Die Syna kontrolliert ihre Hochspannungsleitungen mit Hubschraubern per Sichtflug. Tierbesitzern wird geraten, ihre Pferde oder Schafe auf entfernt liegenden Koppeln unterzubringen.
Über tief fliegende Helikopter müssen sich die Menschen an Rems und Murr in den nächsten Wochen nicht wundern. Doch im Einsatz sind weder der Rettungsdienst noch die Piloten der Polizeifahndung. Stattdessen wollen Techniker des Energieversorgers Syna per Sichtflug aus dem Hubschrauber heraus den Zustand der Freileitungen der Mittelspannungsnetze kontrollieren.
Von diesem Montag an werden insgesamt 11 200 Strommasten abgeflogen, das aus der Luft begutachtete Leitungsnetz hat eine Länge von fast 1600 Kilometern. Mindestens drei Wochen, bis Anfang Juni, sollen die Arbeiten voraussichtlich dauern – abhängig vom Arbeitsaufwand und von der Wetterlage.
Kontrollflüge über Rems-Murr: Helikopter inspizieren Stromnetze
„Wir führen die Kontrollflüge in regelmäßigen Abständen durch, um den Zustand unseres Mittelspannungsnetzes auch von oben zu erfassen“, erklärt Marius Behl vom Assetmanagement der Syna. In einer Mitteilung vergleicht die Netztochter der Süwag Energie AG die Flugaktionen an den Strommasten mit einem Hollywood-Stunt – für eine möglichst gute Sicht können nur wenige Meter zwischen dem Helikopter und der Freileitung liegen.
Der Netzexperte der Syna achtet dabei auf jedes Detail: Wie ist der Zustand der Masten? Sind die Leitungen in Ordnung? Sind die erforderlichen Sicherheitsabstände zwischen Bäumen oder Gebäuden zu den Leitungen gewahrt? Jede Beobachtung wird festgehalten, um nach der Bewertung der Situation über die entsprechenden Maßnahmen zu entscheiden.
Bei seinen Einsätzen ist der Hubschrauberpilot auf das Wetter angewiesen
Eine genaue Eingrenzung, an welchen Tagen der Hubschrauber wo im Einsatz ist, ist nicht möglich: „Bei der Befliegung sind wir auf gutes Wetter angewiesen, und so entscheiden wir zu Beginn eines jeden Flugtages, welche Freileitungen konkret angeflogen werden“, sagt Marius Behl.
Die Einsätze, ausgeführt von der Heli Transair European Air Services aus dem hessischen Egelsbach, dauern in der Regel mehrere Stunden, in denen der Pilot möglichst nah an die aktive Freileitung heran fliegt und die Trasse Meter für Meter kontrolliert. Durch die geringe Höhe während des Hubschrauberfluges ist mit einer entsprechenden Geräuschkulisse zu rechnen.
Für Menschen und Tiere geht von den Flügen laut der Syna keine Gefahr aus. „Alle Sicherheitsvorschriften werden selbstverständlich eingehalten“, sagt der Unternehmenssprecher Hans Reimann. Die Netze seien der Dreh- und Angelpunkt der Energiewende und Voraussetzung für eine regionale und vor allem dezentrale Stromerzeugung. „Ohne grüne Netze gibt es keine grüne Energie“, heißt es bei der Syna.
Tierhaltern wird jedoch empfohlen, in diesem Zeitraum besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Es bietet sich beispielsweise an, Pferde und Weidetiere wie Schafe oder Kühe auf Koppeln unterzubringen, die von den Freileitungen möglichst entfernt sind.