in der Nische Natur-Möbel und Massivholz. „Wir hören nicht auf, weil wir wirtschaftliche Probleme hätten“, sagt Frank Firnhaber, „wir haben gutes Geld verdient.“ In der City sein es heutzutage freilich schwer eine Fläche von 4000 Quadratmeter zu betreiben, aber am Standort im Stuttgarter Osten sei dies möglich.
Die wahren Gründe liegen laut Firnhaber im „privaten, persönlichen“ Bereich: „Ich will mehr Zeit für die Familie und die Betreuung innerhalb der Familie haben.“ Auch einen Verkauf hatte der Firmenchef daher erwogen, „aber am Ende hatte nie der Preis gestimmt“. Nun steht höchstens noch der Namen Firnhaber und der Firmenmantel zum Verkauf. So könnte wenigsten ein Stück Tradition bewahrt werden.
Eine Tradition, die 1924 ihren Anfang nahm. Fritz Firnhaber gründete damals einen Holzhandel und belieferte Möbelfabriken. Später weitet sich das Geschäft zu einem eigenen Möbelhandel aus. 1974 zieht die Firma in den so genannten Firnhaber-Bau (Calwer Straße/Kronprinzstraße). Firnhaber avanciert damit zum größten Einrichtungshaus in der Innenstadt.
Das vorläufige Ende kommt 1992. Am 22. Juni versucht der Wirt des Zille, durch Versicherungsbetrug seinen Ruin abzuwenden. Er schüttet 60 Liter Benzin in sein Lokal im Firnhaber-Baus und setzt dann das ganze Gebäude in Brand. Folgen: 30 Millionen Mark Schaden, einer der größten Brände der Nachkriegsgeschichte. Firnhaber steht bis November ohne Verkaufsfläche da. Nach fünf Monaten eröffnet das Haus am Gaskessel neu und feierte dort 2014 das 90-jährige Firmenjubiläum.
Am Gaskessel gehen die Geschäfte nun bis zum Sommer 2016 „normal“ weiter, wie es offiziell heißt. Doch der Begriff „Normalität“ hat für die 18 Mitarbeiter seit Freitag einen anderen Klang.