Mit viel Einsatz, einem Zuschuss der Stadt und weiteren Spenden ist der alte Skatepark beim Fellbacher Jugendhaus binnen weniger Monate runderneuert und erweitert worden. Bei der Einweihung zeigte der deutsche Meister Jost Arens Tricks.
Der erste „Drop in“, wie das Einfahren in eine Quarterpipe im Skater-Slang heißt, gebührte David Höschele vom Bauteam. Als nächster stieg dann Jost Arens, amtierender deutscher Skateboardmeister, auf das Brett mit Rollen und führte ein paar Tricks vor. Danach durften am Freitag alle den runderneuerten Skaterpark beim Fellbacher Jugendhaus mit ihren Skateboards und Rollern testen – und nach Lust und Laune auf dem neuen Curb, einem länglichen Block mit Kanten, sliden und grinden, sowie die Pyramide, die sogenannte Hip, befahren. Und weil skaten und sprayen oft Hand in Hand gehen, gibt es jetzt auch ein paar Wände für legale bunte Graffiti.
Ende Juni kam der Beton
Die alte Halfpipe und die Rampe stehen noch, ansonsten ist auf dem Platz neben den Stadtbahngleisen zwischen Jugendhaus und Bocciabahn kein Stein auf dem anderen geblieben. Und das in Rekordzeit. Vom Gemeinderatsbeschluss im April, 12 000 Euro für eine Umgestaltung des Skaterplatzes an der Esslinger Straße bereitzustellen, bis zur Einweihung sind keine fünf Monate vergangen. Dazwischen liegt viel Teamwork beim Bau, der Ende Juni nach der ersten Betonlieferung begann – und ebenso bei der Finanzierung. So hat die Stiftung der Stadtwerke Fellbach 50 000 Euro für das sportliche Projekt zur Verfügung gestellt, das Kreisjugendamt hat 3000 Euro dazu gegeben, weitere 4500 Euro kamen von der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung Baden-Württemberg. „Das Geld der Stiftung und der Stadt ist in den Platz geflossen, mit dem Geld vom Kreis und vom Land haben wir noch einen Wobble gebaut, den auch Anfänger leicht befahren können, und das Einweihungsfest mitfinanziert“, sagte Silke Glamser, die Stadtjugendreferentin.
„Alle haben dazu beigetragen, dass es schnell ging, auch der Bauhof“, sagte Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull bei der Einweihung. „Es ist schön, dass sich nun alle hier austoben können, und ein wenig ist es natürlich auch unser Ziel gewesen, dass der Guntram-Palm-Platz nicht mehr als Skaterplatz herhalten muss“, so die Rathauschefin, die sich selbst mit einem Smiley und dem Schriftzug „Fellbach“ auf der neuen Graffiti-Wand verewigte.
Die Fellbacher Firma Arrows & Beast, ein Unternehmen, das alles hat, was das Skater-Herz begehrt, und die sich auch sozial für die Skater-Community einsetzt, brachte das engagierte Bauteam ins Spiel. „Die haben fast alles von Hand gemacht“, sagte Oliver Merkelbach, der Chef von Arrows & Beast. David Höschele, Vitali Schmuck, Luca Cini und Max Schröer, die aus Fellbach und Umgebung kommen, sind selbst leidenschaftliche Skateboarder und haben bei Skaterparks, wie dem „Nordi“ am Stuttgarter Nordbahnhof, mitgebaut. Das Quartett hat nun auch die im Vorfeld gesammelten Ideen und Wünsche der Fellbacher Skater umgesetzt – mit deren tatkräftiger Unterstützung in der Bauphase und mit dem Einsatz von Bergen von Styropor. „Weil sich unter dem Platz ein Regenwasserüberlaufbecken befindet, mussten wir aufpassen, dass wir insgesamt nicht zu viel Gewicht auf die Fläche bekommen“, sagte der Fellbacher David Höschele.
Also steckt unter der stattlichen und festen Betonschicht der Obstacles, wie die Hindernisse im Skateparcours genannt werden, jede Menge leichter Kunststoff. Zudem hat das Bauteam altes Material verbaut: Granitplatten für den Curb oder Poolrandsteine für die Quarterpipe. Das sieht nicht nur gut aus, sondern komme den Nutzern entgegen, sagte David Höschele mit einem Grinsen. „Der ambitionierte Streetskater mag unterschiedliche Oberflächen.“
Viel Lob, Musik und Aktion
Das große Engagement der Fellbacher Jugendlichen bei der Planung und beim Bau hat Katharina Fuhrer, die Jugendhausleiterin, gelobt. Tatsächlich stecke viel ehrenamtliche Arbeit im Skaterpark, so Silke Glamser. Das galt ebenfalls für die Einweihungsparty, zu der auch der Erste Bürgermeister Johannes Berner gekommen war, außerdem einige Bürgervertreterinnen und -vertreter und viele Skateboarder, die Jüngeren oft mit ihren Familien im Schlepptau. Es gab Musik von DJ Adriano Tropantano aus Schmiden, der sonst die Gitarre bei der Band La Diri zupft, Hotdogs, Saladbowls und Erfrischungsgetränke. Sozialpädagogin Elisa Vitale und Jugendhaus-Mitarbeiter Marian Gawronek hatten zusammen mit dem Fellbacher Nachwuchs alles bestens organisiert.
Gleich nach der offiziellen Eröffnung stieg am Freitag das erste große Event auf der neuen Anlage in Fellbach: Im Rahmen des Stuttgarter Ablegers der internationalen Skateweek fand ein Aktionsabend statt – mit Skaten und Filmvorführungen.
Eine Sportart, für die es auch olympische Medaillen gibt
Sportlich
Ein Skateboard hat zwei Achsen und vier Rollen, wird aber nur selten als reines Fortbewegungsmittel eingesetzt. Das Skateboarding hat sich vielmehr im Lauf der Jahrzehnte zu einer Sportart mit einem reichen Repertoire an Tricks und einer eigenen Kultur entwickelt.
Olympisch
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschloss am 3. August 2016, Skateboarding ins olympische Programm aufzunehmen. 2020 bei den Olympischen Spielen in Tokio wurden erstmals Goldmedaillen in der Sportart vergeben.