Ekkehard Fauth war 24 Jahre lang Bürgermeister der Gemeinde Aidlingen. Inmitten einer intensiven Debatte geriet der Abschied beinahe zu Nebensache.
Insgesamt 306 Gemeinderatssitzungen und rund 450 Ausschusssitzungen hat Ekkehard Fauth in seinen 24 Jahren als Aidlinger Bürgermeister geleitet und dabei in geschätzt 1800 Stunden rund 4000 Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Am Donnerstagabend saß er bei seiner letzten Gemeinderatssitzung vor – und die hatte es in sich.
Auf der Tagesordnung standen unter anderem der Beschluss für die neuen Hebesätze bei der Grundsteuer 2025, ein Vortrag zu dem von Anwohnerprotesten begleiteten Bebauungsplan für den Kindergartenneubau „Unterm Wäldle“ (der nun ein drittes Anhörungsverfahren durchlaufen muss), sowie die Anträge der Fraktionen für den Haushalt 2025.
Beim Thema Regenüberlaufbecken gibt es Widerstand
All diese Punkte gingen letztlich vergleichsweise geräuschlos über die Bühne. Bei einem Punkt drohte die Sitzung jedoch kurzfristig aus dem Ruder zu laufen. Dabei ging es um die Sanierung von neun Regenüberlaufbecken (RÜB), die den Aidlinger Haushalt stark belasten wird.
Für die Instandsetzung der ersten drei RÜBs kalkuliert die Verwaltung bis 2026 mit rund 2,5 Millionen Euro. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Abwassergebühren, die in Aidlingen wegen einer über Jahre übersehenen Fehlkalkulation mit 4,95 Euro pro Kubikmeter ohnehin bereits überdurchschnittlich hoch sind.
Um die Gebührenbelastung abzumildern und eine höhere Förderquote zu erzielen, hatte man im Gemeinderat gehofft, die Sanierung der neun Becken auf neun Jahre strecken zu können. Das hatte das Landratsamt abgelehnt und eine Frist von fünf Jahren gesetzt, also bis 2029. Dies wollte einigen Gremiumsmitgliedern nicht einleuchten – darunter die CDU-Räte Rainer Rentschler und Malte Schaub und Matthias Harr (Die Freien). Sie kündigten an, gegen den Beschluss stimmen zu wollen.
Die Eile leuchtet nicht allen ein
Nach intensiver Debatte schaltete sich schließlich Ekkehard Fauth (parteilos) ein: „Das ist eine Pflichtaufgabe. Wir sind gesetzlich dazu verpflichtet“, betonte er und kündigte seinen formalen Widerspruch an, sollte der Rat gegen den Beschlussvorschlag votieren. Das stieß auf einigen Unmut und zunächst gelang es weder Ortsbauamtsmeister Ulrich Dürr noch Bürgermeister Fauth dem Gremium begreiflich zu machen, warum die Sanierung dieser drei RÜBs so sehr drängt, dass sie nicht zusammen mit den anderen in fünf Jahren angegangen werden kann.
Daraufhin meldete sich Klärwärter Johannes Klasen zu Wort und erklärte, dass die drei maroden Bauwerke an neuralgischen Punkten in Aidlingen, Deufringen und Dachtel bei Starkregen die Hauptlast an Wasser auffangen würden. „Deshalb beharren die beim Landratsamt so eisern darauf, dass wir diese drei Becken sanieren“, so Klasen. Das überzeugte offenbar eine Mehrheit des Gemeinderats der mit fünf Gegenstimmen und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschloss, die Baumaßnahmen auszuschreiben.
Helena Österle wird in Aidlingen auch Ehen schließen
Die übrige Sitzung, bei der ungewöhnlich viele Zuschauerplätze besetzt waren, steuerte dann in ruhigere Fahrwasser und wies zugleich in die Zukunft, weil drei Entscheidungen die neue Bürgermeisterin Helena Österle betrafen: Zum einen ging es darum, CDU-Rat Thomas Rott in seiner Funktion als stellvertretenden Bürgermeister damit zu beauftragen, am 2. Dezember Österles Verpflichtung zu übernehmen. Außerdem soll und darf sie – wie schon bisher in der Calwer Verwaltung – in Aidlingen als Standesbeamtin Ehen schließen und als Ratsschreiberin amtliche Urkunden ausstellen.
Zum Ende der Sitzung ließ Fauth mit leisem Humor und auch etwas Wehmut 24 Amtsjahre Revue passieren. Der Gemeinderat bedachte ihn mit warmem Applaus, hielt sich mit Ansprachen aber noch zurück. Schließlich findet die eigentliche Verabschiedung erst am kommenden Donnerstag, 28. November, um 19 Uhr in Form einer Feier mit diversen Wegbegleitern in der Sonnenberghalle statt.