Droht ein Dosenverbot in Deutschland? Foto: Stockah/Shutterstock

Der Begriff "Dosenverbot" sorgt derzeit für Verwirrung in Deutschland, doch die Lage ist differenzierter. Hintergrund ist eine Entscheidung der EU, bestimmte Chemikalien in Verpackungen zu verbieten.

Bisphenol A kommt häufig in Konservendosen, Plastikflaschen und anderen Behältern vor, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Untersuchungen zeigen, dass sich BPA aus den Verpackungen lösen und in die Lebensmittel übergehen kann. Die Chemikalie steht im Verdacht, den Hormonhaushalt zu stören, das Immunsystem zu beeinträchtigen und negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit zu haben.

Aus diesem Grund hat die EU im Sommer 2024 entschieden, BPA in Lebensmittelverpackungen zu verbieten. Das Verbot betrifft also nicht direkt die Dosen an sich, sondern die Verwendung von BPA, das als Weichmacher in vielen Verpackungen verwendet wird.

Was genau ändert sich?

Ab Ende 2024 dürfen in der EU keine Lebensmittelverpackungen, die BPA enthalten, mehr verkauft werden. Das betrifft unter anderem Konservendosen, Trinkflaschen und Plastikbehälter. Die Hersteller haben eine Übergangsfrist von 18 bis 36 Monaten, um BPA-freie Alternativen zu entwickeln und in den Handel zu bringen. Dabei geht es vor allem um die Innenbeschichtungen von Dosen und Kunststoffflaschen, die bisher BPA enthalten.

Dies bedeutet jedoch kein allgemeines Verbot von Dosen. Nur Dosen, die BPA enthalten, dürfen nicht mehr verwendet werden. Es gibt bereits zahlreiche BPA-freie Alternativen, die weiterhin erlaubt sind und verstärkt zum Einsatz kommen sollen – und auch heute bereits zum Einsatz kommen. Zu den sicheren Materialien gehören unter anderem Polyethylen hoher und niedriger Dichte (HDPE, LDPE) sowie Polypropylen (PP).

Warum wurde BPA verboten?

BPA wird seit Jahren als gesundheitlich bedenklich eingestuft. Es ist bekannt dafür, sich aus Verpackungsmaterialien zu lösen und in Lebensmittel zu gelangen. Studien legen nahe, dass BPA den menschlichen Hormonhaushalt negativ beeinflussen kann. Es wird auch mit einer Schwächung des Immunsystems und Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht.

Kritiker, wie die Verbraucherorganisation Foodwatch, begrüßen das Verbot, betonen jedoch, dass es nicht weit genug gehe. Sie fordern, andere Bisphenole, die ähnliche chemische Eigenschaften wie BPA haben, ebenfalls aus Lebensmittelverpackungen zu verbannen.

Welche Auswirkungen hat das auf Verbraucher?

Für Konsumenten bedeutet das BPA-Verbot, dass sich die Verpackungen vieler Lebensmittel und Getränke in den kommenden Jahren ändern werden. Die gewohnte Auswahl an Konservendosen und Plastikflaschen wird nach und nach BPA-frei umgestellt. Die Produktverfügbarkeit könnte in der Übergangsphase möglicherweise eingeschränkt sein, bis geeignete Alternativen auf dem Markt etabliert sind.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich beim sogenannten "Dosenverbot" um ein Missverständnis handelt. Es gibt kein generelles Verbot von Dosen, sondern ein Verbot von Verpackungen, die den Schadstoff BPA enthalten. Ziel ist es, die Gesundheit der Verbraucher zu schützen und sicherzustellen, dass künftig BPA-freie Alternativen verwendet werden.